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Tigernäschen

Kia meldet sich kraftvoll in der Kleinwagen-Klasse zu Wort. Denn der neue Kia Rio ist eine klare Ansage an VW Polo und Co. Erster Test.

mid/brie

Selbstbewusst reckt der Kia Rio seinen Grill - die nun breiter und flacher interpretierte "Tigernase" - in die Autowelt. Mit der gegenüber dem Vorgängermodell verlängerten Motorhaube, dem kürzeren Überhang des Hecks, der steileren C-Säule und der prägenden Schulterlinie steht der Kleine proper auf den Rädern, die je nach Ausstattungsvariante von 15 bis 17 Zoll Felgendurchmesser haben können. Ein gelungen frischer, erster Eindruck.

Wie bei Kia inzwischen üblich, präsentieren sich die Verarbeitung akkurat und die Innenmaterialien hochwertig. Ohne Schnickschnack, sondern einfach klar und gut ablesbar gestaltet, kommen die zentralen Instrumente Tacho und Drehzahlmesser ihren Aufgaben nach: große schwarze Skalen, weiße Ziffern und rote, innen beleuchtete Zeiger.

Je nach Ausstattung übernimmt ein bis zu sieben Zoll großer und mittig nach oben gerückter Bildschirm die Darstellung der Infotainment-Funktionen und der Navigation. Ergänzt wird dieses Cockpit-Ensemble durch sinnvoll angeordnete Bedienelemente, die keine Rätsel aufgeben.

In der Liste der Motoren übernehmen die "dicken" Vierzylinder mit 1,2 und 1,4 Liter Hubraum die Einstiegsmotorisierungen von 84 bis 99 PS, während der schnuckelig schlanke Dreizylinder mit einem Liter Hubraum die Stafette erst mit 100 PS übernimmt oder mit 120 PS noch oben draufsetzt.

Der Knoten ist erst dann zu entwirren, wenn man realisiert, dass ein Automatikgetriebe nur in Verbindung mit dem 1,4-Liter-Motor zu haben ist, und der alte 1,2-Liter-Motor als Lockangebot für den schmaleren Geldbeutel ganz unten in der Preisliste positioniert ist. Beide Vierzylinder kranken daran, dass sie erst bei Drehzahl 4.000 aufwachen, während der kleine Turbomotor mit Direkteinspritzung schon bei 1.500/min sein maximales Drehmoment offeriert.

Was der neue Triebling kann, durfte er beim ersten Aufgalopp in der Nähe von Lissabon zeigen. Wir fuhren die Version mit 100 PS, die laut Datenblatt mit 4,5 Liter Super auf 100 Kilometer auskommen soll. In Verbindung mit seinem leicht und präzise schaltbaren 5-Gang-Getriebe lässt der Drehwurm, der auch schaltfaul gefahren werden kann, kaum Wünsche offen. Diese glückliche Kombination verdient es, dass man sie für den Rio empfiehlt.

Für Kunden, die unbedingt ein Automatikgetriebe haben wollen, lohnt es sich allerdings, mit dem Kauf noch etwas zu warten. Kia arbeitet schon emsig an einem automatisierten Schaltgetriebe, das dann auch mit dem Einliter gekoppelt werden kann. Den Dieselfreunden sei noch mitgeteilt, dass zusätzlich zu den Benzinern zwei 1,4-Liter-Vierzylinder-Turbos mit 77 und 90 PS in der Liste stehen.

Einmal in Fahrt, begeistert der kleine Koreaner durch einen Federungskomfort, der in dieser Fahrzeugklasse nicht häufig anzutreffen ist. Straßenunebenheiten werden prima geschluckt, ohne dass der Rio zu einer Sänfte wird, die bei sportlicher Gangart aufschaukelt und dann überfordert ist.

Die Lenkung vermittelt auf kurvenreicher Strecke guten Bodenkontakt, sie könnte lediglich für das wuselige Fahren in der Stadt einen Tick direkter sein. Der Wendekreis von 10,2 Meter ist akzeptabel, aber für einen Kleinwagen auch keine Meisterleistung.

Mit "Neon", "Titan", "Silber" und "Gold" gibt es in Österreich vier Ausstattungsvarianten für den Kia Rio, für die 100-PS-Variante reduziert sich die Auswahl auf die zwei bestausgestatteten Linien. So ist der Einstieg mit diesem Antrieb erst ab 16.990 Euro (Deutschland: 16.890 Euro) möglich.

Positiv: Obwohl in dieser Klasse kaum anzutreffen, hat Kia beim "Gold" den autonomen Bremsassistenten mit Fußgängererkennung serienmäßig als Teil des "Advanced-Driving-Assistance-Pakets" an Bord, das für alle anderen Ausstattungen für 800 Euro (D: 990 Euro) Aufpreis zu haben ist.

Der Rio ist zwar selbst in der Basisversion nicht ärmlich ausgestattet, macht aber beim Blick in die Preisliste deutlich, dass er längst nicht mehr zu den Billigheimern gehört. Ein Kauf ohne Reue ist der Kia Rio dennoch: Denn das Preis-/Leistungsverhältnis ist wie auch die Qualität stimmig, und sieben Jahre Garantie bietet sonst keiner.

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