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Blitzsauber

Der Opel Ampera-e ist bald bestellbar und hat auf dem Papier die Nase gegenüber der Elektro-Konkurrenz vorn. Wie gut er ist, zeigt der erste Test.

mid/Mst

Mehr als 4.000 Bestellungen für den Ampera-e sind bei Opel im E-Auto-Vorzeigeland Norwegen eingegangen, wo er als erstes an den Start geht, viel mehr als erwartet. Das sorgt zwar für gute Stimmung, bringt aber auch ein Problem mit sich: lange Wartezeiten. Im Herbst 2016 habe er die Vorbestellung abgegeben, erzählt Martin Wallin aus Oslo. Im Dezember folgte die Vertragsunterzeichnung. Im September wird er dann seinen neuen Opel bekommen.

Wallin sieht den Ampera-e zum ersten Mal live und in Farbe, als er zufällig mit seinem Hund Charly vorbeikommt, während unser dunkelroter Test-Stromer zum Foto-Shooting im Osloer Design-Stadtteil Tjuvholmen geparkt ist. Optisch hebt sich der Ampera-e durch wohltuendes Understatement von vielen seiner stromernden Mitbewerbern ab. Er sieht nicht gewollt futuristisch aus.

Auch der Innenraum ist eher zurückhaltend gestaltet. Auffällig sind hier das digitale Kombi-Instrument und das große Display in der schwebenden Mittelkonsole. Da ein Getriebetunnel fehlt, ist viel Luft zwischen Fahrer und Beifahrer. Opel hat hier ein großes Staufach untergebracht.

Ebenfalls gut gelungen: Das zweifarbige Armaturenbrett mit einer Struktur im oberen, hell eingefärbten Bereich, die nicht wie üblich an Leder erinnert, sondern eher eine technische Anmutung hat. Das Material ist weicher als die restlichen Verkleidungen im Innenraum, was einen hochwertigen Eindruck macht. Die restlichen Kunststoffteile sind klassenüblich, mit 4,16 Meter Länge ist der Ampera-e ein Kleinwagen in Corsa-Größe.

Bei der Frage, ob er denn eine Ladesäule zu Hause habe, muss der 53-jährige Wallin schmunzeln. "Ich wohne auf einem Boot", erzählt er. Aber zum kostenlosen Laden könne er ja einfach auf diesen öffentlichen Parkplatz fahren oder an die gebührenpflichtige Schnellladesäule ein paar Ecken weiter.

Das entscheidende Kaufkriterium für Wallin war - neben dem großen Platzangebot - die Reichweite. Mit seinem bisherigen E-Auto kommt er nur rund 50 Kilometer weit, das sei zu wenig. Hier setzt Opel an, um Kunden zu überzeugen: 520 Kilometer ist die offizielle Angabe nach NEFZ, 380 Kilometer nach dem realistischeren WLTP-Zyklus, der in Zukunft für Verbrauchswerte maßgeblich sein wird.

"Wir mussten mit dem Ampera-e Ängste überwinden. Als erstes die Reichweiten-Angst. Zweitens: Die Angst, in einigen Jahren durch eine schwächer werdende Batterie ein nicht mehr alltagstaugliches Fahrzeug zu besitzen. Dass wir acht Jahre lang beziehungsweise bis 160.000 Kilometer volle Garantie für die Batterie und deren Funktionsweise übernehmen, zeigt unser Vertrauen in das Fahrzeug", sagt Chef-Entwickler Rainer Bachen.

Im Praxistest zeigt der blitzsaubere Opel, dass er in Sachen Reichweite und Alltagstauglichkeit die Messlatte für alle Mitbewerber hoch legt. Die Energie-Statistik zeigt nach 271,1 Kilometer Fahrstrecke seit der letzten Aufladung 46,1 kWh Stromverbrauch an, und eine Rest-Reichweite von 125 Kilometer.

Besonders effizient ist dabei die letzte Etappe der Testfahrt vom Osloer Hausberg Holmenkollen hinunter nach Tjuvholmen. Durch Rekuperation kann Energie für zehn weitere Kilometer ins System eingespeist werden.

Zwei Fahrmodi - D (Drive) und L (Low) - stehen bereit. In beiden kann der Fahrer ein Lenkrad-Paddel betätigen, so dass der Ampera-e stärker Energie zurückgewinnt. Nach ein paar Übungs-Kilometern hat man sich daran gewöhnt, vor allem an das starke Abbremsen im L-Modus, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt.

Der Effekt ist so stark, dass die Bremslichter aufleuchten. Wer viel und schnell Autobahn fährt - 150 km/h schafft der Ampera-e in der Spitze - zwingt die Batterieladung natürlich schneller in die Knie.

Doch wie viel Opel steckt eigentlich im Ampera-e, der ein Zwilling des Chevrolet Bolt ist und in Orion, Michigan, gebaut wird? "Der Ampera-e ist eine gemeinschaftliche Entwicklung auf Augenhöhe, an dem Partner aus Nordamerika, Korea und von Opel aus Rüsselsheim gearbeitet haben", sagt Bachen.

Und bringt ein Beispiel: "In Amerika und bei uns in Rüsselsheim wurden unterschiedliche Fahrwerksabstimmungen für den Bolt und den Ampera-E vorgenommen. Unser Ziel war es, das Auto so komfortabel wie möglich abzustimmen, ohne den Fahrspaß, der für europäische Kunden eine große Rolle spielt, aus den Augen zu verlieren."

Dabei kam den Entwicklern die Platzierung der 430 Kilo schweren Batterie an der "richtigen" Stelle - nämlich im Unterboden - natürlich sehr gelegen. "Unsere Abstimmung war so überzeugend, dass sie von den US-Kollegen übernommen wurde. Und sie ist tatsächlich gelungen", sagt der Chef-Entwickler.

Der Opel wirkt ausgewogen, nicht zu straff, aber auch nicht wie eine Sänfte. So kann man mit dem 150 kW/204 PS starken Stromer durchaus Spaß haben, da tun 360 Newtonmeter Drehmoment ihr Übriges.

Opel schickt den Ampera-e ab 24. Juni auch in Deutschland ins Rennen - für 39.330 Euro vor Abzug der staatlichen Umweltprämie und einem Opel-Rabatt. Der Österreich-Preis ist noch nicht bekannt, wird aber in ähnlicher Höhe liegen - rund 35.000 Euro sollte man tatsächlich bezahlen müssen. Kein Sonderangebot, aber ein guter Preis für einen Stromer, der in Sachen Reichweite in seiner Klasse Maßstäbe setzt.

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