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Mercedes S 400 Hybrid & Facelift - schon gefahren

Vorstandsetagen-Trendsetter

Im Zuge des S-Klasse Facelifts wurde nun auch das erste Hybrid-Fahrzeug eines deutschen Herstellers präsentiert, wir bringen die ersten Fahreindrücke.

mid/ec

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Ein Jahrzehnt lang schienen die deutschen Autobauer die Hybrid-Antriebe von Toyota/Lexus zumindest offiziell nicht ganz ernst zu nehmen. Geforscht und entwickelt wurde am Antrieb mit den zwei Herzen aber trotzdem.

Das erste Ergebnis dieser Arbeit kommt von Mercedes, das die Renovierung seiner S-Klasse nach knapp vier Jahren Bauzeit nutzt, um mit dem S 400 Hybrid das erste deutsche Automobil mit dieser Antriebsart auf den Markt zu bringen.

Die Stuttgarter kombinieren ihren 3,5-Liter-V6-Benziner (279 PS) mit einem Elektromotor (15 kW) und realisieren damit einen für die Kombination Luxusklasse/Ottoantrieb respektablen Durchschnittsverbrauch von 7,9 Liter bzw. einen Ausstoß von 186 Gramm CO2 je Kilometer.

Sparen ist teuer: 92.208,- Euro

Wer Sinn für feine Technik mit Sparpotenzial hat, muss für diese, ab 26. Juni erhältliche, Kombination mindestens 92.208,- Euro bezahlen. Mercedes und sein Entwicklungspartner BMW - der 7er Hybrid mit gleichem Hybridmodul jedoch mit Achtzylinder-Benzinmotor folgt später - gingen einen anderen Weg als der Toyota-Konzern und verzichteten auf einen Vollhybridantrieb, mit dem man ein Fahrzeug über kurze Strecken auch rein elektrisch fahren kann.

Der Elektromotor dient hier vielmehr, ähnlich wie bei Honda, der Unterstützung des Otto-Triebwerks in Situationen, die gemeinhin besonders viel Treibstoff kosten: also beim Anfahren und Beschleunigen.

Trotzdem fährt die Hybrid-S-Klasse technisch nicht hinterher, sondern hat einige Schmankerln zu bieten. So kommen zum Beispiel erstmals in einem Serienmodell Lithium-Ionen-Akkus als Speicher zum Einsatz. Diese sind zwar leichter und leistungsfähiger als die von Toyota genutzten Nickel-/Metallhydrid-Batterien, allerdings werden sie auch heißer und galten daher bislang als schwererer beherrschbar.

Mit seiner Leistung von 15 kW/20 PS fällt die Leistung des Lithium-Ionen-Packs im Mercedes jedoch im Vergleich zu einem Vollhybrid - im Lexus LS 600 leistet der Elektromotor 165 kW/225 PS - relativ bescheiden aus, so dass die Ingenieure diesen Schritt wagen konnten.

Gleiten statt Hetzen

In der Praxis merkt man von der Hybrid-Technologie erwartungsgemäß nicht allzu viel: Zum einen schaltet sich der Motor vor einem Halt, etwa an einer roten Ampel, schon unter 15 km/h dank des Start-Stopp-Systems automatisch ab und springt ebenso wieder an, wenn der Fahrer den Fuß vom Bremspedal nimmt.

Und zum anderen zeigt sich ein etwas indifferentes Gefühl beim Bremsen. Dies liegt an der Bremsenergierückgewinnung, denn beim Tritt aufs Pedal bremst zunächst nur der Elektromotor allein, erst anschließend tritt die eigentliche Bremsanlage in Aktion.

Nur 7,9 Liter soll die schwere S-Klasse mit der Hybridtechnik verbrauchen. Um einen solchen Wert aber auch nur annähernd zu erreichen, muss sich der Fahrer sehr auf das System einlassen, d.h. besonders vorausschauend fahren und das Gaspedal nicht über Gebühr durchdrücken. Die gesamte Charakteristik des Autos ist aber so ausgelegt, dass der Fahrer das Auto eher sanft bewegt.

Im Vergleich zum Mercedes S 350, also dem gleichen Fahrzeug nur ohne Hybridtechnik, verbraucht der S 400 im EU-Zyklus 2,1 Liter Treibstoff weniger. Wer allerdings ausschließlich auf sparen aus ist, wäre mit dem S 350 CDI sicher besser bedient.

Der benötigt nur 7,6 Liter vom preiswerteren Dieselkraftstoff und ist mit rund 83.287,- Euro bei allerdings bescheidenerer Ausstattung um einiges günstiger in der Anschaffung. Beim CO2-Ausstoß schlägt der Hybrid den Diesel wegen der geringeren Energiedichte des Benzins jedoch um 13 Gramm.

Trendsetter statt Sparmobil

Das macht deutlich: Der Mercedes-Benz S 400 Hybrid ist kein Fahrzeug für Sparfüchse - wie könnte dies bei einem Modell der Luxusklasse mit all seinen Folgekosten auch funktionieren? Das erste deutsche Automobil mit Hybridantrieb könnte vielmehr Menschen überzeugen, die sich selbst als technologische Trendsetter sehen und diesen Status mit einem guten, "grünen" Gefühl zu verbinden trachten.

Im Zuge der Einführung des Hybrid-Modells wurde die gesamte S-Klasse behutsam überarbeitet und einem Facelift unterzogen. Vorne erkennt man den neuen Jahrgang an einem stärker gepfeilten Kühlergrill, hinten ist die 2009er S-Klasse durch in die Heckschürze integrierte Auspuffrohre zu identifizieren.

Zudem haben nun auch die bereits in der E-Klasse vorgestellten Assistenz-Systeme - u.a. der Adaptive Fernlicht-Assistent, der Spurhalte-Assistent, der Geschwindigkeitslimit-Assistent und der Nachtsicht-Assistent PLUS sowie die Müdigkeitserkennung Attention Assist Einzug gehalten, neu ist auch die automatische Seitenwindstabilisierung.

Das im S 400 Hybrid serienmäßige und für alle anderen Modelle um 1.320,- Euro erhältliche Österreich-Technologiepaket beinhaltet das LED-Lichtpaket (inkl. Intelligent Light System, LED-Tagfahrlicht und adaptiven Fernlichtassistent), das Navigationspaket (inkl. Command APS, Geschwindigkeitslimit Assistent und Linguatronic), das Media Interface, Ambientebeleuchtung und Reifendruckkontrolle. Es bietet einen Kundenvorteil von EUR 4.230,60 (inkl. 10 % NoVA und 20 % MwSt.).

Der erwähnte S 350 CDI ist zugleich das Einstiegsmodell, das obere Ende der Preisliste ist mit dem S 65 AMG 12-Zylinder (612 PS) bei satten 265.322,40 Euro erreicht.

Ausstattung, Technik & Preise

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