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Aus Europa für Europa

Heck- oder Allradantrieb, Sechszylinder-Biturbo, Differenzialsperre: mit dem Stinger bringt Kia ein Auto mit solchen Eckdaten auf den Markt.

mid/kw

Man muss nicht über viertürige Coupés diskutieren, denn nach klassischer Lesart ist ein Coupé kürzer als eine Limousine und hat nur zwei Türen. Doch was mit Mercedes CLS und VW Passat CC einst anfing, hat sich zu einem stabilen Markt entwickelt, in dem sich einige Hersteller tummeln.

Das Gran Coupé der BMW 4er-Reihe oder der Audi A5 Sportback fallen einem da ein, ebenso der kommende VW Arteon. Platz für vier plus großer Kofferraum - und trotzdem eine sportive Linie: Das Rezept schmeckt vielen und beschert den Herstellern gute Umsätze.

Auch Kia mischt bald in dieser Liga mit. Der auch in den USA verkaufte Stinger will kein "Beinharter" sein, sondern ein stilvoller Gran Tourismo, geeignet für aktiven Fahrspaß einerseits und entspannte Langstrecken-Reisen andererseits.

Daher arbeiteten seit einigen Jahren viele hundert Kia-Mitarbeiter an dem gut 4,80 Meter langen Modell - auch in Deutschland: Das fließende, nicht zu aggressive Design etwa entstand im europäischen Designzentrum in Frankfurt am Main. In einem Gebäude unmittelbar neben der Frankfurter Messe entwickeln der europäische Kia-Designchef Gregory Guillaume und Peter Schreyer, der als Konzern-Designchef in Korea, in den USA und Deutschland arbeitet, die Formensprache der Modelle für den europäischen Markt.

Und da Europa auch besonders anspruchsvoll in Sachen Technik ist, arbeiten ebenfalls im Rhein-Main-Gebiet zahlreiche Ingenieure an der Technik der kommenden Kia-Modelle. Das gilt natürlich im Besonderen für die Motorenentwicklung, denn Europa ist ja ein Diesel-Markt, während der Selbstzünder in Asien und Nordamerika wenig gefragt ist.

Geschliffen und optimiert für Europa wurden hier auch die Motoren des Stinger, der als 2,2-Liter-Diesel mit 200 PS kommt, als Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 255 PS und in der Topversion 3.3 T-GDI mit 370 PS und 510 Newtonmetern aus einem V-Sechszylinder-Benziner mit Biturboaufladung. Eine Achtstufenautomatik leitet diese Power an die Hinterachse mit optionalem mechanischem Sperrdifferential oder - falls gewünscht - in ein elektronisch gesteuertes Allrad-Antriebssystem.

Um Motor, Getriebe, Bremsen, elektronischen Regelsystemen und Fahrwerk jenen Feinschliff zu geben, der im starken europäischen Konkurrenzumfeld für den Erfolg nötig ist, forderten Albert Biermann, der bei Kia für Fahrzeugtests und Hochleistungs-Fahrzeuge verantwortlich ist, Stinger-Prototypen und Vorserienfahrzeugen alles ab.

Immer wieder wurden die Erprobungsfahrzeuge in geschlossenen Containern zum Testcenter am Nürburgring gebracht, wo alle Komponenten optimiert, auf der Nordschleife erprobt und Schritt für Schritt zum Optimum entwickelt wurden.

Mehrere Monate verbrachten die Erprobungsfahrzeuge auch in Lappland nahe dem Polarkreis. Wie viele Fahrzeughersteller und Zulieferer unterhält das Unternehmen hier ein Testcenter, um auf dem blanken Eis zugefrorener Seen die elektronischen Regelsystem zu optimieren und all jene Problemstellen zu entdecken, die bei extrem niedrigen Temperaturen auftreten können.

Sei es eine streikende Zentralverriegelung oder ein Sensor, der im Antriebsstrang oder der Fahrstabilitätsregelung Dienst tut. Testrunden in extrem heißer Umgebung und natürlich Dauererprobungsfahrten über deutsche Autobahnen zählen auch zum Erprobungsprogramm.

Ende 2017 kommt der Stinger in den Handel. Er ist sicherlich eines der wichtigsten Autos, die Kia bisher gebaut hat. Denn er tritt selbstbewusst in Konkurrenz zu Produkten deutscher Premiummarken. Dass er das Kia-Logo trägt, aber in Europa von Europäern auf diese Aufgabe vorbereitet wurde, kann ihm da - mit allem Respekt vor dem Können der Ingenieure in Korea - sicher nicht schaden.

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