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Vereinigte Staaten von Smart

Smarts, so weit das Auge reicht: 523 der flinken Kleinen sind zum Jahrestreffen "Smart Times" - diesmal nach Spanien - gekommen.

mid/brie

Mal ganz ehrlich: Würden Sie mit einem kleinen Smart von Norwegen nach Spanien fahren? Oder von Russland aus? Für "echte" Smart-Besitzer scheint das kein Problem zu sein. Denn ihnen ist es völlig egal, wo in Europa das nun schon legendäre Clubtreffen seine Zelte aufschlägt. Für fast 3.000 Clubmitglieder aus 31 Nationen ist es ein Muss, Mitte Juni im spanischen Salou anzureisen, das eineinhalb Autostunden südwestlich von Barcelona an der Costa Dorada liegt.

Vor 17 Jahren ging es mit den "Smart Times" in Wien los. Dort gastierte das Ereignis zehn Jahre lang, seitdem wechseln die Veranstaltungsorte munter quer durch Europa. 2017 ging es nahezu zeitgleich auch im Reich der Mitte zur Sache, was aber einige Smart-Chinesen nicht davon abhielt, nach Salou zu reisen. Sie kamen aber nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flieger nach Europa, wie auch die Teilnehmer aus Südkorea und Mexiko.

Was genau muss man sich unter "Smart Times" vorstellen? Am besten eine Mischung aus Kirtag, Wanderzirkus und Open-Air-Konzert, bei der sich alles um die Marke Smart dreht. Alle jemals gebauten Smart-Baureihen sind vertreten - auch die seltenen Crossblades (z.B. Bild oben), die völlig ohne Dach und Windschutzscheibe auskommen müssen. Der nur offene Smart machte beispielsweise einem Hardcore-Pärchen aus Norwegen überhaupt nichts aus, allen Wetterzonen von Skandinavien bis Katalonien zu trotzen. Selbst ein ergiebiger Wolkenbruch in Frankreich war kein Grund aufzugeben.

Die Grundidee hinter dem Event: Die Markenclubs wollen sich einmal im Jahr treffen, um sich über Grenzen hinweg auszutauschen und ihre besondere Form der Fortbewegung gebündelt zu demonstrieren. Und sie tun es so intensiv, dass der Motor ihrer Begeisterung längst im roten Drehzahlbereich angekommen ist. Die Daimler AG als Hersteller der putzigen Autos unterstützt das Freudenfest der Smart-Enthusiasten mit angemessenem Volldampf. Aber Smart-Chefin Annette Winkler (Bild oben) muss nicht von der Begeisterung angesteckt werden: Sie ist seit dem Antritt in ihrer Position eher Infektionsherd der unheilbar scheinenden "Smarteritis", als passiv Infizierte.

Es bereitet ihr sichtlich Freude, dass in Kürze auch das elektrisch angetriebene Smart-Cabrio summend auf den Markt rollt. Nur auf die Frage, ob es denn jemals wieder einen Smart Roadster geben wird, wechselt ihre Euphorie in sichtbare Enttäuschung: "Wir würden ihn gern bauen, aber wenn wir davon pro Jahr nicht mindestens 25.000 Stück verkaufen können, dann rentiert es sich nicht." Winkler wird auch nicht müde zu verkünden, wie sie den Nutzwert künftiger Smart-Besitzer im urbanen Bereich erhöhen will. Die Verbindung zwischen Smartphone und Smart biete ungeahnte Möglichkeiten, wie privates Carsharing ohne Schlüsselübergabe oder das Ordern von Tanken und Waschen, zu dem das Fahrzeug abgeholt wird.

Dass der DJ mit voller Dröhnung "Highway to Hell" von AC/DC durch die Lautsprecher am Startplatz presst, ist eine glatte Themenverehlung. Der Weg zur Hölle passt einfach nicht zu dieser fröhlichen Gemeinschaft von Enthusiasten.

Die spanische Stadt gerät in positivem Sinn aus den Fugen, als der Tross von 532 Smart-Fahrzeugen von der Straße an der prächtigen Strandpromenade Besitz ergreift. Und schon schwappt die ausgelassene Freude der Smartisten reflexartig von den Passanten und den neugierigen Fensterguckern zurück.

Diese skurrile Parade könnte vielfältiger nicht sein, denn kaum ein Auto defiliert ohne Accessoirs. An den Smarts flattern Fahnen, die manchmal größer sind als die Autos selbst, wir sehen als Anhängsel auch Luftballons, Pferdeschwänze und bunte Bänder.

Oder kuriose Anhänger, die sogar aus dem Heck eines Smart Roadster gezimmert sein können. Egal, welche National-Flagge im Fahrtwind knattert, die Insassen winken den anderen Teilnehmern durch die stets offenen Fenster oder die entfernten Dachelemente herzlich zu, als ob sie alte Freunde treffen würden.

Mittendrin ein Smart-Fan aus Holland, der sich für 3.500 Euro extra einen Spezial-Auspuff fertigen ließ, weil ihm sein sportlicher Brabus-Smart mit 110 PS einfach zu unverbindlich säuselte. Dazwischen ein zum Papamobil umgebauter Smart in Papstweiß und einer in der Farbe pink - drin eine Dame, die Miss Piggy zum Verwechseln ähnlich sieht.

Die Beifahrer und Beifahrerinnen stehen in den Fahrzeugen und lassen ihrem Überschwang mit rudernden Armen und Küsschenwerfen freien Lauf. Für die "Smart-Times"-Teilnehmer ist der Smart nicht nur ein praktisches Fortbewegungsmittel, sondern das mobile Trägermaterial für Lebensfreude. Alle Altersgruppen sind vertreten.

Und der Strom der fröhlich hupenden Smarts endet einfach nicht. Irgendwann macht sich beim Beobachter der Parade der Verdacht breit, dass hier nicht ein halbes Tausend Autos unterwegs ist, sondern die gesamte Produktion seit 1998. Auf der Show-Bühne am Strand wechseln sich durchgehend bis Mitternacht Trommler, Flamenco-Tänzer, LED-Dancer und Smartisten ab.

Das ganze Spektakel endet mit einem fulminanten Auftritt des australischen Pop-Duos Nervo, das rund 4.000 Besucher mit ihrer Musik in den Bann zieht. Aber wer wollte sich an diesem friedlichen Bild der omnipräsenten Smart-Invasoren stören?

Die multikulturelle Smart-Gemeinde aus aller Herren Länder zelebriert an diesen megaheißen Sonnentagen in Spanien wohl mehr Völkerverständigung, als es politische Debattierclubs mit meist sehr theoretischen Parolen erreichen können.

Salou ist für ein Wochenende Herberge für die "United States of Smart". 2018 machen sie allesamt in Frankreich weiter. Dann trifft sich die große Anhängerschaft des kleinen Autos im elsässischen Hambach - in der Produktionsstätte des Smart zum 20. Geburtstag ihrer geliebten Kultmarke.

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