AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Schnelle Maus

Der auf 200 PS aufgepowerte Ford Fiesta ST200 macht mit exklusiver Grau-Lackierung auf "schnellste Maus von Köln". Wir steigen ein zum Test.

Bernhard Reichel

Vier Meter kurze, wendige und knapp über eine Tonne leichte Knallbüchsen gibt es einige. Dennoch stellt Ford mit dem Fiesta ST200 das wohl rundeste Paket dieser Art auf die Räder.

Zum vierzigsten Geburtstag und als Abschiedsedition des aktuellen Modells steht nun der stärkste Fiesta der bisherigen Firmengeschichte vor uns. Aber der ST200 ist deutlich mehr als nur Kosmetik. Die Entwickler haben nochmals an allen wesentlichen Ecken nachgeschärft.

Wie schon der Name vermuten lässt, leistet der aus dem ST bekannte 1,6-Liter-Turbomotor dank 18 Zusatzpferden nun ansehnliche 200 PS. Schon vor zehn Jahren haftete beim Fiesta ST150 die PS-Angabe am Nachnamen.

Dank zweitem Einlassschlauch und entsprechend geändertem Luftfilterkasten erhalten die Brennkammern im ST200 die doppelte Luftzufuhr. Natürlich wurde auch die Software an die entsprechende Gemischbildung angepasst, Start-Stopp-System gibt es keines. 6,7 Sekunden auf Tempo 100 sind 0,2 Sekunden flotter, die Höchstgeschwindigkeit gibt Ford offiziell weiterhin mit 230 km/h an.

Die Karosserie liegt wie beim ST um 15 Millimeter tiefer als jene der Normal-Fiestas, das Fahrwerk wurde aber für den 200er nochmals straffer abgestimmt. Die elektromechanische Servolenkung haben die Ingeniere direkter ausgelegt. Das ESP lässt sich dreistufig entschärfen.

Exklusiv für den ST200 montierte man eigens designte und stets in Schwarz gehaltene 17-Zöller. Ebenfalls nicht verhandelbar ist die Außenfarbe "Storm Grau".

Im ohnehin sportlichen Innenraum betrieb man nur Feintuning. Am vordergründigsten fallen die speziell für den ST200 straffer ausgepolsterten und neu bezogenen Sitze von Recaro auf.

Rote und silberne Nähte zeugen vom ganzheitlichen Farbkonzept des Sondermodells. Vor dem Schalthebel platzierte Ford eine handgefertigte Plakette als ST200-Branding.

Der ST fährt stets als Dreitürer vor. Der Einstieg auf die Rückbank ist dadurch mühsamer, dafür ist die Optik sportlicher und das Gewicht etwas geringer.

Das Kofferraumvolumen geht mit 290 Litern in Ordnung. Die nicht ganz übersichtliche Sammlung von Schaltern und der kleine, immerhin optimal positionierte, Monitor am Armaturenträger sind die einzigen Bedienungs-Schwachpunkte.

Die Musik spielt ohnehin vorne. Der am Saugrohr angeflanschte Sound-Symposer endet direkt im Fahrgastraum und verschärft den wunderbaren, turbobetonten Motorklang.

Die Modifikationen an Fahrwerk und Lenkung sind deutlich spürbar. Fahrbahnunebenheiten rütteln und schütteln einen schön durch und erinnern an die Abstimmung eines bayerischen Autoherstellers. Die direkte Lenkung und das fette, kleine Lenkrad machen Laune.

Spätestens, wenn im dritten und vierten Gang per Overboost für maximal zwanzig Sekunden sogar 215 PS an die Vorderräder geschickt werden, geht die Fiesta in die Happy Hour. Dann liegen auch üppige 320 Nm Drehmoment an (sonst 290 Nm).

Die Kombination von ordentlich Druck aus dem Drehzahlkeller und dem kurz übersetztem Getriebe harmoniert so spaßig, dass man immer wieder einfach so bis 50 km/h alle Gänge durchschaltet. Das kürzere Getriebe ist wohl der überraschendste Spaßoptimierer. Zugleich lässt sich der ST200 auch äußerst schaltfaul fahren.

Das besondere am Ford Fiesta ST200 sind nicht nur die besten Zutaten, sondern deren fast konkurrenzlos perfekte Zubereitung. Das Fahrverhalten ist sehr neutral und agil, die Leistung ringt nicht mit der Lenkung um die Vorherrschaft der Vorderachse.

Am Kurvenausgang gibt es auch bei Vollgas viel Grip, Torque Vectoring sei Dank. Fahrwerk, Bremsen, Getriebe, Lenkung, Kraftentfaltung, alles reagiert wie ein verlängerter Arm des Piloten. Der Testverbrauch von 7,5 Liter geht ebenfalls mehr als in Ordnung.

Der Preis von 28.300 Euro ist allerdings selbstbewusst, das sind 5.650 Euro Aufpreis gegenüber dem 182 PS starken ST. Da der Nachfolger für September 2017 terminisiert ist, kommt der ST200 in limitierter Stückzahl von rund 500 Stück.

Weshalb sich sein höherer Preis beim dereinstigen Weiterverkauf doch wieder rechnen könnte, denn vom Normal-ST wurden satte 30.000 Stück gebaut. Fünf Jahre Garantie gibt es obendrauf - die allerdings für jeden Ford.

Plus
+ kraftvoller Motor mit feinem Klang
+ straffes, hoch agiles Fahrwerk
+ knackig-kurze Getriebeübersetzung
+ braver Verbrauch
+ tolle Recaro-Sitze

Minus
- hoher Aufpreis gegenüber Fiesta ST

Resümee
Der Ford Fiesta ST200 ist ein perfekter Fluchtwagen aus dem Alltag. Lenkung und Getriebeübersetzung zeugen vom Mehrwert, dicht gefolgt vom strafferen Fahrwerk. Der Aufpreis ist spürbar, die Werthaltung sollte diesen dank geringer Stückzahl allerdings rechtfertigen - solange man auf die schnelle Maus gut aufpasst.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Wer einen neuen Golf braucht, sollte jetzt schnell sein. VW bietet den Rabbit samt All-inklusive Package für fünf Jahre ab € 399,– monatlich an – ganz ohne Anzahlung. Viel Zeit lassen sollte man sich aber nicht.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Diesel um 1,169 Euro? Ein Fehler!

Billigdiesel führt zu Ansturm auf Tankstelle

Am 29. Jänner fuhren zahlreiche Diesellenker nach Horn zum Spritsparen. Eine Tankstelle hatte einen fehlerhaften Preis ausgewiesen – erst am 30. Jänner in der Früh wurde der Lapsus bemerkt. Glück gehabt: Zurückzahlen müssen die Glücklichen die Differenz nicht.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Afra Porsche von der Letzten Generation und Gerhard Lustig vom Volksbegehren "Kosten Runter!" diskutieren bei Wolfgang Schiefer darüber, ob Autofahren günstiger werden muss, wie man alle Menschen mobil machen kann und wer das Ganze zahlen soll.