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Volks-GTI

Mit knapp vier Metern Länge und fairem Preis ist der VW Polo GTI näher an der GTI-Idee als der Golf selbst. Wir testen den neuen Volkssportler.

Dieter Schwab/mid

Es war nicht der erste, aber ganz sicher der erfolgreichste Versuch, aus einem Großserienfahrzeug einen kompakten Sportler zu basteln. 2016 feiert der VW Golf GTI 40. Geburtstag.

Aber er hat sein ursprünglich sehr kompaktes Format längst verlassen und ist preislich ziemlich entrückt. Zum Glück ist der Polo GTI angetreten, diesen Platz wieder zu besetzen.

Der kommt dem Ahnen konzeptionell näher, auch wenn er mit seinen Abmessungen und seinem Gewicht schon deutlich über dem Ur-GTI liegt.

1.280 Kilogramm muss der 141 kW/192 PS starke Vierzylinder-Benziner bewegen. Der Kompromiss von sportlicher Fahrdynamik und voller Alltagstauglichkeit ist gelungen, auch wenn die Erwartungen an Komfort und Platzangebot zurückgeschraubt werden müssen.

Der Nachteil der Sportlichkeit ist unter anderem ein auf 204 Liter reduziertes Kofferraumvolumen, weil die Batterie für eine bessere Gewichtsverteilung nach hinten gewandert ist. Auch die Fahrwerksanpassungen bleiben nicht ohne Folgen für den Komfort.

Als GTI liegt der Polo 15 Millimeter näher an der Straße. Stärkere Stabilisatoren verringern die Wankneigung in Kurven, lassen den kleinen Flitzer - im Zusammenspiel mit härteren Dämpfern - aber auch spürbar trockener abrollen.

Das ist kein zu hoher Preis für das Plus an Fahrfreude - und von der angepeilten Kundschaft auch absolut gewollt. Denn der potente Volkswagen setzt sich mit 192 PS Leistung und 250 Nm Drehmoment wirkungsvoll in Szene.

Er ist nicht nur ungemein schnell auf Geschwindigkeit (0-100 km/h in 6,7 Sekunden), sondern auch stabil und flott in der Kurve.

Das Untersteuern konnte dem Polo GTI nicht vollständig ausgetrieben werden, doch wurde es soweit reduziert, dass schon ein leichtes Lupfen des Gaspedals einen sanften Lastwechsel auslöst, der den Kleinwagen williger einlenken lässt.

Ob man sich für das Doppelkupplungsgetriebe entscheidet, das im Testwagen die Gänge sortierte, ist nicht nur eine Geschmacks- oder Geldfrage (1.475 Euro Aufpreis).

Denn mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe findet man vielleicht nicht ganz so schnell in die passende Übersetzung, wie mit den DSG-Schaltpaddeln, aber dafür herrscht der Fahrer beim manuellen Getriebe über 70 Nm mehr Drehmoment als in der Automatik-Version.

Keine Sorge - der Wunsch nach mehr kommt mit keiner der beiden Versionen auf. Dafür sorgt der neue Motor. Statt des 1,4 Liter großen Vierzylinders aus dem Vorgänger spendierte VW dem Polo GTI den auf 1,8 Liter Hubraum reduzierten Ableger der Zweiliter-Maschine im Golf.

Der hängt schon früh sauber am Gas, weil sein maximales Drehmoment bereits bei 1.250/min bereit steht. Entsprechend früh legt das DSG den jeweils nächsthöheren Gang ein, wenn ihm nicht mit durchgedrücktem Pedal oder über die Taste des "Sport Performance Kit" (290 Euro Aufpreis) eine andere Gangart abverlangt wird.

Dann entscheidet sich das DSG öfter für die kürzer übersetzten Gänge, die Dämpfer werden härter und die elektromechanische Lenkung liefert mehr Rückmeldung. Doch egal ob man zügig oder gemütlich hochbeschleunigt, ein Turboloch kennt das bis 6.500/min drehfreudige Antriebsaggregat nicht.

Beim Verbrauch hingegen macht das einen deutlichen Unterschied. Um deutlich unter acht Liter Benzin auf 100 Kilometer zu kommen, muss man das Gaspedal streicheln und auf der Autobahn in der rechten Spur trödeln.

Der Testdurchschnitt von 7,9 Litern ist ein Stück weit von dem entfernt, was Volkswagen auf dem Prüfstand als Normwert (5,6 Liter) erreicht hat. Wer häufig die Leistung ausschöpft, wird in den zweistelligen Bereich vordringen.

Bleibt noch die Frage nach dem Preis für das Vergnügen, einen 192 PS starken Polo zu fahren. Für 23.990 Euro (Deutschland: 22.275 Euro) ist man dabei, das Siebengang-DSG des Testwagens kostet 1.600 Euro (Deutschland: 1.475 Euro) Aufpreis.

In Zusatzausstattung muss nicht unbedingt investiert werden, der GTI hat bereits alles Wichtige an Bord - von Klimaautomatik über elektronische Differenzialsperre bis zu 17-Zöllern.

Plus
+ kraftvoller Turbomotor
+ sportliche Federung mit gutem Restkomfort.
+ agiles Fahrverhalten
+ soveräne DSG-Automatik
+ sehr wirksame Bremsen
+ vernünftiger Preis

Minus
- verkleinerter Kofferraum
+ relativ hoher Verbrauch

Resümee
Der VW Polo GTI hat das Staffelholz vom Golf GTI als leistbarer Kompaktsportler übernommen. Ein Sechser-Wert für die Beschleunigung und 10.000 Euro Ersparnis gegenüber dem Sport-Golf untermauern diese These wohl nachhaltig.

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