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Offen für Schnee

Die winterliche Witterung kam uns gelegen für unseren Test des Mercedes C-Klasse Cabrios, das mit Allradantrieb und dick gefüttertem Verdeck antritt.

Bernhard Reichel

Der Opel GT war die Corvette des kleinen Mannes, das Fiat Coupé nährte den roten Traum aus Maranello. Das S-Klasse Cabrio fürs Volk bietet Mercedes in Form des C-Klasse Cabrios lieber gleich selbst an.

Trotz AMG-Paket steht der kleine Bruder nicht protzig da, sondern offenbart schiere Eleganz. Perfekte Proportionen, gut dosierter Chromeinsatz und selbstbewusstes Design ohne Aggressivität werden den Benz auch in zehn Jahren noch frisch wirken lassen.

Im Winter SUV, im Sommer Cabrio, dass muss nicht mehr sein. Wer Allrad, Diesel und Automatik im Cabrio sucht, muss nicht mehr gleich zum dicken Range Rover Evoque Cabrio greifen. Diese drei Faktoren und die zusätzlich versteifte Karosserie treiben aber auch beim C 220d 4Matic Cabrio das Gewicht auf 1,74 Tonnen Eigengewicht. Mit 4,7 Metern Länge ist das offene C sogar das kleinste Cabrio von Mercedes-Benz.

Obwohl es im Mercedes-Regal inzwischen eine Zweiliter-Variante mit 194 PS und 400 Nm Drehmoment gibt, arbeitet hier noch der gereifte 2,2-Liter-Selbstzünder mit 170 PS und ebenfalls 400 Nm. In 8,3 Sekunden beschleunigt das Cabrio so auf Tempo 100 und endet erst bei 231 km/h.

Wie schlägt sich das neue Cabrio in der kalten Jahreszeit? Legt man die 1:1 teilbare Rückbank um, bekommt man quer gerade noch seine Schi ins Auto. Je nach Verdeckposition passen dann aber nur noch mehrere kleine Gegenstände in den 285 bis 360 Liter fassenden Kofferraum.

Der serienmäßige elektrische Gurtbringer reicht einem höflich und durchaus hilfreich den Gurt. Rau erwacht der Nagler auf Knopfdruck und produziert auffallend schnell Wärme für die Heizung. Bis dahin hilft die dreistufige Sitzheizung aus, die sich bald ungefragt selbst deaktiviert.

Scheint die Sonne, lässt sich auch das Verdeck öffnen, dass geht in 20 Sekunden und bei Bedarf auch bis 50 km/h. Bei niedrigen Geschwindigkeiten dringt kaum eisiger Wind zu den vorderen Gästen.

Die Nackenheizung "Airscarf" hält einem die Ohren warm, der "Aircap" genannte Windschutzscheibenspoiler nützt primär den Fondpassagieren - beide Goodies sind gegen Aufpreis erhältlich. Lediglich eine Lenkradheizung ist für das C-Cabrio nicht zu haben.

Auf der Autobahn mit wieder kuschelig geschlossenem Verdeck geht es auffallend ruhig zu, dem optionalen mehrlagigen Akustikverdeck sei Dank. Das Fahrwerk liegt 1,5 Zentimeter tiefer als in der Limousine und ist auffallend straff und sportlich abgestimmt.

Die in Verbindung mit dem Sportfahrwerk orderbare Sport-Direktlenkung lenkt sich vor allem bei höheren Geschwindigkeiten sehr angenehm, die serienmäßige Neungang-Automatik arbeitet effizient und sanft. Die Bedienung per Hebel hinter dem Lenkrad weiß man sehr schnell zu schätzen. Schade nur, dass die Segelfunktion nur im Eco-Modus aktiv wird, was uns auch zum Testverbrauch von sieben Litern führt - zwei Liter mehr als die Werksangabe.

Allradantrieb ist bei hohem Drehmoment nicht nur auf Eis und Schnee sinnvoll, da genügt schon eine feuchte Fahrbahn, außerdem bereitet dessen heckbetonte Auslegung ordentlich Freude. Durch den Schnee driften wird zum absoluten Kinderspiel.

Das Pre-Safe-System (wenn geordert) bleibt jedoch ernst und mischt sich immer wieder kurz ein, zieht etwa die Sicherheitsgurte stramm. Während der Testzeit fielen immer wieder kurzzeitig Assistenz-Systeme aus, sogar ESP und ABS, vermutlich aufgrund von Verschmutzung. In der neuen E-Klasse sind deren Sensoren deshalb beheizt.

Wenig Freude machte der Toter-Winkel-Warner aufgrund seiner übertriebenen Vorsicht. Das justierbare System in der neuen E-Klasse ist deutlich besser gelöst.

Das C 220 d 4MATIC Cabrio startet bei 47.950 Euro, wer keinen Allradantrieb wünscht, ist mit 41.750 Euro deutlich günstiger dran, dann wird allerdings auch die formidable Neungang-Automatik durch ein profanes Sechsgang-Schaltgetriebe ersetzt. Serienmäßig sind so oder so Extras wie Brems- und Müdigkeitassistent, automatische Gurtbringer und sogar LED-Scheinwerfer an Bord.

Den Aircap gibt es für 907 und die Nackenheizung Airscarf für 605 Euro oder gemeinsam im "Cabriolet Komfort-Paket" für 1.380 Euro. So oder so ist dafür die Sitzheizung für 428 Euro Voraussetzung und eine Kombination mit den AMG-Sitzen nicht möglich.

Die auf 66 Liter vergrößerte Tankkapazität für 63 Euro sollte man einrechnen. Ein Windschott gibt es für 391 Euro. Das empfehlenswerte Akustikverdeck kostet 328 Euro und ist gleich in vier Farben wählbar. Das Sportfahrwerk mit Sport-Direktlenkung bekommt man für 447 Euro extra.

Plus
+ motivierter Dieselmotor
+ hervorragender Allradantrieb
+ fein arbeitende Neungang-Automatik
+ gut gedämmtes Verdeck
+ edle Materialien, feine Verarbeitung
+ sehr gelungenes Design

Minus
- Gewicht treibt Verbrauch in die Höhe
- teils komplizierte Bedienung
- übereifriger Toter-Winkel-Assistent

Resümee
Diesel-Allrad-Cabrios wie das Mercedes C 220d 4Matic Cabriolet sind eine seltene Art, die Umsetzung durch Mercedes ist jedenfalls souverän. Vier angetriebene Räder machen bei 400 Nm Drehmoment nicht nur im Winter Sinn, wenn man perfekte Traktion in allen Lebenslagen wünscht.

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