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Rudolfsburg

Begehrlich proportioniert, edel verarbeitet und sauschnell geht der Porsche Panamera in die zweite Generation. Wir testen den V8-Diesel mit 422 PS.

Bernhard Reichel

Nach sieben Jahren steht nun die zweite Generation des Porsche Panamera beim Händler. Auf knapp über fünf Meter wuchs der schnelle Reisewagen an. Optisch haben die Zuffenhausener ihr Flaggschiff in eine wohlproportionierte Skulptur verwandelt.

Normalerweise würden männlichen Instinkte erst gemeinsam mit dem Vierliter-V8 geweckt, doch diesmal springen sie schon auf den knackiger Hintern des neuen Panamera an. Das ist vor allem bemerkenswert, da die bucklige Heckansicht des Vorgängers es vielen schwer machte, den Panamera als echten Porsche zu akzeptieren.

Die zweite Generation hat nun ein richtig schönes Coupe-Heck, das von der Seite betrachtet auch direkt vom aktuellen 911er stammen könnte. Dazu endlich dezente Rückleuchten, die ein durchgehendes Leuchtband verbindet. An der Front tat sich weniger, immerhin war sie ja schon stimmig genug.

Im Innenraum hat man ebenfalls radikal umgebaut. Zwar fühlt man sich gleich heimisch, aber statt der vielen Schalter auf der ergonomisch erhöhten Mittelkonsole sind Wunscheinstellungen nun größtenteils über Menüs vorzunehmen. Entsprechend dominant ist der 12 Zoll große Monitor, das aus 918 und 911 bekannte Lenkrad ziert den Innenraum.

Die porschig-tiefe Sitzposition unterscheidet den Panamera von seinen Nobellimousinen-Konkurrenten. Platz haben alle Passagiere, vor allem in der Breite. Die Fondgäste freuen sich dank längerem Radstand über mehr Beinfreiheit in ihren elektrisch verstellbaren Einzelsitzen. Außerdem haben auch diese über einen Touchscreen Zugriff auf sekundäre Fahrzeugeinstellungen. Die Verarbeitung und Materialwahl ist generell vom Feinsten.

Genügend Platz bietet der großzügig zugängliche Kofferraum mit elektrisch arbeitender Heckklappe. Die hohe Ladekante wird erst von der Kombiversion Sport Turismo entschärft. Wer die Fondsitze umklappt, vergrößert das Ladevolumen von 495 auf 1.304 Liter.

Unter der Haube unseres Testwagens steckt der V8-Biturbo als Diesel, 422 PS stark und mit aberwitzigen 850 Nm enorm drehmomentreich. Damit presst man sich - auch dank serienmäßigem Allradantrieb - in 4,5 Sekunden auf Tempo 100, und mit 285 km/h fährt man den schnellsten Seriendiesel. Leider ist der Motor völlig unter Plastik verborgen.

Gestartet wird schlüssellos. Die klassische Start-Drehung links vom Lenkrad fällt damit aber nicht weg, sie wurde in Form einer seltsamen Lösung erhalten: Eine Nachbildung des Schlüssels steckt nun fest im "Zündschloss". Da wäre ein Startknopf konsequenter und würde obendrein nicht auch noch Amateurdiebe zum Glasbruch verlocken.

Zwar ist der Panamera nach wie vor ein mächtiges Schiff, aber er wirkt viel handlicher als der Vorgänger. Und dank besserem Radeinschlag wurde das Einparken definitiv einfacher.

Am Handling merkt man, dass man mit dem Zweitonner kein Leichtgewicht fährt, der Grenzbereich liegt jedoch viel weiter entfernt als der Kopf ihn vermutet. Zwar ist der Panamera natürlich kein reinrassiger Sportwagen, die Straßenlage dennoch abartig gut. Die Kurvengeschwindigkeiten sind teils höher als bei üblichen Verdächtigen. Die Lenkung ist schön direkt und auch die Bremsen beißen bei festem Tritt aggressiv zu.

Der V8-Biturbo-Diesel ist von der feinsten Sorte. Selbst im Normalmodus geht das Ding mit seinem flottem Doppelkupplungsgetriebe ab wie ein Tesla und zeigt auch bis in den sehr hohen Geschwindigkeitsbereich keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Richtig viel Kraft in allen Lagen und Gängen, so muss dass sein. Endlich mal ein Selbstzünder, den man auch gerne ausdreht. Das Triebwerk schnurrt und gurgelt erregt vor sich hin - wenn auch sehr leise.

Es muss ja nicht gleich eine furchteinflößende Untermauerung der abartigen Performance sein, aber etwas mehr aus der gewohnten Trickkiste der Sounddesignpioniere wäre schon drin gewesen.

Wer glaubt, die angebenden 6,7 Liter Verbrauch seien richtig realitätsfremd, wird überrascht. Zwar sind ehrlich getestete 8,5 Liter eine relativ große Abweichung, aber in Relation ein Spitzenwert. Selbst, wenn man es zwischendurch ordentlich krachen lässt, überschreitet man die Zehnliter-Marke kaum.

Das Start-Stopp-System arbeitet für seine Preisklasse recht langsam und schaltet den Motor schon im Rollen ab, was im Idealfall Sprit spart, aber am gemütlichen In-die-Kreuzung-sehen und danach spontanem Losfahren hindert. Deaktivieren lässt es sich nur noch in einem der zahlreichen Untermenüs.

Diesbezüglich schnellere Abhilfe schafft der Sportmodus, der sich am Lenkrad aktivieren lässt. Die Rückfahrkamera liefert ein akzeptables Bild, ist in der Premiumliga aber nicht mehr Stand der Technik.

Satte 138.561 Euro kostet der 4S Diesel. Serienmäßig an Bord sind etwa LED-Scheinwerfer, Kopf- und Knieairbags, Navi, Ledersitze, Tempomat, Einparkhilfe, elektrische Heckklappe, Licht- und Regensensor.

Traditionell lang ist die Aufpreisliste mit unter anderem Hinterachslenkung für 2.409 Euro, Matrix-LED-Scheinwerfern für 2.366 Euro, Panoramadach für 2.480 Euro, Heckscheibenwischer für 406 Euro, Sportsitze für 3.839 Euro und schlüsselloser Start für beachtliche 1.289 Euro. Leider findet sich kein Head-up-Display auf der Liste.

Plus
+ brachialer Dieselmotor mit hervorragender Laufkultur
+ relativ betrachtet sehr sparsam
+ tolle Straßenlage
+ nunmehr echtes Porsche-Design

Minus
- echter Luxus findet sich erst in der endlosen Aufpreisliste
- kein Head-up-Display lieferbar

Resümee
Mit dem neuen Panamera hat Porsche fast alles noch besser gemacht. Der bärenstarke V8-Dieselmotor liefert anspruchsvolle Fahrleistungen bei angemessenem Verbrauch. Die Schalterwüste wurde stark reduziert und durch diverse Menüs im Touchscreen ersetzt - optisch ein Gewinn, dafür ist mehr Eingewöhnung notwendig.

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