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Formel 1: Maria Reyer Kolumne

Von Giftpfeilen, bösem Blut und der silbernen Ananas

Die Formel 1 ist die professionellste Rennserie der Welt. Glitzer und Glamour strahlt nach außen, doch im Inneren rumort es oft gewaltig. Wenn der Fahrerstolz verletzt ist, wird es ganz schnell unprofessionell.

Maria Reyer

Pastor Maldonado ist durch mit Williams. Und das Team mit ihm. Claire und Frank Williams dürften heil froh sein, dass man in Felipa Massa eine treue Seele für nächstes Jahr gefunden hat. Denn noch so einen Rowdy, wie es Maldondo ist, kann man getrost nicht brauchen. Der Venezolaner hat einen Sieg mit dem britischen Traditionsrennstall zu Buche stehen. In Barcelona 2012. Ein schöner Erfolg, der beflügelt. Möchte man meinen.

Beflügelt war Maldonado durchaus, doch wirkte sich das meist in Übermut und sehr hoher Risikobereitschaft auf der Strecke aus. Seine oft unüberlegten Manöver beendeten schon so manch ein Rennen der Konkurrenz. Er gilt nach wie vor, als einer, bei dem man lieber aufpasst und überlegt handelt – am liebsten aber gar nicht überholt, weil das Risiko einer Kollision hoch ist – siehe neulich die Kollision mit Adrian Sutil in Austin. Maldonado wurde letztes Jahr zusammen mit Romain Grosjean in die Kategorie «Crash kid» gesteckt. Und während der Franzose den Weg aus der Krise mit zuletzt sehr beeindruckenden Ergebnissen schaffte, dümpelt Maldonado weiterhin irgendwo im nirgendwo herum. Und fährt um die silberne Ananas.

Professionell ist der Venezolaner in Sachen Williams-Abgang nicht vorgegangen. Er sei froh, dass Team zu verlassen. Eine Aussage, die er später bereuen könnte. Nicht einmal Kimi Räikkönen hat es gewagt Ferrari zu beschimpfen, als er 2009 von den Roten hochkant rausgeschmissen wurde. Und auch Kollege Alonso hat keine bösen Giftpfeile gegen McLaren geschossen, als er die Engländer nach nur einem Jahr Ende 2007 wieder verließ. Das macht eben den kleinen, aber feinen Unterschied aus.

Der Unterschied zwischen einem absoluten Profi und einem Möchtegern-Fahrer. Doch zurück zu Pastor Maldonado. Seine Odyssee geht beim Grand Prix von Austin, Texas weiter. Dort stellte sich Maldonado im Qualifying derart ungeschickt an, dass er nur auf Platz 17 landete und somit schon im ersten Abschnitt des Qualifyings ausschied. Keine Seltenheit, doch diesmal hatte der 28-Jährige eine besonders interessante Erklärung. Sein Williams FW35 sei von seinen Mechanikern sabotiert worden. Das Auto sei absolut unfahrbar gewesen. Jemand hätten an den Drücken und Temperaturen im Auto herumgespielt. So etwas zu behaupten ist absolut unprofessionell.

Leider ist Unprofessionalität in diesem Sport keine Seltenheit. Man erinnere sich an Lewis Hamiltons Sager («Maybe it’s because I’m black!») beim Grand Prix von Monaco 2011, als er zweimal im Rennen von den Stewards bestraft wurde und das auf seine Hautfarbe reduzierte. Auch der aktuelle Weltmeister überschritt schon öfters die Grenze zum Respektlosen. Man erinnere sich nur an den legendären Gurken-Sager («Wie im echten Leben auch gibt es ein paar Gurken, die rumfahren...») gegen Narain Karthikeyan beim Grand Prix von Malaysia 2012. Oder aber auch an den Eier-Spruch («Wir arbeiten, während die anderen ihre Eier in den Pool hängen.») beim diesjährigen Grand Prix von Singapur hat die Szene aufgewirbelt. Nico Rosberg kritisierte den Heppenheimer zu Recht – vielleicht ist ihm der Erfolg doch schon ein wenig zu Kopf gestiegen?

Das Teamradio sorgt meist für konstruktive Anweisungen zwischen Fahrer und Ingenieur. Doch manchmal bleibt keine Zeit für nette Liebkosungen. Zuletzt reingehört bei Kimi Räikkönen – Alan Permane schrie die Worte «get out of this fucking way» in den Boxenfunk, woraufhin Räikkönen prompt mit einem nett gemeinten «don’t shout there, fucker» antwortete. Diese unqualifizierte Aussage von Permane brachte das Fass bei Lotus schlussendlich zum Überlaufen – und Räikkönen zum Weglaufen. So behandelt man keinen Rennfahrer.

Sogar von höchster Stellen kamen in den letzten Jahren Aussagen bei denen man nur mit dem Kopf schütteln und Ecclestones Meinungen auf die senile Verwirrtheit des 83-Jährigen zurückführen musste. Da hätten wir zum einen eine sehr frauenfeindliche Aussage gegen Williams-Testpilotin Susie Wolff: «Wenn Susie im Auto genauso schnell ist, wie sie außerhalb des Autos gut aussieht, dann wäre sie eine riesige Bereicherung für den Sport.» Und auch zu weltpolitischen Themen hat Herr Ecclestone – sagen wir einmal – eine sehr interessante Sichtweise: «Ich denke, mit Demokratie bringt man den Laden nicht zum Laufen.» Und einer geht noch, Bernie erklärt einem die Formel-1: «Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, sondern wir sind die Mafia.»

Apropos Mafia, auch in Mexiko gibt es eine starke Mafia, was uns zu Sergio Perez und seinen Probleme mit seinem Rauswurf bei McLaren bringt. Denn auch er kritisierte sein Team öffentlich. McLaren sei schlecht organisiert und müsse der Realität ins Auge blicken – man könne nicht um Siege mitfahren. Es scheint, als wurde der gekränkte Stolz aus dem Mexikaner sprechen. Hätte er mehr auf der Strecke gezeigt und seinen Teamkollegen Button geschlagen, der mit 61 Punkten ebenfalls weit unter seinen Ansprüchen bleibt, dann hätte er gegen Magnussen gewonnen und sein silbernes «Leiberl» behalten. So bleiben nur enttäuschte Gesichter und verbrannte Erde zurück.

Maria Reyer ist eine 19-jährige, motorsportbegeisterte Steirerin. Sie studiert Journalismus in Wien und betreibt ihren eigenen Blog "Marie’s kleine Welt".

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