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Formel 1: Hintergrund

Von der „Stallkriegsfront“ zurück ins „traute Heim“?

In der Gerüchteküche werden Alonso und sogar Vettel mit McLaren-Honda in Verbindung gebracht. An eine Rückkehr von Lewis Hamilton denkt offenbar niemand…

Michael Noir Trawniczek

Sogar nach der Bekanntgabe von Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci, wonach die Scuderia auch 2015 mit Fernando Alonso und Kimi Räikkönen antreten werde, halten sich die Gerüchte, wonach McLaren bei der Verpflichtung der Piloten für 2015 und darüber hinaus auf Alonso warten würde und man den Spanier aus seinem Vertrag freikaufen wolle…

Es stimmt schon: Die neue Kooperation McLaren-Honda plant eine Auferstehung im großen Stil. Mit Ron Dennis an der Spitze gilt selbstverständlich: McLaren-Honda tritt ganz sicher nicht an, um nur vorne mitzufahren, McLaren-Honda tritt an, um Weltmeister zu werden. Es wird daher wohl auch stimmen, dass sich Honda einen „großen Namen“ für die Comeback-Saison wünscht…

Von der Performance her sind sowohl Dauerbrenner Jenson Button als auch Jungtalent Kevin Magnussen eigentlich Piloten erster Wahl. Magnussen hat eben erst in Spa gezeigt, was in ihm steckt. Und Button hat 2009 zeigen können, dass er mit einem überlegenen Auto „den Sack zumachen“ kann. Nur: Einen wirklich „großen Namen“ verbindet man mit Jenson Button nicht, vielleicht auch ungerechterweise. Einen solchen haben jedoch ganz sicher Fernando Alonso oder auch Sebastian Vettel, der zuletzt ebenfalls mit McLaren in Verbindung gebracht wurde, der frühere Teambesitzer Giancarlo Minardi behauptete, Honda würde Interesse an Vettel zeigen. Nur: Wer sagt denn, dass es unbedingt Alonso oder Vettel sein müssen?

Schließlich gibt es da einen weiteren großen Namen. Schließlich gibt es einen weiteren Piloten, der seinen Vertrag möglicherweise vorzeitig auflösen möchte. Lewis Hamilton erlebt bei Mercedes eine schwierige Saison. Freilich sitzt er im überlegenen Auto – doch der „Krieg der Sterne“ gegen Nico Rosberg zerrt an den Kräften. Am Ende wird nur einer der beiden strahlen, der andere wird mit der großen Enttäuschung zurechtkommen müssen, die Chance seines Lebens nicht genützt zu haben – nämlich der erste Mercedes-Weltmeister der Neuzeit zu werden. Selbst wenn am Ende der Weltmeister Lewis Hamilton heißen würde, wäre eine Fortsetzung des Stallkriegs vorprogrammiert.

Man könnte jetzt sagen: Kein Pilot verlässt freiwillig ein Team, welches das beste Auto stellt. Nur: Man muss auch voraus denken – Ron Dennis zumindest wird überzeugt davon sein, dass die Zukunft nicht mehr Mercedes, sondern McLaren-Honda gehört. Honda hat mit dem Einstieg 2015 einen cleveren Schachzug getätigt: Frei von jeder Homologation konnte man im Einführungsjahr der neuen Turbomotoren die Konkurrenz beobachten – die verschiedenen Konzepte konnten und können evaluiert, auf den Prüfständen kann unlimitiert gearbeitet werden. Dass Honda in punkto Motorenbau keine „halben Sachen“ macht, ist branchenbekannt. Den Japanern ist prinzipiell alles zuzutrauen – auch ein auf Anhieb erfolgreiches Premierenjahr. Sollte eine Eingewöhnungs- und/oder Lernphase nötig sein, so wird Ron Dennis sicher alles tun, um im zweiten oder dritten Jahr erfolgreich zu sein.

McLaren hat mit seinen großen und langfristigen Motorenpartnern stets WM-Titel erringen können – das war mit Mercedes der Fall, und auch mit Porsche oder eben Honda. Wirklich schwache Jahre sind bei McLaren selten. Die Kooperation mit Honda, die Rückkehr von Ron Dennis im Formel 1-Team und der Aufbruch in eine komplett neue Ära beflügeln die Mannschaft in Woking. Ein Comeback von Lewis Hamilton wäre womöglich eine weitere Motivation - dort arbeiten viele, die Hamilton noch als „Kart-Buben“ in Erinnerung haben, schließlich wurde er früh ins McLaren-Förderprogramm geholt, wofür sich Hamilton gleich einmal mit dem WM-Titel 2008 bedankt hat, nach einem nervenaufreibenden Jahr mit Fernando Alonso, den der freche Youngster damals als Nesthäkchen genüsslich in den Schatten stellen konnte.

Man darf nicht vergessen: McLaren ist das Nest, das Zuhause des Lewis Hamilton, Ron Dennis ist sein motorsportlicher Ziehvater. Freilich hat Hamilton sich mit diesem überworfen, als er Ende 2012 das „Elternhaus“ verließ, weil er auch einmal die „weite Welt“ erkunden wollte. Es war ein Bild für Götter, als Hamilton 2013 in seinem ersten Rennen für Mercedes irrtümlich die McLaren-Box aufsuchte und er von seinen früheren „Jungs“ hektisch durchgewunken wurde. Es gab damals auch Anmerkungen aus dem Munde des Lewis Hamilton, wonach er sich damals schon nach der Vertrautheit in „seinem Team“ sehnte.

Durchaus vorstellbar, dass Ron Dennis und Lewis Hamilton, mit dem nötigen Abstand zur schmerzhaften Trennung, bereit sind für die große „Heimkehr des verlorenen Sohns“.

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