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Alonso: Ex-Piloten hegen Zweifel

Hat Alonso doch einen Stromschlag von der MGU erhalten? Frühere Formel-1-Piloten äußern Zweifel an der Darstellung von McLaren-Honda.

Fernando Alonso wird das erste Rennen der Formel-1-Saison 2015 auslassen müssen. Der spanische McLaren-Honda-Pilot hatte sich bei einem Testunfall am 22. Februar in Montmeló nach offiziellen Angaben eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen. Da innerhalb von drei Wochen nach einem solchen Vorfall bei einer weiteren Erschütterung des Gehirns (Second Impact Syndrome) große Gefahren bestehen, rieten die Ärzte dem Ex-Formel-1-Weltmeister zum Auslassen des Saisonstarts in Melbourne.

Die McLaren-Darstellungen über den Unfallhergang, die Ursache und die Konsequenzen für Alonso werden nach wie vor kritisch gesehen. Es bleiben Zweifel und viel Raum für Spekulationen – trotz der offiziellen Aussage des Teams, dass der Spanier keinen Stromschlag vom Hybridsystem bekommen habe. "Fernando hat einen Schlag mit 600 Watt abbekommen, mit ernsten Konsequenzen. Es war für ihn schwierig, scharf zu sehen, und seine Durchblutung war kurzfristig unterbrochen", weiß etwa Ex-Formel-1-Pilot Fabrizio Barbazza in der Zeitung La Repubblica zu berichten.

Woher der Italiener seine angeblichen Informationen hat, bleibt unklar – ebenso bei René Arnoux. Der Franzose hat seine ganz eigene Einschätzung. "Dass ihm die Ärzte von einem Start abraten, wundert mich überhaupt nicht", so der frühere Grand-Prix-Pilot auf dem Genfer Automobilsalon. "Ich bin davon überzeugt, dass Fernando vor dem Unfall ein körperliches Problem hatte. Ich bin früher Formel 1 gefahren. Ich weiß, wovon ich spreche."

"Der Einschlag war seitlich, es war eher eine flüchtige Berührung. Das kann die Verletzungen nicht erklären", ist sich Arnoux sicher. "Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Alonso am Steuer unwohl gefühlt hat. Dass dort starker Wind war, bot sich als dankbare Ausrede an." McLaren-Honda und Alonsos Manager Luis García Abad hatten erklärt, dass starker Wind in der dritten Kurve von Montmeló für den Abflug des MP4-30 gesorgt habe. Die FIA hatte daraufhin die Telemetriedaten angefordert und analysiert.

Bei der Betrachtung des Alonso-Ausfalls gibt es derzeit zwei Lager. Neben den zahlreichen Zweiflern glauben auch viele der Darstellung von McLaren-Honda. "Wenn es einen nicht erklärbare Gedächtnislücke gibt, dann ist es vollkommen richtig, dass er drei oder vier Wochen lang nicht fährt", so der Neurologe Dr. Roberto Belvis in der spanischen AS. Der Fachmann fügt an: "Es ist allerdings sinnlos, dass man den Medien dann erzählt, er sei wieder zu 100 Prozent fit."

Belvis warnt ebenso vor den Folgen eines "Second Impact" wie der frühere Formel-1-Rennarzt Gary Hartstein. "Egal wie man es dreht und wendet: Fernandos Entscheidung, nicht in Australien zu fahren, zeugt von Intelligenz, Reife und dem Verständnis für das große Ganze", so Hartstein in seinem Blog. "Er hatte eine Gehirnerschütterung. Es ist enorm wichtig, dass alle Symptome und Anzeichen verschwunden sind, bevor er wieder in den Wettbewerb geht."

Der US-Amerikaner ist sicher, dass es aktuell nichts Verdächtiges gebe, jedenfalls jetzt noch nicht. Jeder Mediziner habe bereits Fälle von starken Gehirnerschütterungen mit geringen Folgen und Symptomen gesehen. Ebenso aber auch sanfte Schläge an den Kopf, wodurch der Patient komplett in eine andere Welt befördert wurde – erst wenn Alonso auch den Start beim zweiten Saisonrennen in Malaysia absagen müsste, werde es bei ihm Zweifel geben, so Hartstein: "Dann sprechen wir von einer ganz anderen Geschichte."

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