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Formel 1: News

Hamilton fühlt sich nicht gewürdigt

Lewis Hamilton wird oft nur als Racer angesehen und fühlt seine Fähigkeiten, im Gegensatz zu seinem versierten und akribischen Teamkollegen, nicht genug gewürdigt.

Lewis Hamilton fühlt seine technischen Fähigkeiten nicht gewürdigt. Während Teamkollege Nico Rosberg als akribischer Arbeiter gilt, wird der Brite eher als Instinktfahrer gepriesen, der sich um technische Details eher selten kümmert. Deutlich wird das an einer angeblichen Aussage eines Mercedes-Ingenieurs vor der Saison, der gesagt haben soll: "Wenn es 100 Dinge zu lernen gibt, dann möchte Nico 100 wissen, Lewis möchte nur die zehn wichtigsten wissen."

Doch das möchte der Weltmeister so nicht stehen lassen. "Ich kenne die 100 Dinge auch, aber ich priorisiere sie in meinem Kopf", stellt er klar. Hamilton überlegt sich, welche Dinge er eher nicht brauchen wird und welche wirklich wichtig sind, weil man im Auto ohnehin nicht alles zur gleichen Zeit im Kopf haben kann. "Wichtig ist nur, dass man eine Lösung finden kann, wenn man vor einer Herausforderung steht. Und weil ich das kann, kann ich das tun, was ich tue."

Gleichzeitig gibt Hamilton zu, dass Teamkollege Nico Rosberg meistens so lange wie nötig vor Ort bleibt und jeder sehen kann, was auch immer er dort macht. Doch das braucht der Brite nicht: "Ich lerne diese Dinge, aber ich mache das nicht öffentlich vor allen, weil ich niemandem beweisen muss, dass ich lerne", verteilt er eine Spitze in Richtung des Deutschen. "Ich lasse die Ergebnisse sprechen. Es ist kein Zufall, dass ich die ganzen Rennen und Titel gewonnen habe."

Reifenmanagement Gefühlssache

Bei den vergangenen beiden Rennen in Monaco und Kanada war es vor allem das Reifenmanagement, das ihm den Sieg gebracht hat. In Monaco hielt er die Ultrasofts 47 Runden lang am Leben, in Kanada konnte er sich gegenüber Sebastian Vettel einen Stopp sparen und so den Sieg nach Hause fahren. Auch das Reifenmanagement ist eine Wissenschaft für sich, die der Mercedes-Pilot aber mittlerweile beinahe perfektioniert hat. Bei diesem Thema kanalisiert er seine Informationen ebenfalls.

"Ich weiß die wichtigen Sachen wie Arbeitsfenster und nötige Reifentemperatur", erklärt Hamilton. Zwar gibt der Reifeningenieur ein paar Anweisungen, doch lieber verlässt sich der 31-Jährige auf seinen Instinkt. "Ich fühle die Reifen", meint er und sagt, dass man ohnehin nicht alles an Zahlen festmachen könne. So könne man etwa auf der Outlap nicht vorhersagen, dass der Reifen auf der Qualirunde in Kurve 7 einbrechen wird - oder zwei Kurven länger hält, wenn man einmal weniger rutscht.

"Es ist einfach Gefühl. Ich bin nicht perfekt, aber es ist eine wachsende Fähigkeit, die ich seit Formel 3 und GP2 verbessern möchte. In der GP2 habe ich es gut hinbekommen, und auch heute lerne ich noch, weil die Reifen immer anders sind", sagt er. So hat Pirelli beispielsweise den neuen Ultrasoft eingeführt, und durch die kalten Temperaturen in Kanada sei die Situation enorm anders gewesen als im wärmeren Monaco.

Instinkt gepaart mit Wissenschaft

Natürlich gibt es für fast alle Situationen gewisse Informationen und Zahlen, doch davon würde man sich nur verrückt machen lassen, winkt Hamilton ab: "Es gibt so viele Informationen, die man bekommen kann - zu viele. Und wenn man zu viel lernt, dann verrennt man sich. Und das darf nicht passieren", sagt er. Instinkt macht für ihn einen großen Anteil aus, auch wenn man die Wissenschaft bei diesen Themen nicht vernachlässigen dürfe.

"Wenn man auf die ganz Großen schaut, die hatten einen enormen Instinkt - wie jeder Champion. Michael (Schumacher; Anm. d. Red.), Senna, die Jungs waren in allen Bereichen stark. Sie haben Wissenschaft verstanden, hatten aber auch Instinkt", meint Hamilton. "Ingenieure benutzen keinen Instinkt sondern Zahlen. Und wenn sie sagen, von den 100 Dingen sind zehn wichtig, dann könnte es sein, dass du in Wahrheit nur zwei brauchst - und das ist Instinkt."

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