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Wie schlimm ist die Finanz-Krise?

Monisha Kaltenborn bricht ihr Schweigen: Die Sauber-Teamchefin kündigt noch heuer eine Verbesserung der wirtschaftlichen Krise an – Sanfte Kritik an Ferrari.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn hat sich zuletzt rar gemacht. Ihre üblichen Medienrunden an den Rennwochenenden fanden nicht mehr statt, für Einzelgespräche war sie kaum greifbar und selbst in der Fabrik in Hinwil, so berichten es Mitarbeiter, hielt sie ein niedriges Profil. Mutmaßlich, weil es in wirtschaftlich extrem schwierigen Zeiten keine erlösenden Nachrichten gibt.

Aber gegenüber Formula1.com und Autosport hat die Österreicherin nun ihr Schweigen gebrochen. Auf die Frage, ob sie zuversichtlich sei, dass noch dieses Jahr eine Verbesserung eintreten wird, entgegnet sie: "Ja." Und das werde auch "nicht mehr lang" dauern. Was sie damit konkret meint, ist jedoch nicht bekannt. Zuletzt hatten sich derartige Ankündigungen nicht materialisiert, man denke etwa an den geplatzten Russland-Deal, der 2013 mit großem Trommelwirbel verkündet wurde.

Auch sportlich steht Sauber angeschlagen da. Als einziges Team neben Manor ist man 2016 noch ohne WM-Punkte, und die Fahrer Marcus Ericsson und Felipe Nasr beginnen öffentlich zu lamentieren, dass die Weiterentwicklung stillsteht. "Momentan gibt es natürlich einen gewissen Frust", räumt Kaltenborn ein, "aber wenn wir die Finanzierung hätten und trotzdem da wären, wo wir jetzt sind, wäre es wahrscheinlich noch frustrierender."

Mitarbeiter werden unterschiedlich schnell bezahlt

Für Juni/Juli sind eigentlich Updates des C35 geplant. Aus Geldmangel können diese derzeit aber nicht in die Praxis umgesetzt werden. Sauber konnte zuletzt Gehälter nicht pünktlich überweisen; so werden die Mitarbeiter der Sauber Aerodynamik AG in der Regel früher bezahlt als jene der Sauber Motorsport AG, weil im Bereich Aerodynamik auch Windkanal-Kunden wie etwa Audi betreut werden. Die bringen Geld in die Kassen - und sind in der aktuellen Situation überlebenswichtiger als ein konkurrenzfähiger Betrieb des Formel-1-Teams.

Größter Hoffnungsschimmer ist die Beschwerde von Sauber und Force India bei der EU-Kommission, deren Ziel es unter anderem ist, die Einnahmenverteilung in der Formel 1 so umzugestalten, dass auch die kleinen Teams stärker am großen Geldkuchen partizipieren. Aber solche Verfahren können sich in die Länge ziehen, weshalb Kaltenborn derzeit "keinen spezifischen Zeitpunkt" angeben kann, wann das Thema erledigt sein wird.

Sauber braucht Hilfe "so schnell wie möglich"

"Aber natürlich muss es für uns so schnell wie möglich gehen", erklärt sie im Interview mit Formula1.com. "Das würde auch anderen Teams helfen, die sich ebenfalls in einer schwierigen Situation befinden. Wir sind nicht die einzigen." Nachdrücklich fordert die 45-Jährige: "Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die den Privatteams etwas mehr entgegenkommen."

Ein Kundenmodell wie jenes, das Haas mit Ferrari adaptiert hat, kommt für Sauber übrigens trotz der wirtschaftlichen Krise nicht in Frage. Nach Kaltenborns Auffassung gehört es zur DNA der Formel 1, dass jedes Team sein Auto mehrheitlich selbst baut: "Es gibt bestimmte Wege, die wir nicht für richtig halten", sagt sie. "Wir glauben, dass es für Formel-1-Teams erforderlich ist, dass sie als Konstrukteur auftreten."

Bis Sauber wieder neue Teile ans Auto schrauben kann, die aus der Fabrik kommen, werde es "ein bisschen" dauern: "Dann wird man das wahre Potenzial des Autos sehen." Dass jedoch das Chassis der einzige Grund für das schlechte Abschneiden sei, bestreitet sie - und übt damit indirekt Kritik an Antriebshersteller Ferrari: "Unser Motorenlieferant hat gute Arbeit geleistet. Aber sie müssen auch sehen, wo sie im Vergleich zu anderen Herstellern im Moment stehen."

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