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„Meine Priorität ist das Peugeot-Werksteam!“

In Wien wurde Alex Wurz zum „Motorsportler des Jahres“ gekürt. Dort schloss er ein F1-Comeback aus und bekannte sich zu den Sportwagen.

Michael Noir Trawniczek

Alex Wurz und Knut Tiroch.

„Schon in meiner BMX-Zeit wollte ich Rennfahrer werden. In einem Interview wurde ich gefragt, ob ich denn Formel 1 fahren möchte - meine Antwort war: ‚Nein, Sportwagen!’“ Mit dieser „Liebeserklärung“ an den Langstreckensport bedankte sich Alex Wurz für die Ernennung zum österreichischen „Motorsportler des Jahres“ durch die Oberste Nationale Sportkommission (OSK) im Technischen Museum Wien. Der 35-jährige Niederösterreicher kam direkt von Tests mit Peugeot angeflogen…

Boliden wie der von ihm pilotierte Peugeot 908 HDi FAP würden „heroisch“ aussehen, schwärmte Wurz, als er ein Airbrush-Bild des befreundeten Künstlers Knut Tiroch in Empfang nahm. Wurz konnte in diesem Jahr gemeinsam mit David Brabham und Marc Gené die legendären 24 Stunden von Le Mans gewinnen, mit einer Runde Vorsprung auf den nächsten Werks-Peugeot.

Der Niederösterreicher erzählte: „Die Voraussetzungen waren nicht einfach, denn es gab noch ein zweites Peugeot-Werksteam, das mit Franzosen besetzt war – der Sieg beim französischen Klassiker in einem französischen Werksteam war ein harter Kampf, deshalb würde ich sagen, dass dieser Sieg der schönste meiner Karriere ist.“ Wurz konnte den Klassiker bekanntlich bereits vor 13 Jahren gewinnen, als jüngster Le Mans-Sieger, so hat sich quasi der Kreis geschlossen…

Wie sehr sein Herz für die Sportwagen schlägt, beweist die Tatsache, dass Alex Wurz mit Peugeot über einen Zweijahresvertrag verhandelt und er in seiner Ansprache ein Formel 1-Comeback als Pilot ausgeschlossen hat: „Ich werde 2010 wieder als Co-Kommentator im TV agieren – aktiv werde ich nicht zurückkehren.“

Im Gespräch mit motorline.cc sprach Alex Wurz über seine Beweggründe, der Formel 1 als Pilot den Rücken zuzukehren.

Alex, du bist bislang noch als möglicher Pilot des neuen USF1-Pilot gehandelt worden, dort hat dich Peter Windsor im letzten Sommer sogar öffentlich ins Spiel gebracht – doch jetzt hast du dich klar zu den Sportwagen bekannt. Warum?

Es gab schon Gespräche mit USF1, aber ich wollte jetzt einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen. Meine Priorität ist zu hundert Prozent das Peugeot-Werksteam, ich werde dort die 24 Stunden von Le Mans und andere Rennen bestreiten.

Hat diese Entscheidung etwas mit den Gerüchten rund um USF1 zu tun, wonach es das Team nicht auf den Grid schaffen könnte?

Nein, das war eine Entscheidung des Herzens – ich könnte in der Formel 1 mehr Geld verdienen. Und ich bin überzeugt davon, dass es USF1 schaffen wird, die bringen amerikanische Technologie, amerikanische Denkweise in die Formel 1. Sogar Leute wie Chip Ganassi sind überzeugt davon, dass USF1 am Start sein wird.

Du hast die Sportwagen als ‚heroisch’ bezeichnet, wieso?

Du bist in einem solchen Auto einfach immer näher am Tod dran als in der Formel 1. Das liegt allein schon an der Masse, der Peugeot wiegt an die 1000 Kilogramm, ein Formel 1 rund 600 Kilogramm. Diese Masse ist viel schwerer zu bremsen, zumal beide aerodynamisch optimiert sind. Als ich im Peugeot das erste Mal einen Ausritt hatte, habe ich diesen Unterschied am eigenen Leib gespürt – ich hab gebremst und ich wurde nicht langsamer. Ein Formel 1 bremst sofort runter, doch mit dem Sportwagen ging es dahin und bumm, war ich schon in der Leitplanke.

Noch was kommt dazu, was ich lustig finde: In der Sportwagenszene gibt es viel mehr Geheimniskrämerei als in der Formel 1. Die sind derzeit dort, wo die Formel 1 vor zehn Jahren war. Es wird alles verborgen, Fotos sind verboten, nicht mal ich darf welche machen, das ist irgendwie geil.

Wirst du bei Peugeot wieder mit Marc Gené und David Brabham ein Team bilden?

Ich weiß es noch nicht genau, aber es kommen wahrscheinlich ein paar neue Fahrer dazu. Und bei den Tests ist auch der Sébastien Loeb gefahren.

Was glaubst du: Wie hätte er sich geschlagen in Abu Dabi?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Er verfügt über ein großes Talent und ganz sicher auch über die nötige Feinfühligkeit, aber das wäre so, als würde ein Tennisspieler ein Squash-Match bestreiten. Und ohne Testfahrten ist es noch viel schwieriger.

Man sagt, dass dir die F1-Autos mit Slicks besser liegen würden – hast du jetzt eigentlich mit einem 2009er-Auto fahren können?

Nicht direkt, aber ich bin mit der 2009er-Konfiguration gefahren, also mit Slicks und 2009er-Aerodynamik. Schau, das ist eine Frage des Fahrstils, sicher fahre ich lieber mit Slicks. Das ist wie beim Tennis, der ein spielt lieber auf Sand, der andere lieber auf Gras. Ich habe meine Priorität jetzt einfach auf die Sportwagen gelegt.

Wie wird die Formel 1 ohne Tankstopps?

Ich befürchte, dass es langweiliger wird. Die Taktik fällt weg, denn es werden dann alle die gleichen Strategien anwenden, sogar die Freaks werden das tun. Und dann hast du Kräfteverhältnisse wie in der GP2. Vielleicht wird das eine oder andere Team patzen, denn aufgrund des höheren Gewichts wegen des Tankverbots werden sich die Bodenfreiheit und damit auch die Aeordynamik verändern.

Was sagst du zum Einstieg von Toto Wolff bei Williams?

Toto ist ein sehr cleverer Mann, das war sicher ein guter Schritt.

Wie sieht es mit den Superfund-Plänen aus? Warum hat man nicht versucht, doch noch in die F1 einzusteigen?

Das ist sich zeitmäßig einfach nicht mehr ausgegangen, wir hätten ja von null an begonnen, mit einer eigenen Fabrik und da benötigst du einfach mehr Anlaufzeit. Für uns war es dann einfach zu spät, die Pläne sind auf Eis gelegt. Mehr kann ich dazu derzeit nicht sagen.

Würde dich prinzipiell eine Rolle auf Management-Ebene in der F1 interessieren?

Das kommt darauf an. Was mir an der Formel 1 taugt, ist, dass sie schnelllebig ist, du in neue Situationen gelangst und du deine Erfahrung einbringen kannst. Derzeit nütze ich die Formel 1 für mein eigenes Business.

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