Ducati 749 S - im Test | 11.08.2004
Der Faktor Fahrbarkeit
Die Ducati 749 S ist das ideale Gerät für den anspruchsvollen Sportfahrer, mit einem Preis von 16.995,- Euro ist sie allerdings kein Schnäppchen.
mid/uho
Je höher das Potenzial moderner Supersport-Motorräder ist, umso wichtiger wird der Faktor Fahrbarkeit. Denn nur die wenigsten Fahrer können die gewaltige Power in der Praxis überhaupt umsetzen. Selbst 600er-Supersportler spielen mittlerweile in einer Liga, in der pure Leistung längst nicht mehr alles entscheidend ist.
Eine sinnvolle Alternative stellt die Ducati 749 S des Jahrgangs 2004 dar. Mit 81 kW/110 PS ist sie nominell sieben Pferdchen stärker als die Vorjahres-S sowie der aktuellen Standard-749. Das reicht für rund 260 km/h Top-Speed. Das reicht auch dem anspruchsvollen Sportfahrer.
Der kräftige Desmoquattro-V2 sorgt für nachdrücklichen Schub. Hat die Drehzahlmessernadel erst einmal die 6 500 U/min-Marke überschritten, atmet der Einspritzmotor nochmals spürbar freier durch. Spritzig und bestens dosierbar eilt er durch das breite nutzbare Drehzahlband. Bei 10.500 U/min steht die Nennleistung an, bei 11.000 U/min dreht er hart in den Begrenzer.
Fahrwerkseitig hebt sich das edle S-Modell unter anderem durch verstellbare Federelemente und einen Lenkungsdämpfer aus. Auf die von der 999 S bekannten Öhlins-Bauteile muss man jedoch verzichten. Genauso wie auf die Druckstufenverstellung in der Showa-Upsidedown-Gabel.
Reine Straßenfahrer wird das nicht weiter stören, doch vermissen Rennstrecken-Fahrer eben solch technische Ausstattungsmerkmale. Unabhängig davon begeistert das Gitterrohr-Chassis durch feinfühliges Ansprechverhalten und viel Reserven. Dennoch: Die 749 S ist kompromisslos hart abgestimmt, goldrichtig für schnelle Turns auf der Hausstrecke.
Entsprechend zu ihrem Einsatzgebiet ist sie auch als einsitzige Monoposto zu haben, wobei die Position des Höckers dreifach verstellbar ist. Die Biposto-Variante bietet naturgemäß wenig Komfort. Zugunsten einer individuell angepassten Ergonomie sind die Fußrasten in fünf Positionen verstellbar.
Ducati typisch stabil ist der Geradeauslauf, das Handling leicht und direkt. Lediglich beim Hineinbremsen in die Schräglage macht sich ein spürbares Aufstellmoment bemerkbar. Die von der großen 999 her bekannten Vierkolbenzangen verfügen über jeweils vier Bremsbeläge. In Dosierbarkeit und Wirkung ist die Kombination mit den schwimmend gelagerten 320er-Bremsscheiben optimal.
Bemerkenswert ist der gute Windschutz. Das hat jedoch weniger mit gesteigerten Touren-Qualitäten zu tun, als mit der Optimierung der Aerodynamik. Das Informationsdisplay bietet umfangreiche Infos, die über das Übliche hinaus per Knopfdruck Rundenzeiten und Höchstgeschwindigkeit speichern.
Der Durchschnittsverbrauch liegt 6,3 Litern Super/100 Kilometern. Durch den knapp bemessenen 15,5 Liter fassenden Tank ist die Reichweite daher eingeschränkt. Mit 16.995,- Euro ist die 749 S um 1.500,- Euro teurer als die Standard-749 und satte 7.000,- Euro günstiger als die edle R-Version.
Von einem Schnäppchenpreis ist sie damit weit entfernt. Entschädigend ist das handlich-stabile Fahrwerk und der bissige V2-Motor. Im Ergebnis ein reinrassiger Supersportler mit überzeugender Fahrbarkeit.
Stenogramm Ducati 749 S
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-V2-Motor, vier Ventile/Zylinder, 748 ccm, DOHC, Desmodromik, Leistung 81 kW/110 PS bei 10 500 U/min, 78 Nm Drehmoment bei 8 500 /min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, sechs Gänge, Stahlrohrrahmen, Sitzhöhe 78 Zentimeter, Tankinhalt 15,5 Liter, Reifen vorn 120/70-17, hinten 180/55-17, Gewicht fahrfertig 206 Kilogramm, Höchstgeschwindigkeit 258 km/h, Verbrauch 6,3 Liter Super/100 Kilometer;
Preis: 16.995,- Euro