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Ab ins Abenteuer

Mit der S 1000 XR definiert BMW die Motorrad-Klasse des Sporttourers neu. Dafür haben die Münchner den Begriff "Adventure Sport" erfunden.

Norbert Meiszies/mid

Zweiter Gang rein, Gas geben, der Drehzahlmesser zeigt 5.000 Umdrehungen pro Minute an, der Motor der neuen BMW S 1000 XR heult auf.

Dreitausend Touren weiter brüllt er sich in den hintersten Gehörgang und lässt den Fahrer gleichzeitig eine Beschleunigung spüren, die er so nur von Supersportmotorrädern her kennt und nicht von einem Bike mit den Federwegen einer Reiseenduro und einer aufrechten Sitzposition wie bei einem Reisedampfer.

Wem der BMW Reise-Boxer R 1200 RT zu langweilig ist, die radikale S 1000 RR zu aggressiv, und die F 800 R zu wenig Leistung bringt, der könnte mit der S 1000 XR das passende Paket aus vielen Zweirad-Welten finden.

Im Wesentlichen entspricht der Vierzylinder-Reihenmotor der neuen XR dem DOHC-Triebwerk des Roadsters S 1000 R. Er leistet 118 kW/160 PS bei 11000/min und entwickelt ein maximales Drehmoment von 112 Nm bei 9 250/min.

Die Leistungsdaten sprechen für sich. Sie reichen aus für eine sportliche Landstraßenhatz mit einem druckvollen Vortrieb schon aus unteren Drehzahlen. Dabei steht ein nutzbares Drehzahlband von 10.000/min zur Verfügung, was auch eine gemütliche Fahrweise bei niedrigen Drehzahlen im sechsten Gang ermöglicht.

Zur optimalen Anpassung an den entsprechenden Einsatzzweck bietet die XR verschiedener Fahrmodi an. Serienmäßig besitzt die 1000er die Möglichkeit, sich zwischen den Situationen "Rain" und "Road" zu entscheiden.

Wobei im Rain-Modus die Leistung auf 140 PS abgesenkt wird, die Gasannahme sanfter einsetzt und was ein Anheben des Vorderrades verhindert. Darüber hinaus bietet BMW als Sonderausstattung ab Werk das Paket "Fahrmodi Pro" an. Hier wird das Spektrum der Wahlmöglichkeiten um die Modi "Dynamic" und "Dynamic Pro" erweitert.

Dann ist auch die Dynamic Traction Control an Bord, diese bietet eine noch feinere Abstimmung auch in Schräglage an, was das kraftvolle Herausbeschleunigen aus der Kurve wirkungsvoll unterstützt und so dem Fahrer noch mehr Sicherheit vermittelt.

Das gilt genauso für das ebenfalls zur Sonderausstattung gehörende ABS Pro, das in der XR erstmals zum Einsatz kommt und ABS-unterstütztes Bremsen in Schräglage ermöglicht.

Im Dynamic-Modus spielt die XR ihre sportlichen Qualitäten voll aus, der Unterschied zur serienmäßigen Road-Einstellung in Verbindung mit dem DCT ist frappant. Die Gasannahme ist noch direkter, die Beschleunigung setzt spürbar früher ein, so dass man immer wieder Gefahr läuft, auf die nächste Kurve mit zuviel Tempo zuzusteuern.

Es kann nicht schaden, für die XR eine gewisse Fahrerfahrung mitzubringen. Ein effektives Hilfsmittel bei der Kurvenräuberei ist der Schaltassistent. Er ermöglicht das Hoch- und Runterschalten ohne Kupplungs- oder Drosselklappenbetätigung.

Beim Beschleunigen muss die Drosselklappe für Schaltvorgänge nicht mehr durch die Gashand geschlossen werden. Beim Verzögern wird per Zwischengas automatisch eine Drehzahlanpassung vorgenommen. Der Assistent funktioniert prima, er ist gerade auf kurvenreichen Strecken eine echte Bereicherung.

Komplett neu entwickelt hat BMW das Fahrwerk. Es basiert zwar auf den gleichen Prinzip wie beim Supersportler S 1000 RR oder dem Roadster S 1000 R. Herzstück ist der Alu-Brückenrahmen, bei dem der Motor als mittragendes Element fungiert. Für eine höhere Traglast ist der aus Aluprofilen gefertigte Heckrahmen über vier Punkte mit dem Hauptrahmen verschraubt. Neu ist zudem die Aluminium-Zweiarmschwinge zur Führung des mächtigen 190er 17-Zoll-Hinterrades. Vorne arbeitet eine voll einstellbare Upside-down-Gabel.

Mit vollgetankt 228 Kilogramm ist die XR sogar 10 Kilo leichter als eine R 1200 GS. Die Sitzposition ist nahezu identisch mit der auf der Reiseenduro, der Fahrer nimmt sehr aufrecht in 840 mm Sitzhöhe (niedrigere Sitzbänke werden optional angeboten) Platz und hat den breiten Lenker entspannt mit einem präzisen Lenkgefühl in der Hand. Es überrascht immer wieder, wie leicht sich die XR manövrieren lässt, selbst enge Wendemanöver sind ein Kinderspiel.

Obwohl mittlerweile rund 90 Prozent der BMW-Motorradkunden das aufpreispflichtige elektronische Dämpfungssystem ESA automatisch mitbestellen, gehört es auch bei der S 1000 XR immer noch zur Sonderausstattung.

Mit Hilfe von Dynamic ESA wird die Dämpfung abhängig von Fahrzustand, der Beladung und Fahrmanövern automatisch den Gegebenheiten angepasst. Auch hier hat der Fahrer verschiedene Wahlmöglichkeiten zwischen einer mehr komfortabel eingestellten Dämpfung bzw. einer strafferen Abstimmung. Die Einstellungen nimmt der Fahrer bequem vom Lenker aus vor - auch während der Fahrt.

In welche Richtung die S 1000 RX zielt, ist klar: nicht nur optisch erinnert sie stark an die erfolgreiche Ducati Multistrada, die ein ähnliches Segment abdeckt. Im Vergleich zum BMW-Triebwerk wirkt der Ducati-Zweizylinder trotz gleicher Leistungsausbeute allerdings etwas weichgespült, nahezu zahm und weniger charakterstark. Dass BMW bei der Farbauswahl ihres neuen Adventure-Bikes neben einer weißen Lackierung auch das typische Ducati-Rot anbieten, wird man in Bologna sicherlich als zusätzlichen Affront werten.

Mit der S 1000 RX hat BMW ein spektakuläres Motorrad auf die Räder gestellt, auf das man mit Respekt aufsteigt, aber von dem man kaum mehr absteigen möchte. Im Kopf sollte man allerdings auch haben, dass sich der Einstandspreis von 17.950 Euro (Deutschland: 15.200 Euro) für die Standard-XR durch Hinzufügen verschiedener Ausstattungspakete schnell um 3.000 Euro erhöhen kann.

Technische Daten BMW S 1000 XR

Motor: flüssigkeitsgekühlter Reihenvierzylinder, vier Ventile pro Zylinder, dohc, Einspritzung, 999 cm3, Bohrung x Hub 80 x 49,7 mm, 118 kW/160 PS bei 11 000/min, 112 Nm bei 9250, Dreiwege-Kat, Mehrscheibenkupplung im Ölbad, Kettenantrieb, sechs Gänge
Fahrwerk: Aluminium-Brückenrahmen, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, Aluminium-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein, Federweg vorne 150 mm, hinten 140 mm, Reifen vorn 120/70 ZR17, hinten 190/55 ZR17, Bremsen von Doppelscheibenbremse 320 mm, hinten Einscheibenbremse 265 mm, ABS und Traktionskontrolle ASC
Maße: L/B/H 2 183/940/k.A. mm, Radstand 1 548 mm, Sitzhöhe 840 mm, Leergewicht 228 kg, Tankinhalt 20 l
Österreich-Preis: 17.950 Euro (Deutschland: 15.200 Euro)

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