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Flotter Dreier

Der Polaris Slingshot sieht aus wie eine Mischung aus KTM X-Bow und Superbike - beides Garanten für jede Menge Spaß. Im Test.

Mirko Stepan/mid

Drei Dinge braucht der Slingshot-Fahrer: Zeit, gute Nerven und das nötige Kleingeld. Zeit braucht man insbesondere dann, wenn man irgendwo einen Zwischenstopp einlegt.

Auf der Autobahn ist man dafür flott unterwegs. Dort machen sogar Fahrer solcher Fahrzeugmodelle Platz, die den Ruf haben, einen normalerweise mit Lichthupe und Blinker von der linken Spur zu nötigen.

Das ist vor allem der Optik des Amis geschuldet. Denn die 1,32 Meter flache Flunder mit der kantig-aggressiven, fast zwei Meter breiten Front sieht von vorne aus wie ein KTM X-Bow (also wie ein wildgewordenes Stahl-Insekt) und muss im Rückspiegel Respekt einflößend wirken.

Sobald man mit dem Slingshot aber eine Tankstelle anfährt, oder das Gefährt irgendwo abstellt, bildet sich eine Menschentraube. Was das ist, wollen die Leute dann wissen, wer so etwas baut, und wieviel das Ding kostet. Je länger man mit dem Slingshot unterwegs ist, desto leichter fallen die Antworten - schließlich kennt man die Reaktionen, die trotz des eigenwilligen Designs durchweg positiv ausfallen. Menschenscheu sollten Slingshot-Fahrer jedenfalls nicht sein.

"Batmobil" ist die häufigste Beschreibung, die Betrachter für den Slingshot finden. Das passt, nicht nur in Sachen Optik. Denn vor allem beim Bremsen wünscht man sich Superhelden-Kräfte, um das 790-Kilo-Geschoss zum Stehen zu bringen. Bremskraftverstärker? Fehlanzeige! Beim allerersten Bremsen sind gute Nerven gefragt, aber man gewöhnt sich recht schnell daran, kräftig aufs Pedal zu latschen.

Gute Nerven sind auch wichtig, wenn die Straße nass ist. Dann macht es sich bemerkbar, dass die 129 kW/175 PS, die der 2,4-Liter-Vierzylinder aus dem GM-Regal leistet, auf ein einzelnes Hinterrad wirken. Während sich der Slingshot bei trockenen Bedingungen wie ein vierrädriger Sportwagen fahren lässt und mit seiner extrem direkten Lenkung und dem gewaltigen Schub bei 4.000 bis 5.000 Umdrehungen pro Minute für ein Dauergrinsen unterm Helm (Empfehlung, keine Pflicht) sorgt, ist bei Nässe etwas Zurückhaltung geboten.

Zwar verrichtet die Traktionskontrolle ihren Dienst, lässt das Heck aber auch ein bisschen schwänzeln, bevor sie greift. Das kann schon für eine Schrecksekunde sorgen. Für Sicherheit sorgen zusätzlich die Stabilitätskontrolle ESC sowie ABS und zwei Überrollbügel aus geschmiedetem Aluminium.

Aber für schlechtes Wetter ist der Slingshot nicht gebaut - es gibt weder Verdeck noch Scheibenwischer. Immerhin sorgt die Löcher-Wanne, die in den Gitterrohr-Rahmen eingebettet ist und in der Fahrer und Beifahrer sitzen, dafür, dass Regenwasser wieder abfließt.

Nur auf den recht bequemen Sitzen mit Kunststoffüberzug bilden sich kleinere Pfützen - ein Lappen und bestenfalls auch Regenkleidung gehören also ins Handschuhfach oder in eines der beiden Staufächer hinter den Sitzen - ausreichend für je einen Helm oder einen Rucksack -, wenn der Allerwerteste trocken bleiben soll.

Unnötig ist die Media-Konsole samt Audio-System mit sechs Lautsprechern. Helm und Fahrtwind und der bei höheren Drehzahlen kreischende Motoren- und Auspuffsound verhindern sowieso, dass irgendwelche anderen Geräusche ans Ohr dringen.

Wozu auch, schließlich ist der Slingshot ein puristischer Roadster, bei dem es nur um eines geht: Fahrspaß. Und der kommt nicht zu kurz, zumal aus dem Stand nach 5,7 Sekunden Tempo 100 erreicht ist.

Die Rückfahrkamera, die eigentlich wegen der komplett fehlenden Sicht nach hinten eine feine Sache sein könnte, hätten sich die Polaris-Konstrukteure sparen können. Denn auf dem 4,3-Zoll-Display in der Mittelkonsole ist bei Sonneneinstrahlung nichts zu erkennen. Und Sonneneinstrahlung wird wohl in der Regel der Grund sein, um seinen Slingshot aus der Garage zu holen.

Hier kommt wieder der Faktor Zeit ins Spiel. Am meisten Spaß macht das coole Dreirad nämlich auf kurvigen, wegen seiner Breite nicht zu schmalen Landstraßen. Selbst wenn auf der Autobahn Tempo 220 möglich ist, kommt am meisten Freude auf, wenn man mit ordentlich Drehzahl aus Kurven herausbeschleunigt - hier zeigt der Polaris seine Motorrad-Gene.

Allerdings schluckt er dann auch rund zehn Liter je 100 Kilometer. Das nehmen die meisten für den flotten Dreier unter freiem Himmel aber sicher gerne in Kauf. Der Preis für das Spaß-Dreirad: mindestens 37.990 Euro (Deutschland: 29.990 Euro).

Wichtig: Wer bis zum 18. Januar 2013 den Führerschein erworben hat, kann den Polaris Slingshot mit Pkw-Fahrerlaubnis fahren, denn er gilt als zweispuriges Fahrzeug. Nach dem Stichtag ist ein Motorradführerschein (Klasse A, unbeschränkt) nötig sowie ein Mindestalter von 21 Jahren vorgeschrieben.

Technische Daten Polaris Slingshot SL

Dreirädriger, zweisitziger Roadster, 4-Zylinder-Benziner, Hubraum: 2.384 ccm, max. Leistung: 129 kW/175 PS bei 6.400/min, max. Drehmoment: 227 Nm bei 4.700/min, 5-Gang-Getriebe, Gitterrohr-Rahmen, Polymer-Kunststoffkarosserie, Doppel-Querlenker-Ache, Hinterradschwinge mit Zahnriemen, ABS, ESC, Traktionskontrolle, Servolenkung, Reifen vorne: 225/45 R18, hinten: 255/45 R20 auf Aluminium-Felgen (geschmiedet); Maße: Länge: 3,80 m, Radstand: 2,67 m, Leergewicht: 789,3 kg.
Österreich-Preis: ab 37.990 (Deutschland: ab 29.990 Euro).

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