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Siege für Zanardi und Tarquini

Schönes WTCC-Fest für die vielen österreichischen Fans in Brünn: Alex Zanardi war der Star des Wochenendes.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Das Automotodrom Brno, der malerisch gelegene Masaryk-Ring in den Bergen oberhalb von Brünn, begrüßte die Elite des Tourenwagen-Sportes.

Viele Fans unternahmen die Reise aus dem Osten Österreichs ins nahegelegene Brünn. Sie bekamen eine tolle Vorstellung eines der ganz großen Stars des Sportes zu sehen.

Im Freitagstraining waren die Chevrolet am schnellsten. Alain Menu und Rob Huff gingen mit großen Hoffnungen ins Qualifying, dort stahl ihnen Alessandro Zanardi die Show.

Qualifying: Wäschekontrolle

2006 gab der Mann aus Bologna mit seinem Sieg in Oschersleben das große Comeback, in der Zwischenzeit hat sich der Italiener mit kämpferischer Fahrweise nicht nur Freunde gemacht.

Außerdem hat er es mit seinem speziellen Handicap (er muss sein Auto ja mit Handkontrollen steuern) auf manchen Strecken besonders schwer.

Aber in Brno schien endlich wieder einmal alles zu passen. In den letzten Sekunden des Zeittrainings schnappte er den Chevy-Boys die Pole Position weg - die erste in seinem „zweiten Leben“. Alain Menu nahm mit Startplatz 2 vorlieb.

Zanardis Teamkollege Felix Porteiro stand auf Platz 3, daneben Rob Huff. Das BMW-Team Italy-Spain hat den Brünner Kurs offenbar gut entschlüsselt. Die ersten 4 waren innerhalb einer Sekunde.

Tabellenführer Gabriele „Spiderman“ Tarquini war der schnellste Seat-Fahrer auf Platz 5. Wenig Freude hatte Andy Priaulx, der Weltmeister war nur am 10. Platz.

Und dann die „Überraschung“ der FIA-Offiziellen: Es gab eine Kontrolle der Rennkleidung. Overalls, Schuhe, Helme, Handschuhe, feuerfeste Unterwäsche etc. müssen ja FIA-zertifiziert sein.

Die Stewards waren besonders genau, besonders kleinlich, und besonders streng. Nicola Larini wurde ans Ende des Feldes versetzt, weil die Homologation seiner Unterwäsche abgelaufen ist (man muss sich diesen Satz mehrmals durchlesen, um ihn glauben zu können). Dazu kommt eine Strafe von 2.000 Euro.

Neben ihm stand Serio Hernandez: Der Spanier schuldet der FIA jetzt 1.500 Euro, er wurde nämlich gänzlich ohne Socken erwischt. Yvan Muller fasste 2.000 Euro Strafe aus, weil seine feuerfeste Maske nicht die richtige FIA-Zulassung hat. Et cetera!

Lauf 1: Zanardissimo!

Sportlich war dieser erste Lauf kein wirklicher Knüller, dafür stimmte zweifelsohne der „human interest“. Denn es gibt niemanden, der Alex Zanardi einen Erfolg missgönnt. Er hatte ab Mitte des Rennens alles unter Kontrolle und holte sich nach 2 Jahren Pause wieder einen Sieg.

Ein Geschenk? – Na vielleicht ein kleines. Aber es macht nichts! Im Ziel ließ der „Donut King“ endlich wieder die Reifen rauchen (worauf ja ebenfalls 2.000 Euro FIA-Strafe stehen).

Felix Porteiro führte die ersten Runden, ehe er Zanardi nicht mehr im Zaum halten konnte (oder wollte?). Danach sicherte er seinen 2. Platz ab. Weiter hinten im Feld wurde durchaus ambitioniert gefightet.

Tiago Monteiro (Seat) und Gabriele Tarquini (ebenfalls Seat…) gerieten aneinander und fielen zurück. Coronel (auch Seat) und Rydell (nochmals Seat!) tauschten Lack aus; mittendrin Augusto Farfus, Jörg Müller und der eher chancenlose Andy Priaulx. Ab Platz 8 war generell die Hölle los!

Alain Menu kam auf Platz 3 ins Ziel, dahinter Farfus und Müller. Die BMW hatten einen besonders guten Tag, mit der expliziten Ausnahme von Andy Priaulx. Sein Team machte einige Änderungen am Auto vor dem Start, und sie waren nicht zielführend.

Tarquini wurde mit Rang 6 bester Seat-Exponent. James Thompson im JAS-Honda hatte ein gutes Rennen auf Platz 7. Und Yvan Muller verdiente sich seine FIA-Strafe mit Platz 8 zurück, er hatte damit die Pole Position für den zweiten Lauf.

Noch eine Rache an der FIA: Socken oder nicht, Sergio Hernandez gewann die Privatfahrer-Wertung vor Franz Engstler und Pierre-Yves Corthals.

Lauf 2: Echte Spannung

Auch im zweiten Rennen (mit stehendem Start) spielte Zanardi wieder eine Hauptrolle, aber diesmal wurde ihm beim besten Willen nichts mehr geschenkt. Vom 8. Startplatz weg rackerte der Italiener sich mit bewährtem Kampfgeist durchs Feld.

In Führung war zunächst Yvan Muller, hart bedrängt von Tarquini und Thompson. Der Honda Accord zeigte phasenweise phantastischen Speed.

Über kurz oder lang hatte Muller offenbar nicht das Auto, die Konkurrenten abzuwehren. Tarquini ging als erster vorbei und konnte sich etwas absetzen.

Zanardi fiel zunächst auf Platz 10 zurück; die Starts sind, wohl auch technisch bedingt, nicht seine starke Seite. Dann spuckte er sich in die Hände und machte in zwie Runden fünf Plätze gut!

Er rang dann auch Rob Huff und Jörg Müller nieder, dann nahm er Thompson ins Visier. Alain Menu und Yvan Muller gerieten in Runde 4 aneinander, der Chevy segelte ins Gras und war ab da nicht mehr konkurrenzfähig.

Der D-Zug Thompson-Zanardi-Huff-Porteiro blieb einige Runden beisammen. Zanardi schmuggelte sich vorbei und profitierte davon, dass "Thommo" die Partie etwas aufhielt.

Inmitten eines aktionsreichen Rennens lieferte Zanardi die größte Show ab. In der letzten Runde saß er dem führenden Tarquini dann im Nacken. Doppelsieg für Alex?

Nein! Gabriele Tarquini wehrte sich verbissen (aber stets fair), im Zweikampf hatte er die Nase letztlich vorne.

Rob Huff kam auf Platz 3 ins Ziel, später wurde er wegen eines technischen Regelverstoßes ausgeschlossen. Damit kassiert Farfus die Punkte für Rang 3.

Bei den Independents ging das Rennen ebenfalls in die allerletzte Runde. Stefano d’Aste wurde im „Doppelschlag“ von Franz Engstler und Sergio Hernandez attackiert. Die beiden ersteren blieben auf der Strecke, Hernandez holt maximale Punkte ab! Man sollte ihn vielleicht öfter bestrafen…

Aufstand der Alten: der 46jährige Tarquini führt in der Meisterschaft jetzt mit 15 Runden Vorsprung. Alex Zanardi ist ebenfalls kein Jüngling mehr. Wie lange dauert seine Karriere noch? Hoffentlich noch viele Jahre!

Bei der Siegerehrung eine beinahe symbolische Szene: Alex Zanardi stolpert am Weg aufs Podium, liegt am Boden. Aber er steht wieder auf.

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WTCC: Brno

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