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WTCC: Larini und Zanardi hören auf

Zwei sagen "arrivederci"

Nicola Larini verabschiedet sich nach fünf Jahren bei Chevrolet, sein Landsmann Alex Zanardi kämpft 2012 vielleicht um Goldmedaillen.

Anfang der 1990er waren Nicola Larini und Alessandro Zanardi schon Rivalen in der italienischen Tourenwagenmeisterschaft „Superturismo“, später mussten sie in der Formel 1 um Qualifikationen und letzte Plätze raufen.

Heuer gerieten die beiden in ihrem letzten WTCC-Rennen in Macao wieder einmal aneinander – keine unpassende Abschiedsvorstellung für die beiden Haudegen aus Italien, die nie einen Zweikampf gescheut haben.

Vom Signor Alfa zum Mister Chevy: Nicola Larini

In der Formel 1 hatte Nicola Larini selten etwas zu lachen. Der heute 45jährige begann 1987 seine GP-Karriere mit zwei Rennen für sein F3000-team Coloni. Im Jahr darauf landete er bei Osella und war damit auf den hintersten Plätzen fix gebucht.

Teamwechsel zu Ligier 1990 und zum Team Modena 1991 bedeuteten keinen echten Karrieresprung. Fruchtvoller war da seine Verbindung mit Ferrari, wo er lange Zeit Testaufgaben wahrnahm und bei verschiedenen Gelegenheiten als „Einspringer“ an den Start ging.

Larinis bestes F1-Resultat kam ausgerechnet beim tragischen Grand Prix von San Marino in Imola 1994. Damals war er Ersatzfahrer für den verletzten Jean Alesi.

Noch wichtiger für die Karriere des Mannes aus der Toskana war die Verbindung zum Haus Alfa Romeo, wo er alsbald zu einer der Stützen des Tourenwagen-Programmes wurde. Seinen ersten Titel für die Mailänder fuhr er 1992 in Italien ein, damals mit einem 155 GTA.

Im Jahr darauf durfte Larini mit dem deutschen Meistertitel (denn damals war die DTM noch eine offizielle Meisterschaft) feiern. Sein fahrbarer Untersatz war damals der 155 V6 TI, ein High-Tech-Bolide mit Allradantrieb. Ein letzter F1-Ausflug mit Sauber 1997 war vorzeitig beendet. Von da an konzentrierte sich Nicola Larini auf seinen Status als „Hausgott“ und Top-Fahrer bei Alfa Romeo.

Mit dem Ende des offiziellen Rennprogrammes bei Alfa wechselte der Italiener zu den Neueinsteigern von Chevrolet, wo er wertvolle Entwicklungsarbeit für die in der Folge siegreichen Typen Lacetti und Cruze betrieben hat. Das wurde mit fünf Jahren Teamzugehörigkeit honoriert.

Auf der Strecke ließen die Resultate allerdings wiederum zu wünschen übrig, ein einziges Mal (heuer in Marokko) konnte er ein Rennen gewinnen. Dem Profizirkus wendet der kämpferische Italiener jetzt den Rücken zu, ganz vom Rennsport zurückziehen will er sich aber noch nicht.

Vorbild für viele: Alessandro Zanardi

Auch er war in seiner Formel-1-Zeit ein Hinterbänkler: Für Alessandro Zanardi sah es zunächst 1991 mit einem Debüt bei Jordan vielversprechend aus, danach fand er sich in der Gebrauchtwagenabteilung.

Gastauftritte für Minardi, eine weitere „legendäre“ Hinterbänklertruppe, führten zu einem Vertrag bei Lotus 1993. Dort waren die Glanzzeiten allerdings längst vorbei, 1994 kollabierte das Team endgültig.

Nach zwei frustrierenden Saisonen und einem schweren Unfall gab Zanardi 1995 einige Gastauftritte im GT-Zirkus (bemerkenswerterweise ebenfalls am Volant eines Lotus) und wechselte für die Saison 1996 in die USA.

Dort bewies der Mann aus Bologna eine glückliche Hand; er heuerte in der ChampCar World Series beim favorisierten Team Ganassi Racing an. 1997 und ’98 war er der Champion, zwölf Mal ergab sich die Gelegenheit für die von ihm popularisierten „donuts“ nach dem Rennsieg.

Das Comeback in der Formel 1 des Jahres 1999 mit Williams war ein Fiasko, nach einer Auszeit 2000 gab er dann 2001 sein schicksalhaftes CART-Comeback.

Nach dem üblen Unfall beim German 500 der ChampCars am EuroSpeedway Lausitz im September 2001 war Alessandro Zanardi praktisch tot. Schwerste Verletzungen bedingten die Amputation beider Beine.

Sein Comeback war umso erstaunlicher. Ein Jahr später nahm er in einem IndyCar Platz, um symbolisch die verbliebenen 13 Runden des Rennens zu komplettieren.

Ende 2003 folgte der Einstieg in die damalige Tourenwagen-EM. Das Team ROAL der beiden Tourenwagen-Legenden Roberto Ravaglia und Umberto Grano setzte als BMW-Werksteam „Italy-Spain“ einen speziell umgebauten BMW 320 ein. Dabei wurde viel Entwicklungsarbeit betrieben; und diese Partnerschaft hat bis heute gehalten.

2005 schaffte Zanardi einen Meilenstein in der Motorsportgeschichte: Als erster invalider Fahrer gewann er einen FIA-Weltmeisterschaftslauf. Im selben Jahr wurde er auch italienischer Tourenwagenmeister.

Zwei weitere WTCC-Siege folgten 2008 und 2009 in Brünn. Ein konstanter Siegfahrer ist Zanardi jedoch nie geworden, wohl auch wegen der spezifischen Nachteile der händischen Bedienung von Gas uns Kupplung. Erst heuer wechselte er auf ein sequentielles Getriebe, das reglementär einen Gewichtsnachteil mit sich bringt.

Er hatte also buchstäblich alle Hände voll zu tun, vor allem auf winkligen Stadtkursen war das mitunter zu viel. Sein Abschied aus der WTCC hat möglicherweise auch mit einer Neuorientierung innerhalb des BMW-Werksprogrammes zu tun.

Ob es weitere Autorennen für Alex Zanardi gibt, ist noch nicht bekannt, ein Ziel hat er jedenfalls: 2012 möchte er Italien bei den Paralympics beim Marathon der Para-cycler vertreten.

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