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WEC: News

Tiefschlag für die WEC-Fans

Die WEC-Fans werden für die Übertragungen der Rennen weiterhin bezahlen müssen. Gerard Neveu beharrt auf seinem Standpunkt.

Der Saisonauftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) am vergangenen Wochenende in Silverstone hatte alles, was das Motorsport-Herz begehrt: großartige Duelle, spektakuläre Dramen, viele Zuschauer und einige Kapriolen wegen des britischen Aprilwetters. Dennoch stand nicht der sportliche Wettkampf allein im Zentrum des Interesses. Viele WEC-Fans wurden von der neuen Strategie der Serienmacher schockiert. Die Rennen können in voller Länge live nur noch gegen Bezahlung verfolgt werden.

Nicht nur die Fans, sondern auch die LMP1-Hersteller Audi, Porsche und Toyota waren von dieser Entwicklung völlig überrumpelt worden. Die Werke geben für Entwicklung und Einsatz ihrer bis zu 1.000 PS starken Boliden große Summen auf Formel-1-Niveau aus - und dann sieht diese Autos kaum jemand fahren? Ein Unding, finden die Hersteller. Bereits am Silverstone-Wochenende traten Audi, Porsche und Toyota mit einer gemeinsamen Stimme auf, um den WEC-Promotern Druck zu machen.

Sonntagfrüh schickten die drei Werke eine gemeinsame Protestnote an WEC-Boss Gerard Neveu. Darin stellten die hochrangigen Vertreter von Audi, Porsche und Toyota ihren erheblichen Unmut über die neue Situation dar. Man war davon ausgegangen, dass es trotz der - verständlicherweise - kostenpflichtigen neuen "Second Screen"-App weiterhin die Möglichkeit gebe, die Rennen ohne Bezahlung in voller Länge live auf der offiziellen WEC-Internetseite verfolgen zu können. Dies ist aber nicht der Fall.

Sogar wer für die zweifellos guten Inhalte der neuen App bereits bezahlt hatte, musste für das Freischalten des Streams im Internet noch einmal zusätzlich bezahlen. Bei einem Treffen der Hersteller mit Neveu am Sonntagmorgen gab sich der Franzose sehr selbstsicher. Rund zwei Stunden lang versuchte Neveu den Marketing-Spezialisten von Audi, Porsche und Toyota zu erklären, dass er den goldenen Weg für eine rosige Zukunft der WEC gefunden habe. Erst nach heftigen Debatten lenkte Neveu ein und stellte in Aussicht, an einer Veränderung der Situation arbeiten zu wollen.

Der WEC-Boss versprach den Werken, sich im Verlauf dieser Woche in einer offiziellen Erklärung an die Öffentlichkeit zu wenden, um die bisherigen Vorgänge noch einmal zu erklären. Dies ist nun geschehen. "Wir verfolgen eine langfristige Strategie", heißt es in der Mitteilung. "Diese Strategie zwingt und dazu, gewisse Regeln des Marktes einzuhalten." Von einer bevorstehenden Änderung des Konzeptes ist also keine Rede. "Das Kind ist ohnehin in den Brunnen gefallen", fasst es ein Hersteller-Vertreter kurz und knapp zusammen.

"Wenn wir den Livestream kostenlos anbieten, dann bekommen wir Probleme mit dem Broadcaster, der die Erstrechte gekauft hat. Die TV-Anstalten würden keinen Vertrag unterschreiben, wenn wir die Inhalte anderswo kostenfrei anbieten würden", wird in der Erklärung um Verständnis geworben. Die Rechte an den Liveübertragungen hat sich Eurosport gesichert. Das Problem für die Fans: Der Sportsender überträgt immer nur Teile der Rennen live. Am Silverstone-Wochenende war es nur die letzte Stunde, wo kaum noch etwas passierte.

"Die Geschäftsbedingungen von Apple besagen, dass sobald man für eine Premium-App bezahlen muss, man das gleiche Produkt nicht auf anderen Geräten kostenfrei anbieten darf", erklären die WEC-Verantwortlichen das Konzept der "Paywall" im Internet. Dass auch das Livetiming am vergangenen Wochenende zunächst nur gegen Geld zu sehen gewesen ist, sei ein bedauerlicher Fehler in der Konfiguration gewesen. Dies werde man zum kommenden Rennen in Spa-Francorchamps ändern.

Neveu bleibt bei seiner Linie und macht nicht den Eindruck, sein Konzept womöglich zu überdenken. Der Franzose verweist stolz auf die hohe Zahl an App-Downloads seit dem vergangenen Freitag. Beklagen könne man sich über den Preis ohnehin nicht. Die Inhalte kosten für sieben WEC-Rennen knapp 20 Euro, für die 24 Stunden von Le Mans werden noch einmal 9,99 Euro fällig. "Eine WM gewinnt man nicht in einem Rennen, sondern in einer vollen Saison. So ist es auch mit einer App", meint Neveu, der seine Linie durchzieht.

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