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WEC: Interview

Pirro: „Racing kommt an erster Stelle“

Der fünfmalige Le-Mans-Sieger Emanuele Pirro arbeitet mit klarem Ziel in der Langstrecken-Kommission der FIA: Echtes Racing soll über Technologie siegen.

In der Le-Mans-Szene wird vor dem Hintergrund des Audi-Ausstiegs und der zögerlichen Haltung bezüglich eines Peugeot-Comebacks über die künftige Ausrichtung der LMP1-Klasse diskutiert. Soll die Topkategorie mit ihrem besonderen Effizienzreglement die Bühne für Technologie bleiben? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Verantwortlichen des Le-Mans-Veranstalters ACO ebenso wie die Mitglieder der Langstrecken-Kommission bei der FIA. Und dieser gehört unter anderem Emanuele Pirro an.

"Den Langstreckensport hat der Audi-Abschied nicht nachhaltig geschwächt", ist sich der fünfmalige Le-Mans-Sieger angesichts des Ausstiegs seines früheren Arbeitgebers sicher. Die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) gehe 2017 womöglich durch ein kleines Tal, aber das Highlight werde all seinen Glanz behalten. "Ich bin sicher, dass Le Mans alles überlebt. Das Rennen ist für alle einfach viel zu wichtig", so Pirro gegenüber dailysportscar.com.

"So sehr ich neue Technologien auch mag: Es ist nicht der passende Zeitpunkt, um es auf die Spitze zu treiben. Es ist einfach unglaublich teuer. Mir persönlich wären viele Starter immer wichtiger als das Maximum an Technologie", erklärt der gebürtige Römer. "Ich würde lieber zehn Hersteller sehen, die wenig Geld ausgeben als zwei, die horrende Summen investieren. Die Entwicklungsbudgets der Hersteller sind riesig. Es gibt nicht nur den Motorsport, um neue Dinge auszuprobieren."

"Früher war der Rennsport tatsächlich die Bühne für die Entwicklung von Technologien, die dann in Straßenautos landeten. Damals waren Entwicklungen frei. Gute Ideen haben sich dann durchgesetzt. Heutzutage ist es anders, und der Motorsport muss darauf reagieren. Es wird weltweit so viel an Technologien geforscht, dass es nicht mehr der Motorsport sein muss, der dort vorangeht", sagt der Italiener. "Wir sollten uns auf Wettbewerb zwischen Teams und Fahrern konzentrieren."

"Eigentlich passt das überhaupt nicht zu meinen persönlichen Vorlieben, denn ich wäre immer gern Ingenieur geworden. Ich liebe Technologie", schmunzelt Pirro, der noch heute als Markenbotschafter für Audi unterwegs ist. "Wenn man die Ingenieure einfach komplett frei arbeiten lässt, dann bauen sie Autos, die von keinem Menschen mehr zu kontrollieren sind. Das hat dann mit Motorsport sicherlich gar nichts mehr zu tun."

Die Langstrecken-Kommission der FIA sucht den passenden Mittelweg zwischen Technologie und Kostenkontrolle. Hat man die beste Lösung bereits in den USA gefunden? Zahlreiche Fachleute bewerten die neue DPi-Kategorie in der IMSA als die goldene Mitte. "Dort gibt es viel weniger Technologie. Das ist gut, denn dort steht der Kampf von Mensch und Maschine im Vordergrund", sagt Pirro. "An erster Stelle sollte immer das Racing stehen, dahinter dann Teamwork, Fahrerqualität und etwas Technologie."

"Das sieht nicht jeder in der Endurance-Kommission so, sondern es ist meine ganz persönliche Sicht", erklärt Pirro seinen Standpunkt in den anhaltenden Diskussionen. "Ich halte es für gesund, wenn man einen Querdenker wie mich dort einbezieht. Ich bin der Ansicht, dass es nicht Aufgabe des Motorsports sein kann, Herstellern eine Bühne für die Darstellung von Automobiltechnik zu bauen. Mir geht es in erster Linie um das reine Racing."

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