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DTM: Norisring

Verliert Ekström den Sieg?

Weil ihn sein Vater unter Parc ferme-Regel mit einer Wasserflasche begossen hat, muss Mattias Ekström um den Sieg auf dem Norisring bangen.

Foto: DTM

Siehe update ganz unten

An dieses Geburtstagsgeschenk hatte er wohl selbst nicht geglaubt: Mattias Ekström gewann das dramatische DTM-Rennen auf dem Norisring. Der Audi-Pilot war nur von Rang neun gestartet und siegte nach einem wahren Taktikkrimi auf dem tückischen Straßenkurs in Nürnberg vor Polesetter Robert Wickens im Mercedes und dessen Markenkollege Christian Vietoris. "Es war knapp, aber am Ende hat es funktioniert", jubelt der Schwede. "Das Auto war perfekt, danke an alle."

Lange sah es so aus, als sollten Gary Paffett und Edoardo Mortara mit auf dem Podest stehen, doch kurz vor Schluss eskalierte ein Zweikampf der beiden und warf sie aus dem Rennen. Ins Fäustchen lachen dürften sich somit die beiden Meisterschaftsführenden Mike Rockenfeller (Audi/5.) und Bruno Spengler (BMW/6.), die hinter dem jungen Spanier Daniel Juncadella (Mercedes/4.) ausreichend Punkte mitnahmen und Paffett im Kampf um den Titel erst einmal abschütteln konnten.

Freude dürfte auch bei Mercedes-Pilot Robert Merhi aufkommen, der als Siebter seine beste DTM-Platzierung einfahren konnte. Andy Priaulx (BMW/9.) holte hinter Markenkollege Joey Hand (8.) die ersten Zähler des Jahres, abgerundet wurde die Top 10 von einem weiteren BMW: Marco Wittmann. Enttäuscht dürfte dafür Timo Glock sein, der 13. wurde, im Gegensatz zu Timo Scheider, Martin Tomczyk, Jamie Green und Pascal Wehrlein aber die Zielflagge sah - was bei dem turbulenten Rennen am Norisring keine Selbstverständlichkeit darstellt.

Denn bereits am Start war das Rennen für Timo Scheider gelaufen. Der Deutsche kam erst gar nicht von der Linie weg und musste sein Auto abstellen. "Ich wollte das Auto vorspannen, doch beim Drücken des Pedals ist die Bremse durchgefallen", erklärt Scheider wütend. "Mein Fuß war voll Bremsflüssigkeit und ich hatte keine Bremskraft mehr. Momentan ist der Hals dick." Wie dick sollte später die Box erfahren, als er seinen Helm wütend durch die Gegend schmiss.

Obwohl sich vorne alles gesittet einordnete, kam das Safety-Car auf die Strecke und führte Robert Wickens vor Bruno Spengler, Edoardo Mortara, Pascal Wehrlein und Gary Paffett um die Strecke. Doch dem Briten in Mercedes-Diensten drohte Ungemach: Er fuhr zu früh los und musste einmal durch die Boxengasse fahren - wie auch Miguel Molina (Audi). Während Paffett dem Feld somit fortan hinterherfuhr, entwickelte sich an der Spitze ein heißes Duell zwischen Wickens und Spengler.

In Runde 11 wurde das allerdings jäh gestoppt, denn das Safety-Car musste erneut auf die Strecke. Martin Tomczyk (BMW) wurde bei einem Zweikampf mit Jamie Greens Audi in die Mauer gedrückt und schied aus - auch im fünften Rennen der Saison blieb der Rosenheimer damit ohne Zähler. Die Safety-Car-Phase sollte sich zum entscheidenden Moment des Rennens entwickeln, denn Paffett, Rockenfeller und Green kamen wie einige andere Fahrer schon zu ihrem zweiten und letzten Boxenstopp - 68 Runden vor dem Ende! Während Paffett die härtere Mischung nahm, versuchte Rockenfeller auf den Option-Reifen durchzufahren.

An der Spitze bezogen Wickens und Spengler ihre Positionen wieder, doch überraschend war Mortara beim Boxenstopp an Beiden vorbeigezogen - so überraschend, dass auch der Safety-Car-Fahrer den eigentlich Führenden Italiener vorbeiwinken wollte. Natürlich ging er nicht vorbei - anders als Ekström beim Restart an Spengler. Der Schwede fand sich schon an dritter Stelle wieder und ging kurz darauf auch an Wickens vorbei.

Im Hinterfeld versuchten derweil die Fahrer mit zwei Stopps mit frischen Reifen am Feld vorbeizugehen - und fanden Hilfe in den blauen Flaggen, die die Rennleitung immer wieder den Fahrern vor ihnen zeigten. Rockenfeller und Paffett gingen so mühelos an Gegner um Gegner vorbei und hatten plötzlich Chancen, das Rennen zu gewinnen. Wickens und Spengler, die erst später stoppten, fielen derweil nach ihren Boxenaufenthalten ins Mittelfeld zurück, aus dem sich Jamie Green mit einem Reifenschaden und Pascal Wehrlein verabschiedeten, um das Auto abzustellen.

In Runde 63 wechselte die Führung von Edoardo Mortara zu Mattias Ekström, als beide Audi-Fahrer versuchten, genügend Zeit auf die Piloten herauszufahren, die nicht mehr an die Box kommen mussten. Als der Italiener sieben Runden vor dem Ende zu seinem letzten Pflichtstopp kam, reichte es gerade einmal, um sich hinter Paffett einzusortieren - wenn auch mit frischen Reifen. Ekström hatte zwei Runden später weniger Probleme, die Führung zu behaupten.

Eklat um Paffett und Mortara

In der Reihenfolge Ekström, Paffett, Mortara ging es in die letzten Runden. Mortara versuchte mit frischen Reifen verzweifelt am Mercedes vorbeizugehen, doch was folgte, war die erste von zwei Kollisionen: Beim Anbremsen der Haarnadel fuhr der Audi-Pilot dem Briten ins Heck und schob ihn weit heraus, was Robert Wickens, der mit frischen Reifen durchs Feld gepflügt war, ausnutzte. Beide konnten zunächst weiterfahren, doch die Revanche ließ nicht lange auf sich warten.

Beim Versuch, sich die Position wieder zurückzuholen, kollidierten die beiden Piloten erneut - diesmal mit schlechtem Ende für alle Beteiligten. Während Mortara sichtlich frustriert am Streckenrand stand, tobte Paffett nach der Aktion: "Ich hab Edo überholt und er bremst nicht und trifft mich", erklärt er und schimpft: "Er ist ein kompletter Idiot. Es war nur sein Fehler. Das ist gefährlich."

So kam Christian Vietoris noch zu einem unerwarteten Podestbesuch, dahinter sortierte sich das Feld in der letzten Runde noch einmal ein. Mattias Ekström fuhr ungefährdet als Erster über die Ziellinie und durfte sich selbst ein Geschenk zum Geburtstag machen. Doch der Sieg ist noch nicht in trockenen Tüchern: Weil sein Vater ihn im Parc ferme beim Jubeln mit einer Flasche Wasser übergoss, könnte der Schwede gegen das DTM-Regelwerk verstoßen haben - Stichwort: Mindestgewicht. Die Rennleitung will die Sache untersuchen.

Update

Die Rennleitung ermittelt gegen Mattias Ekström: Weil sein Vater ihn im Parc ferme beim Jubeln über den Sieg am Norisring am Sonntag mit einer Flasche Wasser übergoss, könnte der Schwede gegen das DTM-Regelwerk verstoßen haben. Insbesondere wegen des Mindestgewichtes, bei dem es teilweise auf wenige Gramm ankommt, ist aus dem Spaß eine ernste Bedrohung für den Erfolg des Audi-Stars geworden. Es stehen eine Videosichtung und eine Anhörung an, die Entscheidung soll in zwei Stunden fallen.

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