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Motorrad-WM: Assen

MotoGP-Sensationssieg von Jack Miller

Jack Miller gewann eine Regenschlacht vor Márquez und Redding; Debütsiege auch in der Moto2 (Nakagami) und in der Moto3 (Bagnaia).

Fotos: Yamaha Racing

Nach monsunartigem Regen, Rennabbruch und einem Sturzfestival konnte sich Jack Miller bei der Dutch TT in Assen sensationell durchsetzen: Der erste Sieg eines Australiers seit Casey Stoner 2012, der erste Sieg für einen "Privatier" seit 2006. Marc Márquez holte mit Platz zwei wichtige Punkte, dahinter errang Scott Redding sein zweites MotoGP-Podium.

Bereits vor dem Start war der MotoGP-Lauf von der Rennleitung zum Regenrennen erklärt worden, alle Piloten rollten also auf Regenreifen in die Startaufstellung. Eugene Laverty verunfallte bereits in der Besichtigungsrunde, alle Teams bereiteten in der Boxengasse die Ersatzmotorräder für ihre Piloten vor.

Den Start konnte Scott Redding für sich entscheiden, der jedoch in Kurve 1 weit nach außen getragen wurde – daher übernahm Valentino Rossi die Führung vor Andrea Dovizioso und Aleix Espargaro. Marc Márquez behauptete den vierten Rang, dahinter reihte sich von Startplatz zehn kommend bereits Jorge Lorenzo ein. Auch Yonny Hernandez war in der Anfangsphase schnell unterwegs.

Der Kolumbianer konnte sich von Startplatz sechs aus nach vorne arbeiten und war bald erster Verfolger von Rossi und Dovizioso. Der vom letzten Platz gestartete Andrea Iannone war schon auf dem achten Platz zu finden, Pedrosa hatte vom 16. Platz aus zehn Ränge aufgeholt. In der dritten Runde übernahm dann Hernandez sogar die Führung von Rossi.

Jorge Lorenzo fühlte sich, wie er bereits nach dem Qualifying verraten hatte, in diesen nassen Bedingungen nicht wirklich wohl und wurde in weiterer Folge wieder auf die 15. Position zurückgereiht. Derweil konnte sich Danilo Petrucci nach vorne schieben, auch Andrea Iannone überholte Márquez für Position fünf. Lorenzo verlor weiter an Boden, bald lag er nur noch auf der 18. Position.

Nach acht gefahrenen Runden wurden die weißen Flaggen mit rotem Kreuz geschwenkt, der Regen war zurückgekommen. Monsunartige Wassermassen verteilten über die Strecke. Rossi wurde aufgrund seiner vorsichtigen Fahrweise von Dovizioso überholt. Bei noch 15 zu fahrenden Runden die entscheidende Szene an der Spitze: Yonny Hernandez rutschte mit seiner Ducati ins Kiesbett. Er verschenkte damit die Führung an Dovizioso. Dann verlor Iannone bei immer stärker werdendem Regen das Heck und legte sich auf den Asphalt.

Bei Rennhalbzeit konnte sich Redding, der aus der ersten Reihe gestartet war, zurückkämpfen und sich mit den drei Piloten an der Spitze duellieren. Auch Márquez, Pedrosa und Cal Crutchlow fanden Anschluss an die Spitzengruppe, doch das Rennen wurde bei noch 15 zu fahrenden Runden abgebrochen, da die Bedingungen zu gefährlich waren. Nach einer Unterbrechung von fast einer halben Stunde erfolgte der Restart für die verbleibenden zwölf Runden. In den ersten drei Reihen: Dovizioso, Petrucci, Rossi; Redding, Márquez, Pedrosa; Crutchlow, Miller, Pol Espargaro.

Dani Pedrosa stürzte gleich in Kurve 9, Crutchlow verabschiedete sich kurz darauf ins Kiesbett von Kurve 12. Die Piloten hatten bei auftrocknenden Bedingungen mit ihren Motorrädern zu kämpfen. Rossi fand einen guten Rhythmus und konnte Dovizioso die Führung entreißen; auch der Ducati-Pilot blieb nicht mehr lange sitzen: der Polesiter crashte in Kurve 12 und vergab so seine Siegchance.

Dies sollte jedoch nicht der letzte Sturz an diesem Sonntag sein, denn kurz darauf erwischte es auch den "Dottore" höchstselbst. In Führung liegend rutschte er in Kurve 10 auf nasser Fahrbahn mit seiner Yamaha aus. Somit verschenkte auch er einen möglichen Sieg – sein dritter Ausfall in dieser Saison. Die Führung erbte Marc Márquez, der bald durch Jack Miller unter Druck gesetzt wurde. Der Spanier liebäugelte offenbar mit einem sicheren Podestplatz und ließ den jungen Australier ziehen. Dieser konnte die Führung in den letzten Rennrunden (bei Sonnenschein!) sogar ausbauen. Im Duell um den dritten Platz setzte sich Scott Redding gegen Pol Espargaro durch.

Für den 21jährigen Jack Miller, der 2015 von der Moto3 direkt in die Topklasse aufgestiegen war, ist dies sein erster Sieg in der MotoGP-WM, dementsprechend überwältigt war er nach dem Rennen. Durch den Triumph konnte er sich auch in der WM-Tabelle stark verbessern, von Platz 21 auf Rang 13. Marc Márquez konnte durch das schlechte Abschneiden der direkten Konkurrenz seine Führung in der Weltmeisterschaft ausbauen. Der Spanier führt nun mit 145 Zählern, 24 Punkte vor Lorenzo und 42 vor Rossi.

Scott Redding war nach der Regenschlacht ebenfalls erleichtert, dass er seinen Startplatz über Umwege ins Ziel bringen konnte. Er verwies Pol Espargaro auf den vierten Platz, Fünfter wurde der gestürzte Andrea Iannone, der beim Restart wieder antreten durfte. Die weiteren Platzierungen: Hector Barbera auf Position sechs, Eugene Laverty wurde Siebenter, Stefan Bradl Achter, Maverick Viñales Neunter und Jorge Lorenzo immerhin noch Zehnter. Insgesamt klassierten sich nur 13 Piloten.

Moto2: Nakagami siegt dank Rennabbruchs

Das Moto2-Rennen in Assen begann bei vorerst trockenen Bedingungen. Drei Runden vor dem anberaumten Ende wurde es jedoch per roter Flagge abgebrochen, weil Regen einsetzte. Takaaki Nakagami holte sich seinen ersten Sieg vor Johann Zarco und Franco Morbidelli.

Nach dem Start konnte sich Polesitter Tom Lüthi einen kleinen Vorsprung herausfahren. Dahinter folgten Dominique Aegerter und Sam Lowes, Johann Zarco verlor zwei Positionen. In der zweiten Runde wollte Aegerter Lüthi angreifen, er rutschte jedoch nach außen und musste einen Platz an Lowes abgeben. Dahinter kämpfte Zarco mit Takaaki Nakagami und Franco Morbidelli.

Sandro Cortese konnte sich auf dem siebenten Platz behaupten, während Axel Pons in der ersten Kurve stürzte. Eine größere Spitzengruppe bildete sich heraus, angeführt von Lüthi. In seinen Führungskampf mit Landsmann Aergerter mischte sich auch Morbidelli ein. Zarco verlor weitere Positionen, auch Lowes schien zu Beginn Probleme zu haben.

Morbidelli, Nakagami, Lüthi, Aegerter, Baldassarri, Lowes und Zarco bildeten kurz vor der Rennhalbzeit die Spitze. Als erster konnte Dominique Aegerter nicht mehr mithalten und wurde bis auf den achten Rang durchgereicht, am Ende wurde er Neunter. Nach zwei Drittel der Renndistanz setzte sich Takaaki Nakagami etwas vom Rest des Feldes. Lüthi, Zarco und Morbidelli kämpften um den Anschluss, dahinter duellierten sich Baldassarri und Lowes. An der Spitze konnte sich Nakagami mit der schnellsten Rennrunde weiter von Zarco, Morbidelli, Baldassarri und Lowes absetzen.

Tom Lüthi war nur noch auf dem achten Platz unterwegs, er verlor den Anschluss. Bei noch sechs zu fahrenden Runden setzte Regen ein, was Sam Lowes fast von seinem Motorrad geworfen hätte. Weniger Glück hatte Lüthi, der übers Vorderrad in ein Kiesbett stürzte. Fünf Runden vor Rennende wurden die Regenflaggen geschwenkt. Nakagami büßte ob der erschwerten Fahrbedingungen etwas Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Zarco ein, doch drei Runden vor Erreichen der vollen Distanz wurde das Rennen mit roten Flaggen vorzeitig beendet, und der Japaner gewann somit seinen ersten Grand Prix.

Johann Zarco liegt in der WM mit nunmehr 106 Punkten hinter Rins (116) und Lowes (108) auf dem dritten Platz. Franco Morbidelli holte sein zweites Moto2-Podium. Die Top 10 hinter den ersten Drei: Sam Lowes, Lorenzo Baldassarri, Alex Rins, Simone Corsi, Alex Márquez, Dominique Aegerter und Jonas Folger. Sandro Cortese wurde Zwölfter, Marcel Schrötter kam auf dem 13. Platz ins Ziel.

Moto3: Erster Sieg auch für Bagnaia

Bei noch trockenen Bedingungen waren zuvor die 32 Moto3-Piloten auf die Strecke gegangen. In einem packenden Kampf konnte am Ende Francesco Bagnaia (Mahindra) seinen ersten Sieg feiern, Fabio Di Giannantonio und Andrea Migno komplettieren das Podium. Migno war vor Di Giannantonio ins Ziel gekommen, wurde nach dem Rennen aber für das Verlassen der Strecke in der allerletzten Kurve bestraft.

In der Startphase konnte sich Romano Fenati von der zweiten Reihe aus an die Spitze setzen. Brad Binder, Polesitter Enea Bastianini, Francesco Bagnaia und Andrea Migno konnten mit ihm mithalten. In der zweiten Runde gab es eine Schrecksekunde: Fabio Quartararo und Gabriel Rodrigo stürzten spektakulär, auch Albert Arenas und Khairul Idham Pawi überstanden die ersten paar Runden nicht. Die Piloten der Führungsgruppe wechselten sich Moto3-typisch an der Spitze ab.

Vor allem die Italiener konnten sich in diesem Pulk von 14 Piloten behaupten, während Aron Canet und Juanfran Guevara für einen weiteren spektakulären Crash sorgten: Canets Honda wirbelte dabei durch die Luft und verfehlte Guevara nur knapp. Zehn Runden vor Rennende lieferten sich Fenati, Bagnaia, Migno, Di Giannantonio, Bulega, Antonelli und Binder einen packenden Kampf um die Führung. Derweil stürzten Alexis Masbou und Tatsuki Suzuki in Kurve 1.

WM-Leader Brad Binder hatte sieben Runden vor Schluss einen heiklen Moment: Ein Überholmanöver gegen Migno sorgte dafür, dass der Südafrikaner kurz die Kontrolle über sein Motorrad verlor und durch die Wiese ausweichen musste. Er verschenkte somit alle Chancen auf einen weiteren Sieg und fiel bis auf den 13. Platz zurück, am Ende wurde er Zwölfter. Vier Runden vor Rennende verschenkte auch Bastianini in Kurve 10 alle Chancen auf ein Podium. Er wollte sich an Bulega vorbeischieben, verlor jedoch auf dem Randstein die Kontrolle und stürzte ins Kiesbett.

Auch Andrea Locatelli und Darryn Binder crashten in der Schlussphase. In der letzten Runde konnte zunächst Antonelli die Führung übernehmen, doch dann konterte Fenati. In der letzten Schikane attackierte Bagnaia Migno, der sich damit knapp nach vorne schieben konnte. Am Ende trennten die ersten drei Piloten nur 18 Tausendstel Sekunden. Es war nicht nur der erste Sieg für Bagnaia, sondern auch für die als Auftragsarbeit bei Suter in der Schweiz konstruierte Mahindra.

Die ersten Zehn komplettiere Fenati auf der vierten Position, gefolgt von Antonelli, Danilo, Bulega, Mir, Bendsneyder und Dalla Porta; Philipp Öttl wurde Elfter. Insgesamt kamen zehn Piloten nichts ins Ziel. In der Moto3-Meisterschaft führt Brad Binder komfortabel mit 151 Punkten vor Jorge Navarro (103) und Romano Fenati (93). Bagnaia liegt dahinter mit 79 Punkten bereits auf der vierten Position.

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