MOTORSPORT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Motorrad-WM: Austin

Marquez & Vinales in eigener Liga

In Austin bestimmen Marc Marquez und Maverick Vinales am Freitag die Pace und sind auf allen Reifen schnell, dennoch sehen die MotoGP-Asse noch Schwachpunkte.

Fotos: Michelin

Bisher ist Honda-Pilot Marc Marquez auf dem Circuit of the Americas ungeschlagen. Auch am Freitag entschied der MotoGP-Weltmeister mit der schnellsten Trainingszeit die Statistik wieder für sich. Doch in diesem Jahr hat er mit Maverick Vinales (Yamaha) einen mehr als ernstzunehmenden Herausforderer. Beide spielten in den Trainings gewissermaßen in einer eigenen Liga - ein Vorgeschmack auf das zu erwartende spanische Duell am Sonntag.

Denn während die Konkurrenz Marquez und Vinales wenn überhaupt auf frischen Soft-Reifen gefährlich werden konnte, spulten die beiden selbst auf den härteren Reifenmischungen eine schnelle Runde nach der anderen ab. Während Marquez seine Bestzeit (2:04.061 Minuten) auf einem harten Vorder- und einem weichen Hinterreifen fuhr, toppte Vinales seine schnellste Runde vom Vormittag auf der Medium-Kombination.

Marquez sieht seinen Freitagssieg daher nüchtern. "Am Freitag ist diese Position nicht wirklich wichtig. Ich hatte den weichen Reifen drauf, Maverick nicht", vergleicht der 24-Jährige, ziegt sich aber trotzdem zufrieden: "Ich bin dennoch glücklich. Die Konstanz ist da und ich arbeite gut mit dem Team zusammen. Natürlich gibt es noch Bereiche, in denen wir uns verbessern können." Marquez nennt vor allem fehlendes Vertrauen zum Vorderreifen.

Marc Marquez hadert mit Bodenwellen in Austin

Die Schuld dafür sucht er aber nicht bei Reifenhersteller Michelin. "Die Reifen sind besser als im Vorjahr. Aber wenn du nicht das perfekte Set-up hast, beanspruchst du den Vorderreifen mehr. Wenn du nicht die beste Beschleunigung hast, bist du härter am Bremspunkt, und das geht genauso auf den Vorderreifen", beschreibt er die Schwierigkeiten. Die extremen Bodenwellen in Austin taten ihr Übriges. Honda schien damit mehr zu hadern als Yamaha.

Marquez erklärt: "Die Yamahas stecken die Bodenwellen besser weg. Die Honda-Bikes hingegen werden instabil. Das müssen wir verstehen und beheben." Zudem sieht er in Kurve 4 noch Luft nach oben. "Dort habe ich noch nicht die beste Linien gefunden", gibt der Weltmeister zu. Die gute Pace auch auf dem harten Hinterreifen stimmt ihn für das Rennen aber zuversichtlich. Dann wird sein Hauptgegner Yamaha-Überflieger Vinales.

"Er ist sehr konstant, aber wir müssen sehen, wie er sich schlägt, wenn die Reifen abbauen. Das ist momentan schwer verstehen", sagt Marquez. Im Vergleich fühle er sich stärker als in Katar, wo er Vierter wurde und Vinales siegte. "Unser Level entspricht mehr oder weniger dem in Argentinien. Und Argentinien war gut", analysiert er weiter. Schließlich führte der Spanier dort bis zu seinem Sturz mit großen Vorsprung - auch auf Vinales, der am Ende gewann.

Maverick Vinales: Starke Beschleunigung bei Yamaha

In der Endabrechnung am Freitag musste er sich Marquez zwar geschlagen geben. Insgesamt schien es ihm aber etwas leichter zu fallen, schnelle Rundenzeiten aus dem Ärmel zu schütteln. Das bestätigt Vinales selbst: "Das Motorrad ist sehr stabil. Ich fühle mich sicher, musste nirgendwo über das Limit gehen. Das ist wichtig, insbesondere auf einer Strecke mit so vielen Bodenwellen." Sie bereiteten dem Yamaha-Piloten deutlich weniger Kopfzerbrechen als der Konkurrenz.

Dass ihn am Ende noch Yamaha-Privatier Johann Zarco überholte und die zweitschnellste Zeit fuhr, wunderte Vinales nicht. Denn der Franzose war auf weichen Reifen unterwegs. "Er hat damit fast eine Sekunde gewonnen", weiß Vinales. Hätte er selbst die weichen Pneus aufgezogen, wäre eines 2:03er-Zeit möglich gewesen, glaubt er. Sehr wahrscheinlich fällt diese Marke am Samstag. Im Vorjahr knackte sie Marquez dort im dritten Freien Training.

Dessen Schwäche ist Vinales' große Stärke: die Beschleunigung. "Die Michelin-Reifen haben aus irgendeinem Grund am Hinterreifen mehr Grip. Es ist einfacher zu beschleunigen. Vielleicht sind wir hier deshalb stärker als in den Vorjahren", erklärt der 22-Jährige. Insbesondere in den Sektoren 1 und 4 sei er stark. Im dritten Sektor sieht er hingegen noch Luft nach oben: "Da sind wir in puncto Beschleunigung noch nicht bei 100 Prozent."

Andrea Dovizioso: "Vinales und Marquez mit viel mehr Pace"

Knackpunkt seien die langsamen Kurven. "Das hatte sich schon in den Wintertests angedeutet. Dort sind wir immer noch zu langsam", sagt Vinales und ergänzt: "Wenn man die Bremse loslässt und in die Kurve hineinrollt. Dort können wir uns verbessern." Sollte er die erhofften Zehntel hier finden, dürfte er Marquez das Leben noch schwerer machen. Schon jetzt scheint für einen Zweikampf der beiden in Austin alles angerichtet zu sein.

Das erkennt auch die Konkurrenz. "Ohne Zweifel haben Vinales und Marquez viel mehr Pace, aber dahinter sind alle dicht beisammen", sagt etwa Ducati-Pilot Andrea Dovizioso. Marquez wiederum betont: "Es wird jedes Jahr schwieriger, denn die anderen kommen näher und näher. Im vergangenen Jahr war ich hier schneller. Wir müssen verstehen warum." Für seinen fünften Austin-Sieg in Folge wolle er hart kämpfen, und das wir er wohl auch müssen.

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

Motorrad-WM: Austin

Weitere Artikel:

Nachgefragt beim viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: Ob er wirklich über ein Comeback nachdenkt und mit wem echte Gespräche stattfinden

Nach der wetterbedingten Verschiebung des ursprünglich gedachten Saisonauftaktes zum Bergrallyecup 2024 am Köberlberg in Lödersdorf, sind heuer die Gipfelstürmer beim Auftakt in der steirischen Toscana zu Gast.