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Stadtindianer

Mercedes rückt den GLC mit seiner ersten Überarbeitung noch weiter weg vom kantigen Vorfahren GLK. Wir testen den GLC 220 d mit 170-PS-Diesel.

Text und Fotos: Johannes Toth

Im Zuge von Fahrzeugüberarbeitungen hat Mercedes in letzter Zeit wieder Logik in die Namensfindung einkehren lassen und nachvollziehbare Fahrzeugkürzel eingeführt. Demnach steht nun GL immer für Gelände und somit SUV, und der Buchstabe danach bezeichnet die Fahrzeugklasse bzw -größe.

GLC sagt uns daher sofort, womit wir es hier zu tun haben. Eine hochgestellte C-Klasse, die mit dem serienmäßigen Vierradantrieb 4Matic nicht nur zur Hasenjagd in der Großstadt befähigt. In der Tat kommt das Interieur direkt vom erst 2014 aktualisierten Bruder C-Klasse und ist topaktuell nach Mercedes-Art angerichtet.

Die Materialien sehen gut aus und greifen sich gut an. Helles Linden-Holz in "linestructure", Klavierlack und schwarzes Leder werden von weißen Ziernähten und matten Silberapplikationen kontrastiert. Vielleicht hat das Lindenholz noch nie einen Wald gesehen und die silbernen Veredelungen kein Erzgebirge, aber das hören wir maximal, wenn wir draufklopfen.

Hier lässt es sich wohlfühlen. Wir sitzen tief und geborgen in den optionalen AMG-Sitzen, die guten Seitenhalt vermitteln. Der mittlere Screen gibt dem versierten Automobilisten umfassende Auskunft über die Befindlichkeiten des Motors: analog anmutende, digitale Rundinstrumente informieren über Leistung, Drehmoment, Öltemperatur sowie Batteriespannung.

Beim Anlassen des 2,2-Liter Motors allerdings eine kleine Ernüchterung. Das nagelt wie damals der 200er-Diesel vom Opa. Aber natürlich ist die Geräuschdämmung auf einem sehr hohen Niveau, sodass wir während der Fahrt nichts mehr davon merken.

In jeder Motorisierung toll ist das seidenweich schaltende 9-Gang Automatik-Getriebe, das sich auch über die Schaltwippen am Lenkrad bedienen lässt.

Selbstbedienung empfehlen wir aber nur, wenn´s wirklich juckt und enge Kurven in Sichtweite sind. In allen anderen Fällen wird dank der geringen Drehzahlsprünge ruckfrei geschaltet und die 170 PS und 400 Nm bieten mehr als ausreichenden Durchzug beim Beschleunigen.

Zum Thema Assistenzsysteme gibt sich der größenmäßig noch sozial verträgliche GLC ganz im Zeichen des Sterns. Viele davon sind optional, funktionieren aber perfekt. So zum Beispiel der Totwinkel-Assistent, der Fahrzeuge im toten Winkel durch Radar erkennt und beim Verlassen der Fahrspur zuerst nur optisch und dann auch akustisch warnt.

Gleichzeitig warnt der Spurhalteassistent durch Vibrationen am Lenkrad, sobald ein unbeabsichtigtes Wechseln der Fahrspur – also ohne Blinker – erkannt wird. Verfeinert wird das durch eine weitere Option, die durch Bremseingriffe darauf einwirkt, das Auto wieder in die Spur zu bringen und damit einen Unfall verhindern soll.

Auf der Habenseite stehen unter anderem noch das leichte Ein- und Aussteigen in angenehmer Höhe, die Licht- und auch die Scheibenwischerautomatik, die beide perfekt arbeiten oder die Lenkservo, die im Start/Stop-Modus funktioniert, ohne dass der Motor wieder anspringt.

Wie auch bei anderen Vertretern seiner Klasse ist in diesem modern gezeichneten SUV die Sicht nach hinten nicht unbedingt die besondere Stärke des Fahrzeugs. Abhilfe schafft hier eine optionale Rückfahrkamera, deren Auflösung im Dunkeln zwar besser sein könnte, die aber im Retourgang elektrisch ausklappt. Riesiger Vorteil: sie verschmutzt nicht – wie bei vielen anderen Mitbewerbern.

Ein paar Zahlen fehlen noch: Zum Beispiel 8,3 Sekunden auf 100 km/h. 1.845 kg Leergewicht. Basisausstattung unseres 220 d ab 49.580 Euro. Der wirklich fein ausgestattete Testwagen liegt allerdings bei 72.801 Euro.

Hier ist übrigens auch schon der Aufpreis von rund 60 Euro für den von 50 auf 66 Liter vergrößerten Kraftstofftank enthalten. Verbrauch laut Herstellerangabe im Drittelmix 5,5 Liter. In Echt steht zumindest ein Sechser, bei flotterer Fahrweise auch leicht mal ein Siebener vor dem Komma.

Plus
+ durch die lange Motorhaube ergibt sich trotz hoher SUV-Linie eine sportliche Silhouette
+ seidenweiche 9-Gang Automatik serienmäßig
+ der Sicherheit dienender Vierradantrieb ist serienmäßig
+ vernünftige Platzverhältnisse
+ großes Mittelablagefach

Minus
- Scheibenwischergeschwindigkeit bei Starkregen zu langsam
- mercedestypisch keine Radiostationstasten zum schnellen Senderwechsel
- Diesel-Nageln im Kaltlauf der Fahrzeugklasse unangemessen
- weitergehende Geländefunktionen sind aufpreispflichtig

Resümee
Die zweite Generation des Mercedes GLC ist ein ausgewogenes Fahrzeug, das auch bisherige SUV-Verweigerer überzeugen könnte. Das dynamisch gezeichnete Exterieur und das absolut gelungene Interieur gefallen auf Anhieb. Leider ist schon der Basispreis kein Schnäppchen – und mit einem gerüttelt Maß an sinnvollem Extras können sich noch die Kosten für einen Kleinwagen addieren.

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