RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Desaströses Jahr könnte schlimme Folgen haben

Dem Citroen-Werksteam droht ohne Sebastien Loeb der Untergang – der Weltmeister bleibt bei seinem Rückzugsplan, Hirvonen und Sordo sind nicht gut genug…

Michael Noir Trawniczek, noir@motorline.cc

„Es gab uns einen Einblick darauf, wie hart diese Saison, die gerade erst einmal gestartet ist, für uns werden wird.“ Citroen-Teamchef Yves Matton ahnt bereits, was auf ihn und seine erfolgsverwöhnte Crew des Citroen-Werksteams in der Rallye-Weltmeisterschaft zukommen wird…

Denn schon bei der nächsten Rallye in Mexiko muss Citroen ohne Sebastien Loeb auskommen. Jener Loeb, der die Rallye Monte Carlo auf eine überlegene Art und Weise gewonnen hat. Jener Loeb, dem im Qualifying für die Schweden-Rallye ein Fehler unterlaufen ist. Jener Loeb, der sich dann zu einer Setup-Änderung hinreißen ließ und in der Folge am ersten Tag der Rallye sowohl an seiner schlechten Startposition als auch an dem schlechten Setup gelitten hat. Auf diese Weise verlor Loeb am ersten Tag jene 30 Sekunden, die er nicht mehr aufholen konnte. Ohne diesen kapitalen Loeb-Fehler wäre die Schweden-Rallye vielleicht anders ausgegangen…

Das Schlimme ist für Citroen aber nicht die Tatsache, dass Sebastien Ogier im Volkswagen den ersten WRC-Sieg feiern konnte und Loeb „nur“ Zweiter wurde – besorgniserregend muss für Citroen vielmehr die Performance der beiden anderen Werkspiloten, Mikko Hirvonen und Dani Sordo sein.

So ist es bezeichnend, dass in Mexiko keine Startnummer 1 vergeben wird: Hirvonen und Sordo starten mit den Nummern 2 und 3. Denn wirklich verdient hat keiner der beiden die Startnummer 1…

Hirvonen soll als neuer Nr.1-Pilot heuer den Titel in der Fahrer-Weltmeisterschaft holen und gemeinsam mit Sordo den Herstellertitel an Land ziehen. Doch was der Finne bislang an Performance bot, müsste bei Citroen längst die Alarmglocken auslösen. Hirvonen ist nicht nur nicht schnell genug, sondern neuerdings auch abfluggefährdet.

Bei der „Monte“ war Hirvonen deutlich der langsamste der drei Werkspiloten. Seine Stellungnahmen in den Zielräumen der „Monte“ sprechen Bände: „Es war sehr rutschig“, „Ich muss härter attackieren“, „Ich fühle mich nicht wohl“, „Ich hasse es, bei diesen Konditionen zu fahren“. Am Ende belegte er mit mehr als fünf Minuten Rückstand auf seinen Teamkollegen Loeb und mit etwas mehr als 1,5 Minuten Rückstand auf seinen Teamkollegen Sordo den vierten Platz. Dass sogar Sordo, der eigentlich weniger vertraut ist mit Schnee und Eis, schneller war, spricht ebenfalls Bände.

In Schweden flog Hirvonen gleich auf der zweiten Sonderprüfung von der Strecke und büßte damit so viel Zeit ein, dass es unmöglich war, in die Punkteränge zu gelangen. Dass er am Samstag als „Straßenfeger“ als erster Wagen auf die Strecke musste, habe „Spaß gemacht“, sagte Hirvonen. Und: „Ich muss weiterfahren, denn ich peile Bonuspunkte auf der Powerstage an.“

Auf der Powerstage, auf der er im Gegensatz zu den anderen Piloten mit Risiko fahren konnte, reichte es nur für den vierten Platz. Schmallippig erklärte er nach seinem 16. Gesamtrang in Schweden: „Wir holten immerhin noch zwei Punkte für Citroen in der Marken-WM. Viel mehr kann ich über diese Rallye nicht sagen. Ich konzentriere mich bereits auf Mexiko.“

Dani Sordo ist vor allem auf Asphalt eine Größe – er möchte heuer seinen ersten Sieg in der WRC feiern. In Schweden war für den Spanier bereits erfreulich, dass „ich Martin Prokop den achten Platz abknöpfen konnte, alles lief fein – doch auf SP 20 traf ich eine Schneebank, hinter der ein Felsen versteckt war. Der Einschlag war hart und das Auto war zu beschädigt, um damit weiterzufahren.“

In der Weltmeisterschaft liegt Sordo mit 15 Punkten auf Platz vier – Ogier hält bereits bei 46 Zählern. Hirvonen ist mit seinen zwölf bei der Rallye Monte Carlo eroberten Punkten auf Rang sechs der Tabelle zu finden.

Man hat den Eindruck: Als Nr. 2-Pilot hat sich Hirvonen zu einer verlässlichen Größe gemausert – im Vorjahr sammelte er fleißig Punkte, wenngleich er rein performancemäßig oftmals nicht einmal den angestrebten zweiten Platz belegen konnte beziehungsweise bei einigen Rallyes von den Ausfällen anderer profitierte. Dass er Vizemeister wurde, hat er seiner guten Ankunftsrate zu verdanken. Doch jetzt, mit dem erhöhten Erwartungsdruck auf den Schultern, scheint Hirvonen auch noch fehlergefährdet zu sein…

So wäre es naheliegend, zu glauben, dass Citroen hinter den Kulissen längst alles versucht, um Sebastien Loeb umzustimmen – denn dies scheint der einzige Weg aus dem Dilemma zu sein.

Doch Loeb denkt nicht daran, seinen Plan zu ändern – Loeb wird heuer nur noch zwei Rallyes absolvieren, der nächste Start ist für die Argentinien-Rallye vorgesehen. Beinahe verärgert klingt es, wenn er sagt, er würde nicht verstehen, warum „mich jeder nach weiteren WM-Starts fragt. Mein Entschluss, auf die Rundstrecke zu wechseln, ist seit Monaten klar. Das weiß auch Citroen“.

Unterdessen stellt Yves Matton seiner „Nummer 1“ bereits die Rute ins Fenster: „Wir müssen fehlerfrei bleiben, wenn wir Rallyes gewinnen wollen.“ Tatsächlich kann Hirvonen auf die erwähnte gute Ankunftsrate zurückblicken – allerdings in einer Zeit, in der man nicht mehr als den zweiten Platz von ihm erwartet hatte.

Dass der 32-Jährige den Druck der hohen Erwartungen aushalten wird, darf zumindest angezweifelt werden. Es ist keine gewagte These, wenn man sagt: Ohne Loeb wird Citroen weder den Fahrer- noch den Herstellertitel an Land ziehen – vielmehr scheinen Ogier und Volkswagen zu neuen Dominatoren zu werden.

Für die WRC könnte das bevorstehende Desaster der einstigen Serienweltmeister nicht minder desaströse Folgen haben, denn es stellt sich durchaus die Frage, ob die Franzosen nach einem derart durchwachsenen Jahr in der WRC verbleiben werden oder ob sie sich lieber auf das erfolgversprechende WTCC-Projekt mit Sebastien Loeb konzentrieren?

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

WRC: Schweden-Rallye 2013

- special features -

Weitere Artikel:

Achims Sport am Montag

Kolumne: Die Uhren lügen nicht

Achim Mörtl hinterfragt den seiner Meinung nach farblosen Auftritt von Simon Wagner am Wochenende beim ERC-Lauf in Ungarn und stellt die Frage nach seinen Zielen.

Lavanttal-Rallye: Nach SP9

Wagner-Doppelführung nach Neubauer-Dreher

Bei der 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg zieht ein fehlerloser Simon Wagner auf und davon / Zwischen- und Ausfälle bremsen die Konkurrenten des Staatsmeisters

Lavanttal-Rallye: Vorschau Neubauer

Hoffen auf mehr Fortune im Lavanttal

Nach dem frühen Ausfall im Rebenland hofft der Salzburger nun auf mehr Fortune. Mit Co Bernhard Ettel könnte er den 4. Gesamtsieg bei der Lavanttal Rallye holen - wie schon in der Steiermark wartet erneut starke Konkurrenz auf das Skoda-Duo

Achims Sport am Montag

Kolumne: Alles wie gehabt?!

Max Verstappen bügelt wieder alle in Japan her und Simon Wagner arbeitet seine Gegner im Lavanttal auf! Und der Rest? Mit zu wenigen Ambitionen und zu farblos.

Lavanttal-Rallye: Zeremonienstart

Anheiz-Show im Herzen Wolfsbergs

Den Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg bildet heute Abend der traditionelle Zeremonienstart auf dem Hauptplatz der Kärntner Bezirkshauptstadt / Sämtliche teilnehmenden Teams präsentieren sich dabei den Fans