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WRC: Schweden-Rallye 2013

„Ein perfekter Job“

Sebastien Ogier spricht über seinen ersten WRC-Sieg als Volkswagen-Werkspilot, gleich bei der zweiten Rallye des deutschen Unternehmens.

Sebastien Ogier ist zurück an der Spitze: Ein Jahr lang arbeitete der Franzose mit den Volkswagen-Ingenieuren an der Entwicklung des neuen Polo R WRC. Während er mit dem deutlich schwächeren Skoda Fabia S2000 keine Siegchancen hatte, wurden abseits der Öffentlichkeit unzählige Testfahrten mit dem Polo betrieben. Podestplätze aus eigener Kraft wurden als Ziel für diese Saison vorgegeben.

Bereits in Monte Carlo stellte Ogier mit Platz zwei die Konkurrenzfähigkeit des neuen Boliden unter Beweis. Und nun dominierte der 30-Jährige die Rallye Schweden und fuhr den ersten Sieg für Volkswagen als Werksteam ein.

Ogier ist nach Sebastien Loeb der zweite Nicht-Skandinavier, der diese Winterrallye gewonnen hat. Bemerkenswert daran ist auch, das Ogier in Schweden bisher nur zwei Ergebnisse zu Buche stehen hatte, aber noch keinen Podestplatz. Da es die einzige echte Winterrallye der Saison ist, beeindruckte auch die Performance des neuen Polo.

Nach der Zieldurchfahrt wurde bei Volkswagen ausgiebig gefeiert. "Ich fühle mich richtig gut, sagen wir unglaublich. Nach zwei Rallyes in der Top-Position zu sein, fühlt sich besser als erwartet an", beschreibt Ogier die Emotionen.

"Das Gefühl war fantastisch. Ich möchte dem gesamten Team gratulieren. Für sie war das Vorjahr genau wie für mich sehr schwierig. Wir haben getestet und sie haben viele Stunden im Workshop verbracht. Ich bin sehr stolz auf sie, auf mich und auf Julien (Ingrassia, Co-Pilot; Anm. d. Red.). Wir sind ein perfektes Rennen gefahren und ich bin sehr glücklich." Ogier diktierte das Tempo in der Anfangsphase und kontrollierte später seinen Vorsprung. Wenn Konkurrent Loeb (Citroen) das Tempo erhöhte, konnte er jederzeit antworten.

Insgesamt stellte Ogier zehn Bestzeiten auf. Außerdem holte er sich die drei Bonuspunkte in der Power-Stage, womit er die WM-Führung an sich riss. War er selbst von dieser starken Performance überrascht?

"Eigentlich nicht. Die 'Monte' war die beste Überraschung. Ich hatte beim Test ein gutes Gefühl. Bei der 'Monte' zu sehen, dass wir einen guten Rhythmus haben und Sebs (Loeb; Anm. d. Red.) Zeiten mitgehen konnten, war sehr gut", so Ogier. "Hier war es ein neuer Start, denn es war mehr eine Schotter-Abstimmung für den Schnee. Ich werde nie sagen, dass es einfach war, aber ich konnte mit dem Auto machen was ich wollte. Es war eine perfekte Rallye."

"Druck ist normaler Antrieb"

Speziell Loeb übte Druck aus. Ein kleinster Fehler hätte den Sieg vereiteln können. "Ich hatte am Sonntag keinen großen Schreckmoment, aber ich habe eine Schneebank getroffen. Das ist nicht gut, denn man könnte steckenbleiben. Am Vormittag war es nicht einfach. Loeb griff voll an. Wir mussten auch pushen, konnten uns es aber erlauben einige Sekunden zu verlieren. Im Auto hatten wir viel Spaß." Der Druck von Loeb war allgegenwärtig. "Natürlich", bestätigt Ogier, der sich davon aber nicht beeindrucken ließ.

"Man spürt immer etwas Druck, aber das ist normalerweise ein Antrieb für mich. Wenn ich angriff und eine Zeit setzen musste, gelang mir das auch. Manchmal war es sogar schwieriger das Tempo herauszunehmen. Deshalb bin ich weiterhin schnell gefahren. Es war am Ende ein perfektes Wochenende." Der Sieg war eine Leistung der gesamten Volkswagen-Mannschaft und Ogier setzte es am Lenkrad perfekt um. Es gab auch keinerlei Probleme beim Aufschrieb, denn am Sonntag waren für ihn einige Prüfungen Neuland.

Co-Pilot Ingrassia hat ebenfalls großen Anteil am Erfolg: "Es waren drei unterschiedliche Tage, denn die Bedingungen waren ständig anders. Wir sind es Schritt für Schritt angegangen. Wir wussten vom Start weg, dass wir uns keine großen Fehler erlauben dürfen. Wir wollten viele Punkte mitnehmen. Wir sind hier, um zu fahren und das Auto und das Team zu entwickeln. Vielleicht lernen wir jetzt, wie wir gewinnen. Es war tolle Arbeit. Ich kann nichts besseres sagen. Ein perfekter Job."

Meilenstein für Volkswagen

Für Volkswagen war der Sieg ein Meilenstein in der Konzerngeschichte. Nach drei Dakar-Siegen trug man sich nun auch als Werksteam in die Siegerliste der Rallye-WM ein. Und die Saison ist noch jung.

"Ich hatte diesen Traum, dass ich im kommenden Jahr hier neben diesen Jungs sitzen würde", sagt Motorsport-Direktor Jost Capito in der offiziellen Siegerpressekonferenz. "Niemand hätte das erwarten können. Wir haben es noch weniger erwartet als Außenstehende."

"Wir wollten hier lernen. Es war erst unsere zweite Rallye. Es ist ein fantastisches Resultat. Normalerweise sind Rallyes ein ständiges Auf und Ab. Wir hatten aber keine negativen Erlebnisse. Es war unglaublich", schwärmt Capito von der phänomenalen Leistung.

"Wir wissen alle, dass Seb ein unglaubliches Tempo fahren kann. Ich wusste aber nicht, dass er es schon mit dem Polo machen kann." In der WM führt Ogier nun drei Punkte vor Loeb. Da Loeb nicht die komplette Saison fährt, ist er nicht der Gegner. Auf Mads Östberg (Ford) beträgt der Vorsprung schon 22 Punkte, auf Mikko Hirvonen (Citroen) deren 34.

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