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Nationen-Duell um die Ehre

In der vierten Runde der Rallye-Weltmeisterschaft in Argentinien kämpfen die VW-Piloten wohl wieder geschlossen ums Podest.

Die Weltelite des Drifts kehrt nach 38 Tagen Verschnaufpause zurück: Volkswagen startet bei der Argentinien-Rallye (23.-26. April) in das zweite Saisonviertel der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Nach drei Siegen in Folge führen die Doppelweltmeister Sebastien Ogier/Julien Ingrassia im Polo R WRC die Weltmeisterschaft souverän an. Die ärgsten Verfolger: ihre Teamkollegen Andreas Mikkelsen/Ola Flöne , die derzeit auf Tabellenrang zwei rangieren.

Nach zuletzt zwei Rückschlägen wollen zudem die "Argentinien"-Sieger von 2014, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila, nun zurückschlagen. Die drei Volkswagen-Duos stellen sich dabei einer einzigartigen und abwechslungsreichen Rallye-Route. Vier Wertungsprüfungen mit einer Länge jenseits der 50-Kilometer-Marke oder der "Downhill"-Klassiker "El Condor" mit seinem typischen Nebel stehen bei insgesamt 345,70 Kilometern gegen die Uhr und zwölf Wertungsprüfungen auf dem Programm.

"Volkswagen verbindet eine erfolgreiche Motorsport-Tradition mit Argentinien", so Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor. "Hier hat unsere Marke die ersten großen Erfolge im Spitzensport gefeiert - und wir sind hier fast ungeschlagen. Keine Frage: Wir kommen gern nach Argentinien, das außerdem ein wichtiger Markt für Volkswagen ist. Sportlich haben wir ebenfalls einiges vor. Wir treten als WM-Führende an und werden alles geben, um die Argentinien-Rallye wieder zu gewinnen."

"Als Motorsport-Direktor auf drei siegfähige Duos zurückgreifen zu können, ist ein wahrer Luxus: Sebastien blickt hier auf heiße Duelle mit seinen Teamkollegen Jari-Matti und Andreas zurück. Alle haben bewiesen, dass ihnen die Argentinien-Rallye liegt. Aber wir müssen stets ein waches Auge auf unsere Gegner von Hyundai, M-Sport und Citroen haben - jeder will und kann gewinnen. Für die großartigen argentinischen Fans wird es bestimmt nicht langweilig."

Doppelweltmeister versus Youngster - in den vergangenen drei Rallyes hat sich ein Volkswagen interner Zweikampf um die WM-Führung entwickelt. Sowohl Ogier/Ingrassia als auch Mikkelsen/Flöne haben in der Rallye-WM-Saison 2015 bisher lupenreine Podium-Hattricks hingelegt. Ogier/Ingrassia siegten in Monte Carlo, Schweden und Mexiko, dreimal in Folge standen mit ihnen Mikkelsen/Flöne auf dem Podium.

Das kommende Duell in Argentinien verspricht ebenfalls viel Spannung: bereits 2012 traten die beiden Duos in Argentinien bei der Rallye-WM-Vorbereitung im Skoda Fabia S2000 des Volkswagen-Teams in dieser Besetzung gegeneinander an. Sie lieferten sich einen sehenswerten Zweikampf um den Klassensieg, ehe Mikkelsen/Föene mit einem Aufhängungsdefekt aufgeben mussten.

Duell in der Nationenwertung Frankreich vs. Finnland

Ogier gegen Latvala - dieses Duell hielt die Fans bei der Argentinien-Rallye 2014 und im gesamten vergangenen Jahr in Atem. Latvala/Anttila siegten damals souverän vor ihren Volkswagen-Teamkollegen. Einer möglichen Neuauflage dieses Zweikampfes käme im Jahr 2015 eine höhere Bedeutung zu. Mit dem Sieg bei der Mexiko-Rallye zog Frankreich dank Ogier/Ingrassia in der ewigen Bestenliste der Rallye-WM mit Finnland gleich. Beide Nationen haben nun 172 Triumphe auf der Habenseite. Der nächste Sieger im Duell Ogier gegen Latvala - sie sind jeweils die einzigen Teilnehmer aus ihren Heimatländern in der Top-Kategorie WRC - bringt dann seine Nation nach vorn.

"Die Argentinien-Rallye habe ich bisher noch nicht gewonnen und natürlich möchte ich dort zum ersten Mal ganz oben auf dem Podium stehen", setzt sich Ogier zum Ziel. "Die Atmosphäre ist klasse, die Südamerikaner lieben Motorsport. Es ist die einzige Rallye, bei der man auf den Sonderprüfungen im Cockpit das Barbecue der Zuschauer riechen kann. Ich habe erfahren, dass Frankreich mit meinem Sieg bei der Mexiko-Rallye in der ewigen Bestenliste mit Finnland gleichgezogen hat. Natürlich ist jetzt das Ziel, die Führung zu übernehmen!"

"Bei den vergangenen Rallyes hat man aber gesehen, dass die Konkurrenz von Hyundai oder Citroen näherkommt und mit uns um den Sieg kämpft. Im Vergleich zu Mexiko ist bei der Argentinien-Rallye der Untergrund nicht so aggressiv zu den Reifen und die Temperaturen sind deutlich niedriger. Normalerweise nehmen alle die weichen Reifenmischungen. Taktik-Spiele à la Mexiko, als wir uns für über Kreuz montierte Mischungen aus harten und weichen Reifen entschieden haben, sind also eher unwahrscheinlich."

Latvala braucht Spitzenergebnis

Latvala holte im Vorjahr den Sieg und braucht auch diesmal ein starkes Ergebnis, um in der WM nicht vollends den Anschluss zu verlieren. "Ich freue mich sehr auf die Argentinien-Rallye. Es ist auch eine Schotter-Rallye, aber sie unterscheidet sich deutlich von der in Mexiko. Der Untergrund in Argentinien ist viel sandiger, nicht so hart und auch das Griplevel ist deutlich besser. Meine Lieblings-Wertungsprüfung ist 'El Condor', die wie 2014 die Powerstage bildet."

"Im vergangenen Jahr haben Miikka und ich hier gewonnen. Ob das erneut klappt, wird sich zeigen - denn Sebastien ist momentan sehr stark. Nach der Rallye Mexiko hatte ich ein bisschen Zeit auszuspannen und abzuschalten. Ich war zwei Wochen lang in den USA und habe in Kalifornien und Nevada einen Roadtrip mit meiner Freundin gemacht. Außerdem gab es ja etwas zu feiern: Ich habe 'genullt', dafür hatten wir eine kleine Party organisiert. Klein deshalb, weil wir anschließend einen Fitnesstest in Lappland absolviert haben, um uns bestmöglich auf die Argentinien-Rallye vorzubereiten."

Nächstes Podest für Mikkelsen?

Ein heißer Anwärter auf das Podest ist auch Mikkelsen, der seinen Erfolgslauf fortsetzen will: "Die Argentinien-Rallye gehört zu meinen Favoriten. Ich hatte dort immer gute Resultate und ein ordentliches Tempo. Ich erwarte, dass wir in diesem Jahr ein Podiumsresultat erzielen - so wie bei den vergangenen Rallyes. Das ist definitiv mein Ziel", sagt der Norweger. "2014 haben wir durch ein Problem an der Lichtmaschine viel Zeit verloren und uns trotzdem noch bis auf Platz vier vorgekämpft."

"In diesem Jahr gibt es zwar viele neue Abschnitte, aber wenn man sich die vergangenen Rallyes in Argentinien anschaut, wurden zum Großteil die weichen Reifen genutzt. Ich denke, dass das trotz der SP-Änderungen erneut die beste Option ist. Das können wir jedoch erst nach der 'Recce' richtig beurteilen. Natürlich müssen wir auch wieder auf Nebel eingestellt sein. Beim Aufschrieb notieren wir deshalb Alternativen - um dafür besonders gut vorbereitet zu sein. Die lange Pause tat gut, aber jetzt freue ich mich, wieder ins Auto zu steigen."

Ein Dutzend Prüfungen - von klassisch bis innovativ

Von 2,68 bis 56,77 Kilometer Länge, bei Sonne oder im Nebel, spektakuläre Stadtkurse sowie unwirtliche Mondlandschaften - die Argentinien-Rallye bietet facettenreiche Bedingungen und fordert den Fahrern und Beifahrern ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit ab. Lediglich sieben verschiedene Sonderprüfungen stehen auf dem Programm - die haben es allerdings in sich. Am Donnerstag wird erstmals eine SP in Merlo in der Provinz San Luis gestartet, dem Epizentrum des argentinischen Motorsports.

Und auch am Freitag erwartet die Teilnehmer Neues: Zwei Sonderprüfungen sind neu, die dritte - der Klassiker Agua de Oro-Ascochinga - wird diesmal in umgekehrter Richtung absolviert. Der Samstag wird geprägt von den schnellen Pisten im Punilla-Tal. Auf den SPs "Capilla del Monte-San Marcos" und "San Marcos-Characato" haben die Piloten gleich zweimal Gelegenheit, ihre Vollgas-Qualitäten unter Beweis zu stellen.

Am Sonntag bildet die legendäre "El Condor-Copina" die abschließende Powerstage, bei der Zusatzpunkte für die Top 3 vergeben werden. Und das womöglich erneut mit Nebel inklusive: Die "El Condor"-Stage führt aus 2.138 Meter über Normalnull im Slalom durch eine mondähnliche Landschaft hinab auf 1.389 Meter über dem Meeresspiegel.

Bildete die Rallye Mexiko mit dem höchsten Punkt der Saison auf 2.752 Metern über Normalnull zuletzt das "Dach der Rallye-WM-Welt", stellt die Argentinien-Rallye die Rallye des Jahres dar, die über den größten Höhenunterschied verfügt. Von 641 bis 2.138 Meter oberhalb des Meeresspiegels reicht das Profil - und während sich die Rallye Mexiko innerhalb von 952 Metern Höhendifferenz abspielt, sind es in Argentinien 1.497 Meter. Von den Motor-Ingenieuren verlangt das eine clevere Motorsteuerung, die sich bei allen Extremen bewährt. Mit der Höhe sinkt der Luftdruck und damit der Sauerstoffgehalt - eine weniger effiziente Verbrennung und damit weniger Motorleistung ist die Folge.

Nur einer hat es bisher geschafft, Volkswagen in Argentinien zu schlagen: Rallye-Rekordweltmeister Sebastien Loeb (Citroen) beim WM-Lauf des Jahres 2013. Ansonsten ist die Marke dort ungeschlagen und war dabei stets mit einem anderen Duo erfolgreich - insgesamt sechs Mal. 2005 bildete der Erfolg von Bruno Saby/Michel Perin mit dem Race Touareg bei der Rallye por las Pampas den ersten Sieg im Marathon-Rallye-Sport für Volkswagen überhaupt.

2009, 2010 und 2011 folgten die Siege bei der legendären Rallye Dakar durch Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz, Carlos Sainz/Lucas Cruz und Nasser Al-Attiyah/Timo Gottschalk. 2012 siegte das Team von Volkswagen bei der Vorbereitung auf die Einsätze in der Rallye-WM-Topklasse WRC mit Ogier/Ingrassia im Skoda Fabia in ihrer Super-2000-Klasse. 2014 gewannen Latvala/Anttila die Argentinien-Rallye mit dem Polo R WRC.

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