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Rallye-WM: Analyse

Unikat Baujahr 2006

Wegen seiner körperlichen Einschränkung fährt Robert Kubica in der Rallye-WM als Einziger mit einer Wippenschaltung am Lenkrad.

Was in der Formel 1, aber auch in der DTM und im GT-Sport mittlerweile Standard ist, wurde im Rallyesport 2011 aus Kostengründen verboten: Schaltwippen am Lenkrad, mit denen die Gänge gewechselt werden. Seitdem müssen die Fahrer das sequentielle Getriebe wieder mit einem Schaltknüppel bedienen. Zum Hochschalten wird am Hebel gezogen, zum Herunterschalten wird er nach vorne gedrückt.

Einer hat damit aus gesundheitlichen Gründen Probleme, und darf daher mit einer Sondergenehmigung des Automobil-Weltverbands FIA eine Wippenschaltung verwenden: Robert Kubica. Nach seinem Rallye-Unfall Anfang 2011 fehlt dem Polen im seinerzeit schwer verletzten rechten Arm die notwendige Kraft, um eine herkömmliche Rallye-Schaltung zu bedienen.

Bei der Schaltung in seinem Auto handelt sich um ein pneumatisches System, welches also mit Luft betrieben wird und welches ursprünglich aus einem Ford Focus des Baujahrs 2006 stammt. "Er hat an der linken Seite des Lenkrads eine Schaltwippe. Die zieht er zu sich, um heraufzuschalten oder drückt sie nach vorne um herunterzuschalten", wird Nigel Hoogeveen, Kubicas Ingenieur bei M-Sport von redbull.com zitiert. Die Eingaben werden durch das Pneumatik-System an einen Stellmotor im Getriebe weitergegeben, der die Gänge einlegt.

Damit Kubica durch dieses System gegenüber seinen Konkurrenten nicht den Vorteil eines schnelleren Gangwechsels hat, legte die FIA fest, dass dieser nicht weniger als 50 Millisekunden dauern darf. So lange dauert durchschnittlich auch ein Gangwechsel mit einem normalen, sequentiellen Getriebe. Der Wert wird durch die Telemetrie-Aufzeichnungen überwacht und von die FIA ausgewertet.

"Natürlich gab es Fragen der anderen Teams, wie viel Zeit der Gangwechsel dauern würde", sagt Teamchef Malcolm Wilson. "Aber nachdem wir ihnen versichern konnten, dass es kontrolliert wird, war das kein Thema mehr." Einen Schaltknüppel findet man im Cockpit von Kubicas Fiesta übrigens weiterhin - als Reservesystem, sollte die Wippenschaltung ausfallen, was bei der Rallye Mexiko tatsächlich passierte. Die Schaltung ist übrigens nicht der einzige Umbau an Kubicas Fiesta. Auch die Handbremse wurde so konstruiert, dass der Pole nicht am Hebel ziehen, sondern ihn drücken muss.

Sonderumbauten für behinderte Rennfahrer sind im Motorsport nichts Ungewöhnliches. So fährt der beinamputierte Alessandro Zanardi in dieser Saison mit einem BMW Z4 GT3 in der Blancpain-Sprint-Series, bei dem er mit einem Bügel am Lenkrad Gas gibt. Mit einem vergleichbaren System gewann der Italiener sogar vier Rennen in der WTCC.

Bereits in den 1990er-Jahren war Alessandro Nannini mit einem umgebauten Alfa Romeo erfolgreich in der DTM gefahren. Dem Italiener war nach einem Hubschrauber-Absturz der abgetrennte rechte Arm wieder replantiert worden, und ähnlich wie Kubica fehlte auch ihm die Kraft, um am Schalthebel zu ziehen. Deswegen konstruierte Alfa Romeo für Nannini eine Doppelstock-Schaltung, bei der je ein Hebel zum hoch- beziehungsweise herunterschalten gedrückt werden musste.

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