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„Rallye-Sponsoring war finanziell erfolgreichste Marketing-Aktion!“

Damian Izdebski präsentierte sein Buch „Meine besten Fehler“. Das Rallye-Sponsoring jedoch war die finanziell erfolgreichste Marketing-Aktion in der Geschichte der Firma!

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Steinverlag, Thomas Preiss, Harald Illmer, abstraxi.com, Izdebski@facebook,motorline.cc

„Ich habe im vergangenen Jahr so viel Scheiß gebaut wie andere vielleicht in ihrem ganzen Leben nicht!“ Was Ditech-Gründer Damian Izdebski bei der Präsentation seines Buchs „Meine besten Fehler“ von sich gab, kann man als zutiefst berührende Einblicke in das Seelenleben eines Menschen beschreiben, der nach 15 Jahren harter Arbeit in einem relativ kurzen Zeitraum den kompletten Untergang seines Lebenswerks ertragen musste.

„Frei von der Leber weg“ spricht Izdebski zu den geladenen Gästen. Erzählt vom Aufstieg des von ihm und seiner Ehefrau Aleksandra gegründeten Unternehmens – beide kamen im zarten Alter von 16 Jahren aus ihrem Geburtsland Polen nach Österreich, um sieben Jahre später in einem kleinen Laden im 20. Wiener Gemeindebezirk gemeinsam mit zwei Technikern als PC-Dienstleister zu starten. Dass daraus Österreichs führender Elektronikfachmarkt mit 20 Filialen und 300 Mitarbeitern wurde, zählt in Österreich mittlerweile um Allgemeinwissen...

Die Izdebskis wurden als „Vorzeige-Migranten“ gefeiert – als der nunmehrige Außenminister Sebastian Kurz die beiden um ihre Mitarbeit als „Integrationsbotschafter“ gebeten hatte, waren sie sofort dabei. Bei der Buchpräsentation spricht Kurz zu den Gästen: „Ich bewundere Menschen, die ein Unternehmen gründen - noch mehr bewundere ich Unternehmer, die nach ihrem Scheitern ihre Fehler aussprechen und nochmals aufstehen.“ Genau das macht Izdebski gerade: Mit einer neuen Firma fängt er wieder von vorne an – und repariert Computerhardware.

Persönliches Waterloo

Doch vor diesem Neubeginn erlebte Damian Izdebski sein ganz persönliches Waterloo – bei der Buchpräsentation spricht er schonungslos, entschuldigt sich mehrmals bei all jenen, die durch den Untergang seiner Firma zu Schaden gekommen sind. In einem interessanten Interview erzählt Idzebski übrigens, dass er und seine Familie vor dem Konkurs versucht hätten, mit ihrem gesamten Privatvermögen die Firma zu retten.

Den geladenen Gästen im Refektorium des Franziskanerklosters berichtet Idzebski aus jener Zeit, in welcher sich „euphorische Hoffnung und völlige Trostlosigkeit wie in einer emotionalen Amplitude“ abgewechselt haben, mitunter mehrmals an einem einzigen Tag. Izdebski versucht den Gästen zu erklären, warum ein Unternehmen, das zu schnell gewachsen ist, nicht so einfach gesund geschrumpft werden kann: „Du kannst nicht sagen: ‚Okay, dann löse ich einige Filialen wieder auf!‘ Denn die Mietverträge sind allesamt langfristig angelegt. Du bräuchtest also große Summen, um dich aus den Verträgen freizukaufen – das Schrumpfen einer Firma kostet viel Geld, das du aber nicht hast.“

Izdebski erzählt von seinem schwersten Tag, an dem er den Insolvenzantrag abgeben musste. Und von jener Zeit nach dem Bekanntwerden der Pleite, in der er plötzlich vom heftig umworbenen Vorzeigeunternehmer zur „Persona non grata“ mutierte: „Auf einmal kommen keine Emails mehr mit Einladungen, keine Anrufe und keine SMS, als ob es dich gar nicht mehr geben würde. Und dann gibt es Menschen, die tatsächlich die Straßenseite wechseln, weil sie nicht mit einem Mann gesehen werden wollen, der täglich mit Negativschlagzeilen in den Medien vertreten ist.“

Izdebski erzählt, dass er sich stets darüber im Klaren war, dass „viele meiner Freunde die Freunde des Ditech-Eigentümers und nicht der Person Damian Izdebski“ waren. Und dass er im Härtefall auf viele dieser „Freunde“ nicht zählen könne - doch dies dann wirklich zu erleben, sei eine völlig neue, äußerst schmerzhafte, aber auch lehrreiche Erfahrung für ihn gewesen. Dass man die oftmals anonymen Kommentare in Internetforen nicht lesen solle, habe er „natürlich gewusst“, erzählt Izdebski, um sogleich hinzuzufügen: „Ich habe sie alle gelesen! Ich habe mich fünfmal am Tag selbst gegoogelt, um ja nichts zu versäumen.“ In seinem Buch schreibt er von persönlichen Beleidigungen und dem Drang, sich selbst einzuloggen und jenen „Experten“, die „es immer schon besser gewusst haben“ zu antworten, mit der Wahrheit, mit Fakten. Doch: „Man macht es nicht. Man versteckt sich und lässt den Shitstorm über sich ergehen.“

Aus den Fehlern lernen

Izdebski erzählt seinen Gästen, wie sich bei den „Freunden“ die Spreu vom Weizen getrennt habe und wirkliche Freunde ihm jenes Geld liehen, um in die USA reisen zu können. Dort suchte er Kontakt zu anderen Unternehmern, dort fand er wohl auch die Inspiration für sein Buch und dessen Titel.

Izdebski erzählt: „Ich hatte einen Termin mit einem großen Unternehmer mit rund 2.000 Mitarbeitern. Als wir ins Gespräch kamen, hat er sofort seine beiden nächsten Termine absagen lassen – denn er wollte alles von mir wissen. Er hat mich gefragt: ‚Was haben Sie aus ihren Fehlern gelernt?‘ Und: ‚Haben Sie bereits wieder eine neue Firma gegründet?‘ Der Mann hat sich sehr interessiert – für den Aufstieg, aber auch den Niedergang, um aus meinen Fehlern zu lernen.“ Izdebski stellt klar: „Natürlich wird auch dort das Scheitern als solches wahrgenommen – doch man betrachtet die Geschichte der Firma als Paket. Der Mann hat mich seinen Geschäftspartnern empfohlen, so habe ich zahlreiche Gespräche geführt.“

Im Buch schreibt Izdebski: „Sie waren gierig darauf, mich, den gescheiterten Unternehmer aus Österreich kennenzulernen. Von mir zu lernen und meine Erfahrungen erzählt zu bekommen. Alles in der Hoffnung, dadurch selber in der Zukunft einen Fehler weniger zu machen. Die meisten der erfolgreichen Unternehmer, die ich traf, hatten bereits Ähnliches erlebt.“

Und so kam es zum Buchtitel – dieser sei freilich „ein bisschen provokant“, gibt Izdebski offen zu. Doch dahinter würde genau diese Erfahrung aus dem „gelobten Unternehmer-Land“ stecken. Im Buchumschlag schreibt Izdebski: „Diesen Ratgeber habe ich für Unternehmer geschrieben, damit diese aus 'meinen besten Fehlern' lernen können – und es besser machen.“ Außerdem wolle er dabei mithelfen, die „weit verbreitete Meinung zu revidieren, dass Scheitern ein Tabu“ sei.

Zwar richtet sich Damian Izdebski mit seinem Buch explizit an Unternehmer, doch zugleich ist es auch ein Buch über das Leben, die Menschen, das Scheitern, das Motivieren, das Loslassen, das Wollen. Auch ein Straßenmusikant kann sich aus diesem Buch etwas herausholen, das ihn weiterbringt oder vielleicht auch nur bestätigt. Im Grunde ist es ein Buch für jede/n, die/der etwas tun, etwas vorantreiben will. Und sich nicht von den „notorischen Unterlassern“ davon abhalten lässt, wie es Izdebski im Buchumschlag formuliert. Ein Buch „für alle, die Mut und Risikobereitschaft zeigen“.

Erfolgs-Ära im Rallyesport

Mut und Risikobereitschaft - genau diese Eigenschaften haben auch den Rallyepiloten Damian Izdebski ausgezeichnet. Es wäre jedoch dumm und dreist, daraus abzuleiten, Izdebski hätte seine Firma quasi im Übermut wie einen Rallyeboliden in die Botanik befördert. Dass er Fehler gemacht hat, gibt Izdebski ganz offensichtlich zu – dass diese jedoch fahrlässig gemacht wurden, ist daraus keinesfalls abzuleiten. Und auch im Rallyeauto hat Izdebski nicht nur mit dem Gasfuß agiert, sondern sich vielmehr auf einer professionellen Ebene dem Thema zugewandt.

So hat sich Izdebski stets von jenem Mann Rat geholt, der ihn 2010 in den Rallyesport geholt hat: Beppo Harrach. Das zufällige Aufeinandertreffen der beiden Charakterköpfe hat dem heimischen Rallyesport zu einer spannenden, leider viel zu kurzen Ära verholfen. Da waren bekanntlich nicht nur die eigenen „Gehversuche“ des Damian Izdebski, der es im Gegensatz zu vielen anderen „Quereinsteigern“ bis zuletzt ganz bewusst unterlassen hat, von seinem Suzuki Swift Sport in ein stärkeres Auto zu wechseln. Und das, obwohl seine Lernkurve stets nach oben zeigte - so konnte Izdebski im Erfolgsjahr 2011 den Rallye-Pokal der OSK in der Division III gewinnen.

Da war vor allem aber auch das DiTech Racing Team, das 2011 mit dem Staatsmeistertitel von Beppo Harrach im Mitsubishi Lancer Evo IX R4 seinen größten Erfolg feiern konnte, in den Jahren 2012 und 2013 wurde Harrach immerhin Vizemeister und Gesamtdritter der ORM.

Sponsoring brachte 2 Mio Euro Medienwert pro Jahr!

In seinem Buch widmet Damian Izdebski dem Rallyesport das Kapitel „Mit Risikobereitschaft und Herzblut gewinnen“. Es sind nicht einmal zwei ganze Seiten – doch das, was Izdebski hier schreibt, könnte dem Rallyesport helfen.

Erstmals offenbart Izdebski in diesem Kapitel das bislang nur in der Gerüchteküche hinter vorgehaltener Hand kolportierte Budget, mit dem das DiTech Racing Team operiert hat.

Das Engagement im Rallyesport sei keinesfalls Luxus gewesen, betont Izdebski in seinem Buch – bei der Buchpräsentation erklärte er gegenüber motorline.cc: „Das Sponsoring im Rallyesport gehört ganz und gar nicht zu meinen Fehlern – es war vielmehr die beste Marketingaktion, die wir je gemacht haben!“

Im Buch, auf Seite 34 verrät Izdebski: „Mit einem Investment von 150.000 Euro im Jahr erzielten wir jede Saison einen Medienwert von über zwei Millionen Euro.“

Zwei Absätze weiter unten betont Izdebski erneut: „Die Teilnahme an der Rallye-Meisterschaft war aus finanzieller Sicht das erfolgreichste Marketingprojekt unserer unternehmerischen Geschichte.“

Was noch dazukommt: „Die emotionale Wirkung unserer sportlichen Erfolgsgeschichte auf Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden war enorm.“ Man habe gemeinsam nach Erfolgen gejubelt und nach Niederlagen geweint: „Wir haben diesen Sport gelebt und die Zuschauer – und damit auch unsere Kunden – begeistert. Man hat uns vorher auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen finden können, mit dem Engagement in der Rallye waren wir auch auf den Sportseiten sehr präsent.“ Und: „Die Analogie zu unserem Auftritt am Elektronikmarkt war verblüffend.“

In einer Zeit, in der gerade der heimische, aber auch der internationale Rallyesport an einem Sponsorenmangel leidet, sind solche Worte wie jene von Damian Izdebski im Kapitel „Mit Risikobereitschaft und Herzblut gewinnen“ Gold wert. Zumal es nicht nur Worte sind, sondern diese auch mit Zahlen untermauert werden. Diese Worte aus der Feder eines zwar – vorerst - gescheiterten, doch nun wieder auferstandenen, zuvor jedoch über Jahre hinweg den Markt dominierenden Geschäftsmanns sollte jeder Aktive in seinen Bewerbungsunterlagen zitieren.

Er selbst könne derzeit noch gar nicht abschätzen, ob und wann er als Pilot in den Rallyesport zurückkehren könne, erklärte Damian Izdebski gegenüber motorline.cc. Im oben erwähnten Format-Interview verrät er, dass er zurzeit mit einem von einem Freund geliehenen Gebrauchtwagen unterwegs sei, derzeit scheinen Rallyeeinsätze noch in weiter Ferne zu liegen - doch wer Izdebski kennt, weiß auch, dass er sich wieder hochkämpfen wird...

„Meine besten Fehler“ zumindest hat das Zeug zum Bestseller und ist ein Ratgeber für Unternehmer, das Buch wird also mit Sicherheit von zahlreichen Unternehmern gelesen – mit dem Kapitel „Mit Risikobereitschaft und Herzblut gewinnen“ hat Damian Izdebski dem Rallyesport einen großartigen Dienst erwiesen. Selbst wenn nur ein einziger Unternehmer das Potential des Rallye-Sponsoring erkennen und eine ähnliche Kampagne beginnen sollte. In diesem Sinne, stellvertretend für Österreichs Rallye-Community: Danke, Damian! Und: Keep racing!

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