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Rallye-WM: Rückblick

Erinnerungen an Richard Burns

Vor zehn Jahren verstarb der Rallyeweltmeister an den Folgen eines Gehirntumors – nicht nur in seiner Heimat bleibt er unvergessen.

Vor zehn Jahren, am 25. November 2005, verlor der Rallyesport ein großes Talent und ein beeindruckendes Aushängeschild. Richard Burns verstarb damals exakt vier Jahre nach dem Gewinn der Rallyeweltmeisterschaft 2001 an einem Gehirntumor. Burns wurde nur 34 Jahre alt, sein Vermächtnis lebt aber bis heute weiter. Vor allem in Großbritannien wird Burns auch heute noch als einer der besten Rallyefahrer aller Zeiten verehrt.

Sein Name wird oft in einem Atemzug mit Colin McRae genannt. Die beiden sorgten in Großbritannien für einen immensen Popularitätsschub der Rallye-WM. Burns wurde am 17. Januar 1971 in Reading, westlich von London, geboren. Seine ersten Versuche am Steuer eines Autos machte er als Kind im Garten seines Elternhauses. Die Familie erkannte und unterstützte das Hobby des Sohnes. 1988 startete Burns bei seinen ersten nationalen Rallyes in einem Talbot Sunbeam.

1990 stellten sich die entscheidenden Weichen für die Zukunft. Für seinen Sieg bei der nationalen Peugeot Challenge durfte Burns bei der RAC Rally in Großbritannien zum ersten Mal WM-Luft schnuppern. Mit einem Peugeot 309 GTI wurde es Platz 28 im Gesamtklassement und Rang drei in der N3-Klasse. 1991 lernte Burns schließlich Robert Reid kennen, der für die kommenden Jahre sein Co-Pilot werden sollte. Es kam auch zur Zusammenarbeit mit Prodrive, das für Subaru die WM-Einsätze betreute.

Hier lernten sich Burns und McRae besser kennen. 1993 sicherte sich Burns in einem Prodrive-Subaru die britische Meisterschaft. Seine Karriere zeigte steil nach oben. 1994 und 1995 blieb Burns dem Team treu und fuhr neben vereinzelten WM-Starts auch in der Asien-Pazifik-Meisterschaft. Sein erster großer Erfolg auf internationalem Parkett gelang ihm bei der RAC Rally 1995: Hinter seinen Subaru-Teamkollegen McRae, der sich damals zum Weltmeister krönte, und Carlos Sainz belegte Burns den dritten Platz.

Trotzdem trennten sich die Wege von Burns und Subaru, denn der Brite wurde 1996 von Mitsubishi abgeworben. Vor allem 1997 konnte er mit fünf vierten Plätzen in Folge seine Konstanz zeigen. Der nächste Meilenstein seiner Karriere spielte sich bei der Safari-Rallye 1998 ab. Nach Ausfällen von Tommi Mäkkinen und Colin McRae fuhr Burns seinen ersten WM-Sieg nach Hause. Er sollte diesen Rallyeklassiker im Jahr 2000 ein zweites Mal für sich entscheiden.

1998 war dennoch eine Saison mit Höhen und Tiefen. Erst beim Saisonfinale in Großbritannien konnte Burns wieder vorne mitkämpfen und vor heimischer Kulisse gewinnen. Allerdings stand er im Schatten der dramatischen WM-Ereignisse. Nach einem frühen Unfall von Mäkinen musste Sainz nur noch ins Ziel kommen, um Weltmeister zu werden, doch auf der allerletzten Sonderprüfung gab es am Toyota des Spaniers einen Motordefekt. Burns war jedoch endgültig zu einem Spitzenfahrer aufgestiegen und zählte zu den künftigen WM-Anwärtern.

1999 kehrte er zu Subaru zurück und konnte sich mit drei Siegen den zweiten Platz in der Fahrerwertung sichern. Fortan entwickelte sich ein Duell zwischen Subaru und dem Neuling Peugeot. Ford konnte ebenfalls noch gute Einzelergebnisse verbuchen, Mitsubishi war jedoch zurückgefallen. Burns hatte in der Saison 2000 gute Chancen auf den Titel, doch ein Crash in Finnland brachte ihn aus dem Rhythmus. Marcus Grönholm wurde mit fünf Punkten Vorsprung auf Burns Weltmeister – trotz eines erneuten Sieges des Briten beim heimischen Saisonfinale.

2001 gestaltete sich zu einer der spannendsten Weltmeisterschaften aller Zeiten. Peugeot, Ford, Subaru und Mitsubishi fuhren auf Augenhöhe. Außerdem schnupperte auch Citroën mit dem Xsara Kitcar in die WM hinein. Für Burns ging es überhaupt nicht gut los. Er sammelte in Monte Carlo und Schweden keine Punkte. Im verregneten Portugal schrieb er mit Platz vier erstmals an. In Argentinien und Zypern erhöhte Burns seinen Zählerstand mit zwei zweiten Rängen.

Trotzdem sah er nicht wie der kommende Weltmeister aus, denn in Griechenland und bei der "Safari" setzte es Ausfälle. In Finnland kam ein weiterer zweiter Platz hinzu, bevor Burns in Neuseeland McRae schlagen konnte und sich den Sieg holte. Da schließlich auch Mäkinen und McRae Punkte liegen ließen, hatte Burns nach dem zweiten Platz in Australien nur noch zwei Punkte Rückstand auf den WM-Führenden McRae. Die Entscheidung würde beim Finale in Großbritannien fallen.

McRae, Burns, Mäkinen und Sainz hatten noch Chancen auf den WM-Titel. Da aber Burns direkte Rivalen an den ersten beiden Tagen ausschieden, reichte Platz drei zum WM-Titel. Er ist bis heute der einzige englische Rallyeweltmeister. Damals wusste noch niemand, dass Neuseeland sein zehnter und letzter Sieg bleiben würde. Im Winter 2001/2002 kam es wegen Burns zu einem Rechtsstreit zwischen Subaru und Peugeot. Die Franzosen setzten sich schließlich durch, und der Brite wechselte als Weltmeister zur Löwenmarke.

Allerdings konnte er die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Grönholm war auf Schotter klar schneller, Gilles Panizzi auf Asphalt. Während Grönholm zum zweiten Mal Weltmeister wurde, beendete Burns die Saison als WM-Fünfter. Fünf Podestplätzen standen fünf Ausfälle und eine Disqualifikation gegenüber. 2003 besserte sich die Performance, Burns schaffte es sieben Mal aufs Podium und schied nur zwei Mal aus. Trotzdem hatte er vor dem Finale nur noch theoretische Chancen auf den WM-Titel.

Als Burns gemeinsam mit Markko Märtin im Auto anreiste, wurde der Brite am Steuer seines Porsche ohnmächtig. Er konnte nicht an der Rallye teilnehmen. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass ein Gehirntumor die Ursache gewesen war. Die Behandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie begann. Eigentlich hätte Burns 2004 zu Subaru zurückkehren wollen, aber er sollte nie wieder eine Rallye bestreiten. Im Frühling 2005 gab es kurz Hoffnung, als eine Operation als vielversprechend beschrieben wurde.

Wenig später stellte sich jedoch heraus, dass der Tumor unheilbar war, sein Schicksal war besiegelt. Im Sommer 2005 traf sich Burns zum letzten Mal bei einer Ausstellung seiner Rallyeboliden mit seinen Fans. Am 25. November, auf den Tag genau vier Jahre nach seinem WM-Titelgewinn, verstarb Richard Burns. Im Rallyeauto war er gewiss nicht so spektakulär wie Colin McRae, aber mit seiner methodischen Arbeit schaffte es auch Burns ganz nach oben. In Erinnerung bleibt er vor allem als Gentleman, als offener und immer höflicher Mensch.

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