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Rallye: EXKLUSIV

Der neue Fahrervertreter Martin Kalteis spricht über seine Pläne

Der neue AMF-Fahrervertreter Martin Kalteis über seine Ziele: Sicherheitstanks abwenden, günstige Prototypen zulassen, den Spaß erhalten…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Harald Illmer, H. Rieger

Martin Kalteis ist längst eine feste Größe im heimischen Rallyesport, 1998 gab es die „ersten Drifts auf der elterlichen Wiese“, wie es im Info des ABST Rallyeteams heißt, 2003 absolvierte er seinen ersten Slalom, drei Jahre später kam das Rallye-Debüt. Der Champion der Junior ARC 2007 sowie der Austrian Rallye Trophy 2011 (Gesamtsieg bei der Triestingtal-Rallye) pilotiert seit 2011 einen Mitsubishi Lancer Evo VII. 2015 hätten er und sein Copilot Günther Lang damit bei der Wechselland-Rallye beinahe den zweiten Platz geholt - weil Raimund Baumschlager damals einen „Patschen“ hatte, wäre vielleicht sogar ein Sensationssieg möglich gewesen, hätte sich Kalteis nicht gedreht. Der sechste Platz war immer noch ein großer Erfolg, so sprach er später auch von „meinem schönsten Fehler“…

Heuer stellte sich Kalteis der Wahl zum AMF[Austrian Motorsport Federation, früher OSK]-Fahrervertreter im Bereich Rallye und wurde prompt gewählt. Welche Ziele der sympathische 32-Jährige in seiner neuen Funktion verfolgt, verriet er im Gespräch mit motorline.cc.

Martin, gratuliere zur Wahl als AMF-Fahrervertreter Rallye. Was hat dich dazu bewogen, bei der Wahl anzutreten?

Ich bin jetzt doch schon seit mindestens zehn Jahren als Fahrer dabei und mir taugt der Sport – jetzt ist es an der Zeit, auch etwas dafür zu tun. Ob ich als Fahrervertreter wirklich etwas bewirken kann, werden wir sehen…

Im ‚Meeting Point‘, dem Forum von motorline.cc, gibt es beinahe jedes Jahr vor Saisonbeginn ungeklärte Fragen hinsichtlich des Reglements – heuer sind es die Sicherheitstanks in der Gruppe H…

Das ist ein sehr wichtiges Thema und gehört unbedingt geklärt – für 2017 wurde diese Regel, so habe ich gehört, noch einmal ausgesetzt, aber auch wenn diese Regel 2018 kommen sollte, sagen viele Piloten, dass sie dann nicht mehr fahren! Nimm einen Volvo her, da kann ich das voll verstehen – da kostet der Tank runde 2.200 Euro! Es betrifft mich auch selbst – ich bin jetzt all die Jahre ohne Sicherheitstank gefahren und nie ist etwas passiert.

Wobei man dazusagen muss, dass auch die herkömmlichen Tanks nicht sofort aufplatzen…

Absolut nicht! Auch die normalen Tanks haben Keflar-Schutz und wenn dieser Tank einmal platzt, dann platzt wohl auch der Sicherheitstank! Jetzt gab es einen Feuerunfall in der Weltmeistershaft – doch dort hat sich das Auto über den Auspuff entzündet. Wir fahren seit 20 Jahren mit den herkömmlichen Tanks, und jetzt auf einmal brauchen wir Sicherheitstanks? Ich muss mir erst die Statuten genau durchlesen und habe von Sepp Pointinger eine Einladung zu einem Rallye-Stammtisch am kommenden Freitag erhalten – dort soll etwas Licht in den Reglementdschungel gebracht werden. Wofür ich sehr dankbar bin.

Du wirst als Fahrervertreter auch an den Sitzungen der AMF-Rallyekommission teilnehmen dürfen – welche Themen möchtest du dort noch einbringen?

Es gibt viele Themen, die man überdenken könnte! Zum Beispiel jene Prototypen, die im Ausland starten dürfen – denn du musst bedenken: Die Mitsubishi-Modelle, die viele Fahrer noch einsetzen, sind schon zu alt, ihre Homologation läuft aus und es gibt eigentlich keine Alternative für finanziell ‚normalsterbliche‘ Fahrer.

Es gibt in Österreich seit dem Vorjahr die M1 Rallye Masters für nicht homologierte Serienfahrzeuge…

Ja, damit hat die AMF auch gezeigt, dass sie guten Willens ist, für ein größeres Spektrum auf dem Fahrzeugmarkt zu sorgen. Nur: Jetzt bauen alle Autos, die serienmäßig über 300 PS haben – da stellt sich die Frage, ob das die richtige Richtung ist? Denn das ist dann keine günstige Einstiegsklasse. Dort wird ohne Air Restriktor gefahren, da sind schon auch etwas übertriebene Geräte dabei.

Du meinst also günstige Prototypen abseits von R1?

Ein R1-Auto kauft doch niemand, das ist nichts, das hat viel zu wenig Leistung! Und ein R2 kostet bereits wieder richtig viel Geld, da legst du 50.000 Euro hin, so viel kostet mein Mitsubishi nicht. Und einen R3 kann sich doch realistisch betrachtet ohnehin keiner leisten. Beim Mitsubishi hat einfach das Preis/Leistungs-Verhältnis gepasst, das war ein optimales Auto für Einsteiger oder Piloten mit einer kleineren Geldbörse – und dafür gibt es derzeit keinen adäquaten Ersatz.

Das heißt: Du möchtest die AMF dazu animieren, zusätzlich zu den M1-Autos auch preiswerte Prototypen zu erlauben?

Ja, man braucht natürlich das Wohlwollen der AMF, das ist mir völlig klar. Aber Dytko baut zum Beispiel sehr günstige Prototypen. Es gibt den Mitsubishi Mirage R5, Stefan Wiedenhofer setzt ihn im Bergrennsport ein [siehe Bild, d. Red]: Der sieht spektakulär aus, wie ein World Rally Car – und drunter ist ein herkömmlicher Evo. Ich habe das selbst ausprobiert und das klappt wunderbar. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Auto für großes Interesse sorgen könnte – bei den Fahrern und beim Publikum. Denn ein WRC kann sich doch keiner leisten – und die WRCs sorgen mitunter auch dafür, dass andere abwandern…

Wie meinst du das?

Ich habe mit Karl Wagner gesprochen, der mir erzählte, dass er überlegt hat, einen R5 zu kaufen – nur derzeit kannst du damit nur um die Plätze fahren, du hast keine Chance gegen ein WRC obwohl ein R5 ebenfalls Unmengen kostet. Jetzt konnte man lesen, dass auch der ORM-Einsatz von Raimund Baumschlager nicht mehr sicher ist – vielleicht auch deshalb, weil er gegen die WRC keine Chance hat?

Als Fahrervertreter musst du einen schwierigen Spagat machen – du vertrittst von Georg Gschwandner bis Hermann Neubauer sämtliche Piloten…

Ja, ich bin der Vertreter von allen Piloten. Jetzt gilt es einmal, die Sache rund um die Sicherheitstanks zu klären, das steht ganz oben auf meiner Liste. Dann eben wären die preiswerten Prototypen an der Reihe…

Könnten die Mitsubishi-Fahrer künftig dann bei den Historischen starten? Dass es hier eine Abwanderung geben könnte hin zu den Historischen?

Das wäre auch möglich – wobei die Historischen ja einen eigenen Fahrervertreter haben. Aber man sieht anhand der vielen Legends-Veranstaltungen, dass sie großen Zuspruch der Fahrer erhalten – denn 80 Prozent der Piloten wollen einfach nur fahren und nicht unbedingt gewinnen. Sie wollen in erster Linie ihren Spaß haben.

Kann man also sagen, dass der Erhalt der Freude am Rallyesport zu deiner Mission zählt?

Durchaus, wir müssen den Spaß an unserem Sport erhalten! Ich sehe da auch ein Problem beim Nenngeld. 650 Euro sind für einen Normalsterblichen sehr viel Geld! Man sieht am Starterrückgang in der ORM, dass sich das immer weniger Fahrer leisten können.

Zugleich hat die Austrian Rallye Challenge immer wieder eine hohe Starteranzahl vorzuweisen…

Ja, das stimmt – obwohl das Nenngeld dort auch nur 150 Euro weniger beträgt. Vielleicht liegt es auch an der Zeit, schließlich benötigst du in der ARC einen Tag weniger und es ist heute keine Selbstverständlichkeit, dass Arbeitgeber einem Rallyefahrer für seinen Sport freie Tage genehmigen.

Haben sich schon viele Fahrer mit ihren Anliegen an dich gewandt?

Nein, das waren bislang noch nicht viele – aber ich wurde ja eben erst gewählt. Ich weiß nicht, ob ich viel bewegen kann – aber ich möchte versuchen, dass wir uns in eine gewisse Richtung hin positiv entwickeln. Wir müssen vor allem eines: miteinander reden! Und wir müssen schauen, dass wir den Sport auch für Normalsterbliche leistbar halten.

Wann wird man dich selbst wieder im Auto sehen?

Ich starte beim ORM-Auftakt im Rebenland wieder mit meinem Mitsubishi.

Danke für das Interview und gutes Gelingen bei deiner neuen Aufgabe als Rallye-Fahrervertreter.

Gerne, ich werde mein Bestes geben.

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