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WRC: Finnland-Rallye

Saisonhighlight im hohen Norden

Früher gehörte die hyperschnelle Schotter-Rallye mit ihren weiten Sprüngen den Skandinaviern, jetzt siegen dort Franzosen. Zwei Österreicher am Start.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: M-Sport, Matthias Österreicher, Harald Illmer, minor.at, Photo4

Die finnische Universitätsstadt Jyväskylä wird in den kommenden Tagen wieder zu einem Mekka der internationalen Rallyefreunde, der Servicepark wird in Paviljonki errichtet – schon am Donnerstagabend wird die Finnland-Rallye mit einer kurzen Etappe nordöstlich von Jyväskylä eröffnet.

Die Veranstalter haben für die Ausgabe 2014 nahezu keinen Stein auf dem anderen gelassen – die Sonderprüfungen sind zu einem großen Teil neu. Die berühmteste Prüfung, genannt „Ouninpohja“, bekannt für eine Tempohatz bis über 130 km/h Schnitt und weite Sprünge, wurde von 33 auf 20,1 Kilometer verkürzt, sie wird am Freitag unter dem Namen „Kakaristo“ absolviert.

Kari Nuutinen, der stellvertretende Streckenchef, verspricht jedoch: „Wir haben die beleibtesten Stellen erhalten." Gestrichen wurden auch die Prüfungen rund um Lathi – dafür kehrt am Sonntag die „Ruuhimäki“-Prüfung mit ihren spektakulären Sprungkuppen zurück in das reguläre Programm, zuletzt wurde dort nur das Qualifying absolviert, das es heuer jedoch nicht mehr gibt, die zweite Durchfahrt der 7,1 Kilometer kurzen SP wird als Powerstage in Angriff genommen.

Ausgetauscht wurde auch die Superspecialprüfung – anstelleder SP auf der Trabrennbahn von Killeri kehrt die SP „Harju“ zurück, sie führt auf verschiedenen Belägen durch das Zentrum von Jyväskylä und wurde zuletzt vor 16 Jahren gefahren. Kari Nuutinen sagt: "Im Laufe der Jahre gab es mehr Nachfragen nach einer Rückkehr von Harju als bei allen anderen Prüfungen. Das ist eine traumhafte Prüfung im Herzen der Stadt."

Wie gewohnt gibt es in Finnland eine pralle Starterliste – der Mann mit der Startnummer 1 wird wohl wieder lamentieren, denn Volkswagen-Pilot Sebastien Ogier muss als überlegener WM-Leader auf der ersten Etappe den losen Schotter von den Pisten fegen.

Sein „Gejammer“ hat unlängst den Norweger Mads Östberg dermaßen erzürnt, dass dieser dem Weltmeister über die Medien ein unfreundliches „Fuck off!“ ausrichten ließ. Jener Mads Östberg übrigens, der am Samstag den erstmals im Vorfeld der Finnland-Rallye abgehaltenen Helsinki Battle für sich entscheiden konnte, an dem auch Legenden wie Marcus Grönholm (Platz zwei) oder Juha Kankkunen teilnahmen.

An sich haben in Finnland meist nur Skandinavier gewonnen – doch schon ein Sebastien Loeb konnte diesen „Fluch“ brechen und wurde von den einheimischen Fans ehrfurchtsvoll „Loebinen“ getauft. Natürlich konnte Jari-Matti Latvala die Rallye schon einmal gewinnen, doch das ist schon wieder vier Jahre her. Die letzten drei Jahre konnten die Skandinavier nur dabei zusehen, wie Franzosen (2011 und 2012 Loeb, im Vorjahr Ogier) „ihre“ Rallye gewonnen haben…

Sogar Mikko Hirvonen konnte in Finnland schon einmal gewinnen, im Jahr 2009 nämlich, doch seit dem Rückzug des siebenfachen Finnland-Siegers Marcus Grönholm haben die Skandinavier in Finnland nichts mehr zu lachen– und ganz ehrlich: Wer außer Ogier soll heuer das Rennen machen?

Lediglich ein Ausfall des Weltmeisters könnte einem Latvala, Mikkelsen oder dem erwähnten Östberg zum Sieg verhelfen, einem Hirvonen jedoch ganz sicher nicht. Nein, nein, Malcolm Wilson hat keine Siegkandidaten im Stall, selbst wenn das Ford Fiesta World Rally Car einem Facelift unterzogen wurde. Und Robert Kubica? Der hat sogar beim Test wieder Schrott fabriziert, er braucht dringend eine Zielankunft, zumal sein Speed zuletzt auch nicht gerade überwältigend war.

Gespannt darf man auf das Abschneiden von Juho Hänninen und Thierry Neuville in ihren Hyundai sein, interessant wird auch Jarkko Nikara im Fiesta WRC sein, doch mehr als Achtungserfolge sind auch hier nicht möglich.

Spannung verspricht auch die WRC2, denn hier sind mit Jari Ketomaa, Ott Tänak, Karl Kruuda oder Eyvind Brnyldsen bekannte skandinavische Piloten am Start, hinzu kommt Sebastien Chardonnet im werksseitig eingesetzten Citroen DS3 R5.

Die Österreicher

Als Privatiers müssen auch Henning Solberg und Ilka Minor (Ford Fiesta WRC) eher kleinere Brötchen backen – Minor fuhr bereits sechs Mal in Finnland. Das bislang beste Ergebnis erzielte sie im Vorjahr an der Seite von Evgeny Novikov mit Platz sechs. Mit Henning Solberg fuhr sie bereits zweimal die Finnland-Rallye, im Jahr 2011 belegten die beiden Rang sieben. Ilka weiß: „Für Henning ist im Vergleich zu unserer letzten gemeinsamen Finnland-Rallye bis auf den Shakedown und die Sonderprüfung ‚Lankamaa‘ alles neu.“ Finnland ist für Minor stets etwas Besonderes: „Für mich ist die Finnland-Rallye neben der Polen-Rallye eine der schnellsten und spektakulärsten Rallyes im WM-Kalender. In Finnland erlebst du eigentlich immer Überraschungen, man ist nie vor etwas gefeit.“

Ein Comeback feiert in Finnland der bereits 45-jährige Wolfram Doberer, der dort zuletzt in den Jahren 1999, 2000 und 2001 sein Glück versuchte. Bei einem seiner Copiloten-Castings für seine Auftritte im heimischen Opel Corsa OPC Rallye Cup lernte er die in Stockerau lebende Finnin Sanna Stemberger kennen – mit ihr fuhr er bereits drei Rallyes in Österreich, sie wird zum ersten Mal den Klassiker in ihrer Heimat bestreiten. Doberer fährt mit dem Cup-Corsa (Startnummer 97) und weiß: „Wir werden in der Klasse RC2 gewertet, unsere Gegner sind also R5-, S2000- und Gruppe N-Autos – da ist ein Podiumsplatz unmöglich.“ Im Vordergrund steht ohnehin der Spaß – auch wenn man „nach der ersten Etappe die Zeitenliste studieren und Ziele setzen“ werde. Einen Citroen DS3 R3 könne man aber bei gleicher fahrerischer Qualität nicht schlagen, fügt Doberer hinzu.

Ein solches Modell setzt das Waldviertler Wurmbrand Racing Team in der Junior-WRC respektive WRC3 ein. Am Steuer des Wurmbrand Citroen mit der Startnummer 63 sitzt wieder der Ungar Kornel Lukacs, an seiner Seite liest Landsmann Mark Mesterhazi aus dem „Gebetsbuch“. Zuletzt, bei der Polen-Rallye, konnte Lukacs den sechsten Platz der Junior WRC belegen, nachdem sich der Ungar kontinuierlich steigern konnte. Teamchef Manuel Wurmbrand meinte damals erfreut: „Auf der letzten Sonderprüfung fehlten nur noch sieben Zehntelsekunden auf die Bestmarke. Das ist natürlich extrem erfreulich – je länger Kornel im Auto sitzt, desto mehr holt er heraus.“ Als Gegner warten in der WRC3 auch bekannte Piloten wie Simone Tempestini, Stephane Lefebvre, Alastair Fisher oder die Australierin Molly Taylor- allesamt auf einem Citroen DS3 R3 unterwegs. Absagen musste der Deutsche Christian Riedemann.

Nach dem Shakedown am Donnerstagmorgen steigt am gleichen Tag um 16.08 Uhr Ortszeit die erste Sonderprüfung, am Abend um 20.30 Uhr steht die besagte Stadtprüfung „Harju“ als vierte und letzte SP des ersten Tages auf dem Programm. Am Sonntag wird um 13.08 Uhr Ortszeit die 26.und letzte Sonderprüfung in Angriff genommen.

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