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WRC: Polen-Rallye

Mit Vollgas durch Polen

Henning Solberg und Ilka Minor konnten bei der Polen-Rallye erneut wichtige Weltmeisterschaftspunkte sammeln.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Minor

„Es ist schon eine Zeit her, dass ich auf dermaßen schnellen Prüfungen fuhr –wo du einfach nur Vollgas gibst“ – Henning Solberg im Ziel der ersten Sonderprüfung der Polen-Rallye, am vergangenen Donnerstag wurde die WM-Rückkehr der Veranstaltung mit einigen megaschnellen Schottersonderprüfungen eingeläutet, fast die gesamte Rallye wurde auf Highspeedstrecken abgehalten. Copilotin Ilka Minor sagt dazu: „Henning musste erst wieder reinkommen –denn es ist eine Utopie, anzunehmen, man könne ohne jeden Test in das Auto steigen und gleich stehenlassen.“

Stehenlassen? Sie haben richtig gelesen – das Stehenlassen kommt gleich nach dem Vollgas geben, der rechte Fuß des Piloten ruht hier auf dem Gaspedal, es wird Höchstgeschwindigkeit gefahren.

Ausflug nach Litauen

Am Freitag unternahm der gesamte Rallyetross einen Ausflug nach Litauen. Die langen Verbindungsstrecken erlaubten es Ilka Minor, sich die Gegend genauer anzusehen. Zunächst ging es rund 100 km Richtung Osten, durch die Masurischen Seenplatte, die Landschaft der tausend Seen, eine beliebte Urlaubsgegend. Im Sommer sind die Tage dort sehr lange und es herrscht ein angenehmes Klima.

Nach einer absolvierten Prüfung standen nach weiteren 125 km an Verbindungsetappe die beiden Prüfungen in Litauen auf dem Programm, ehe es zum Remote-Service im litauischen Druskinikai ging.

Die SP „Kapciamiestis“ wäre ursprünglich rund 26 Kilometer lang gewesen, doch gleich nach der Besichtigung wurde sie aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse auf zwölf Kilometer verkürzt. Ilka erklärt: “ Das erste Teilstück, der SP hätte fast nur lange Vollgasgeraden in engen Waldstücken beinhaltet, der Untergrund war sehr weich. Kurz nach der offiziellen Besichtigung setzte starker Regen ein. Der Veranstalter machte sich selbst noch ein Bild von der Strecke und blieb dort im Matsch stecken. Dass diese Strecke schwierig sein wird, konnte man schon bei der Besichtigung erkennen.“

Nach dem ersten Durchgang der beiden Prüfungen in Litauen waren die Bedingungen so schlecht, dass der zweite Durchgang ersatzlos gestrichen wurde. Ilka sagt: „Natürlich ist das bedauerlich, schließlich fuhren wir rund 400 Kilometer an Verbindungsstrecke, um dort zu fahren. Am Samstag ging es dann Richtung Norden zu Prüfungen nahe der Grenze zur russischen Enklave Oblast. Die Hauptstadt Kaliningrad ist Verkehrsknotenpunkt, sowie Wirtschafts- und Kulturzentrum. Der Königsberger Seekanal verbindet die Stadt mit der 50 km entfernten Pillau (Baltijsk) und mit dem offenen Meer.“

„Du merkst bereits 5 km/h Unterschied“

Auf derartigen Highspeed-Strecken fällt der Umstand, ob man ein Werks- oder ein Kundenauto bewegt, ganz besonders ins Gewicht, verrät Ilka Minor: „Wenn dir auch nur fünf km/h fehlen, wirkt sich das bereits dramatisch auf der Stoppuhr aus, das merkt man dann schon.“ Wie auch am Donnerstag wurde am Freitag mit einer Superspecialprüfung in der Mikolajki Arena abgeschlossen. Ilka sagt: „Die Tage waren bei dieser Rallye besonders lang – die Action hat um 7 Uhr am Morgen begonnen und dauerte immer bis rund 22 Uhr am Abend an.“ Am Freitagabend lagen Henning Solberg und Ilka Minor noch außerhalb der Punkteränge auf Platz zwölf.

„Die Schikane kam zu früh – oder: Ich war zu spät“

Die Highspeed-Prüfungen bergen auch Gefahren für Beifahrer in sich – am Samstag unterlief Ilka Minor einer ihrer seltenen Fehler, wie sie offen zugibt: „Auf sehr schnellen Prüfungen ist das Lesen schwieriger. Eine Kurve, die du bei 70 km/h besichtigst, ist dann bei 150 km/h manchmal schwer zu sehen. Und da ist mir dann ein Fehler unterlaufen – als ich es bemerkt habe, ist auch schon die Schikane auf uns zugeflogen. Die Schikane kam zu früh – oder vielmehr: Ich war zu spät. Wir sind seitlich in die Schikane reingekracht.“

Wie hat Henning Solberg reagiert? Ilka erzählt: „Ich hab gleich ‚Sorry‘ gesagt und Henning meinte nur ‚Das passt schon‘. Wir alle machen einmal einen Fehler – die Fahrer und eben auch die Beifahrer. Und schließlich ist das glücklicherweise nur rund 100 Meter vor dem Ziel passiert, zum Glück wurden nur die beiden Kotflügel und die Stoßstange etwas beleidigt.“

Nach einer fehlerfreien weiteren Prüfung war dann Henning Solberg an der Reihe. Ilka erzählt: „Wir sind in eine Ausfahrt gefahren – dort waren besonders rutschige Pflastersteine und da hat er etwas zu spät gebremst. Es war aber nicht schlimm, hat uns zwischen sieben und acht Sekunden gekostet.“

Der versteckte Stein

Auf der längsten Samstags-SP wurden Solberg und Minor Opfer jener Stelle, die zahlreichen Piloten mehr oder weniger zum Verhängnis wurde, darunter Jari-Matti Latvala, Mads Östberg oder Elfyn Evans. Ilka erzählt: “Da war ein Stein im Gras, den wir alle bei der Besichtigung nicht gesehen haben, was uns einen ‚Patschen‘ einbrachte. Schade, denn bis dahin sind wir auf dieser Prüfung tadellosgefahren.“ Im Nachmittags-Loop verlief es dann deutlich weniger turbulent. Mit Platz fünf konnte zudem die beste Platzierung erzielt werden.

Am Sonntag schließlich wurden Henning Solberg und Ilka Minor noch vom zuvor zurückgefallenen Citroen-Werksfahrer Kris Meeke überholt, Ilka zuckt mit den Achseln: „Natürlich hat uns das nicht gefallen, aber gegen ein Werksauto kannst du nichts unternehmen.“

Am Ende konnten Henning Solberg und Ilka Minor die schwierige Rallye auf Platz neun beenden, als bestes Privatteam, direkt vor dem tschechischen Privatier Martin Prokop. Ilka zeigt sich zufrieden: „Für uns ist es wichtig, dass wir eine verlässliche Größe darstellen – und wieder konnten wir WM-Punkte an Land ziehen, das ist uns heuer bei jeder Rallye, die wir gefahren sind, auch gelungen.“

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