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Kfz-Leasing: Autobanken vs. unabhängige Leasingfirmen

Leasing-Route

Beim Leasing läuft ein Match zwischen Autobanken und unabhängigen Leasingfirmen. Wer spielt fairer? Wir zeigen die Route zur günstigsten Rate.

Text: Georg Koman; Fotos: ÖAMTC (1), Erste Bank (1), Porsche Bank (1)

Leasing boomt nach wie vor. Inzwischen beträgt der Anteil an geleasten Autos rund 40 Prozent, Tendenz weiter steigend. Autohersteller buhlen geradezu um Leasingkunden: Jeder hat seine eigene Bank, die dem Interessenten gleich am Verkaufstisch ein feines Angebot macht – Leasing plus diverse Versicherungen, alles in einer Hand, Unterschrift genügt.

Klingt toll, aber vielleicht hat auch die Hausbank eine schöne Leasing-Tochter?. Erste Bank, Raiffeisen, Bank Austria, Bawag & Co. haben zwar den Nachteil, dass sie nicht im Autoverkaufslokal sitzen, aber auch Vorteile: Etwa jenen, dass sie aufgrund ihrer Größe günstiger an Geld kommen und diesen Vorteil durchaus in Form niedrigerer Zinsen an die Kunden weitergeben.

Unter den verschiedenen Leasing-Arten sind zwei besonders populär: das Operating-Leasing und das Restwert-Leasing. Ersteres ist ein Thema für Firmen und Selbstständige. Nur hier kann man die Leasingraten 1:1 als Betriebsausgabe geltend machen, weil es rein auf die Nutzung abzielt und dabei nach außen kein Restwert kommuniziert wird.

Restwert-Leasing wird dagegen vorrangig von Privatkunden gewählt. Hier wird von vornherein der Restwert offengelegt, ebenso leistet man zu Beginn eine Anzahlung. Häufig gewählt werden 30 Prozent des Fahrzeugpreises, es gibt aber sowohl nach unten als auch nach oben deutlichen Spielraum.

Diese Anzahlung (eigentlich ist es eine Depotzahlung zur Absicherung der Leasing-Firmen) kann aufgezehrt werden und somit die monatlichen Raten senken. Oder sie bleibt bestehen und wird am Ende des Leasings verzinst zurückgezahlt – und etwa zum Ankauf des Autos oder zur Anzahlung des Nachfolgers verwendet. Letzteres ist wenig beliebt, weil das die Raten signifikant erhöht.

Die meisten Österreicher wählen daher ein aufzehrendes Depot. Manche kaufen das Auto am Ende selbst, um es privat zu verkaufen – in der Hoffnung, einen besseren Preis als den vereinbarten Restwert herausholen zu können.
Was nur funktioniert, wenn dieser nicht sehr hoch angesetzt wurde.

Und hier kommen wieder die den Banken zugehörigen Leasing-Firmen ins Spiel. Michael Osinger (Bild links), Leasing-Experte bei der Erste Bank wirft ein, dass Autobanken gern hohe Restwerte festlegen. Warum? Osinger: „Aus zwei Gründen. Erstens lässt ein hoher Restwert ein beliebtes Produkt vermuten, und zweitens freut sich der Kunde über niedrigere Monatsraten. Das böse Erwachen folgt, wenn das Auto am Ende weniger wert ist als vereinbart.“

Selbstredend würden Banken den Restwert daher realistisch einschätzen, weshalb die Mehrheit der Kunden das Auto am Schluss ankaufe.

Was aber, wenn ein Kunde mit dem Angebot seiner Autobank kommt und ein Gegenangebot mit genau dem gleichen Restwert wünscht? Ferdinand Pircher von Raiffeisen Leasing stellt dazu fest: „Wir weisen den Kunden darauf hin, falls der Restwert nicht marktkonform sein sollte. Lediglich bei sehr guter Bonität könne man darüber reden.“ Vor allem, wenn ohnehin klar sei, dass der Kunde das Auto am Ende ankaufe und weiterfahre wolle.

In einem solchen Fall ist der zu hohe Restwert unproblematisch, nicht aber bei Rückgabe des Fahrzeugs. Dann muss man eine etwaige Differenz nämlich nachzahlen.

Ein anderes Bild zeichnet naturgemäß Michael Maurer, Vorstand der Porsche Bank (Bild links): „Wir legen größten Wert auf marktkonforme Restwerte, diese werden durch einen regelmäßig tagenden Arbeitskreis sowie die Eurotax-Bewertungen festgelegt. Aus diesem Grund geben unsere Kunden ihr Auto nach Ablauf der Leasingdauer in der Regel zurück und leasen ein neues. Der zentrale Gedanke ist es ja, das Verwertungsrisiko an uns auszulagern.“

Bei Restwert-Streitfragen kämen ausschließlich gerichtlich vereidigte Gutachter zum Einsatz. Auch bei mehr gefahrenen Kilometern gebe es nach einer Freigrenze von 5.000 Kilometern exakt vordefinierte Mehrkosten – oder Minderkosten, falls man weniger gefahren sei.

Wir fragen Bernd Lausecker, Projektleiter Finanzdienstleistungen beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), ob Probleme mit dem Restwert häufig an den VKI herangetragen werden? Lausecker: „Natürlich gibt es solche Fälle. Die Leute werden mit einer Fülle an Infos konfrontiert, und neigen dann manchmal dazu, nur das für sie Angenehme herauszuhören.“ So würden manche meinen, das angezahlte Depot stünde am Schluss zur Verfügung, obwohl sie ein aufzehrendes gewählt haben.

Das Gerücht, Leasingfirmen seien besonders streng bei der Bewertung des Restwerts, um eine Nachzahlung herauszuschinden, kann Lausecker aus seiner Erfahrung nicht bestätigen, hier gebe es lediglich Einzelfälle.
Ein weiter verbreitetes Problem sei es, dass Leute die Leasingraten nicht mehr zahlen können, hierzu meint der VKI-Experte: „Natürlich kann man uns kontaktieren, wenn man meint, ungerecht behandelt worden zu sein. Aber viele machen den Fehler, sich bei drohenden Zahlungsschwierigkeiten viel zu spät an ihren Leasinggeber zu wenden.“ Tut man das zeitgerecht, kann man Probleme im Keim ersticken, etwa durch Verlängerung des Leasing-Zeitraumes mit gesenkten Raten.

Leasing: Wie man richtig verhandelt

Will man ein Auto leasen, lässt man die Finanzierungsfrage offen und verhandelt unbedingt zuerst einen Rabatt auf den Kaufpreis. Ist der Nachlass zufriedenstellend, lässt man sich vom Autohändler ein Leasing-Angebot legen und präsentiert es anschließend (s)einer Bank.

Diese wird dann kaum ein schlechteres Gegenangebot machen. Kommt es hart auf hart, kann etwa die Bearbeitungsgebühr gestrichen werden. Das geschieht nicht automatisch, ist aber als „Kampfansage“ an die Autobanken jederzeit drin. Also unbedingt danach fragen.

Gleiches gilt für die gesetzliche Vertragsgebühr. Diese geht als Prozentsatz des Kaufpreises an den Fiskus, sollte daher bei allen etwa gleich sein. Ist sie oft aber nicht, was man in der Verhandlung nicht unbemerkt lassen sollte.

Hartgesottene gehen mit dem Gegenangebot wieder zur Autobank zurück – und werden erstaunt sein, was alles möglich ist, wenn man nicht einfach das erstbeste Angebot annimmt.

Kredit im Vergleich zum Leasing

Was wurde eigentlich aus dem guten alten Automobilkredit? Im Vergleich zum Leasing werden nur noch halb so viele Autos auf Kredit gekauft. Vorteil: Das Auto gehört einem, man besitzt den Typenschein, Vollkasko-Versicherung ist kein Muss.

Umgekehrt muss der Kredit natürlich besichert sein, idealerweise mit dem Auto selbst, dann gibt man den Typenschein gleich wieder an die Bank ab. Außerdem sind die Raten höher, weil man den Restwert mitzahlt, und die Zinsen sind es auch, weil die Banken (Stichworte: „Basel III“ und „Stresstest“) im Gegensatz zu Leasinggesellschaften Rücklagen vorweisen müssen.

Fazit: Nur interessant, wenn man das Auto langfristig behalten will oder bei einem aufgrund seines hohen Alters nicht mehr leasingfähigen Gebrauchten.

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