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Alles über den Stickoxid-Killer AdBlue

Sauber dieseln

Immer mehr Dieselmodelle werden mit AdBlue ausgestattet. Wir klären auf, wie es funktioniert, was es bringt, und was man dabei beachten muss.

Text: Georg Koman
Fotos: Georg Koman (3), Total (1)

Stickoxide brachten es zuletzt – im Zusammenhang mit Diesel-Abgasen – zu ungewohnter Popularität. Eines der wirksamsten Mittel zur Eliminierung der die Atemwege reizenden Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen heißt SCR.

Kein Fußballverein, sondern ein fix im Auto verbautes System, das bei immer mehr Dieselfahrzeugen notwendig ist, um die Stickoxide (NOx) der Direkteinspritz-Motoren in den Griff zu kriegen und damit die seit der aktuellen Euro-6-Abgasnorm gültige Obergrenze von 80 Gramm NOx pro Kilometer einzuhalten.

Von Gesetzes wegen ist AdBlue kein Muss, ideal ist es natürlich, den Grenzwert mit innermotorischen Maßnahmen einzuhalten. Das schaffen allerdings nur wenige, wie etwa Mazda mit seinen „Skyactiv“-Dieselmotoren.

Der nächste Schritt in der Abgasvermeidung heißt „Denox“-Katalysator. Ein Speicherkatalysator, der die Stickoxide zwischenspeichert und in kurzen Regenerationsphasen via angefettetem Gemisch an seiner Rhodium-Beschichtung zu harmlosem Stickstoff reduziert.

Reichen diese beiden Maßnahmen nicht – etwa weil der Motor zu groß, oder das Fahrzeug, das er antreibt, zu schwer ist –, dann muss der Hersteller zur letzten und effektivsten Methode greifen: dem SCR-Katalysator.

SCR bedeutet „Selective Catalytic Reduction“. Dabei wird Ammoniak aus einem Zusatztank in den Abgasstrang eingespritzt, was das NOx in Gegenwart von Sauerstoff zu Stickstoff umwandelt, das bringt eine Senkung der Stickoxid-Emissionen um bis zu 95 Prozent.

Das Ammoniak entsteht aus einer Harnstofflösung – ein Name, der bestenfalls für Heiterkeit am Stammtisch sorgen würde, für Marketing-Gurus deshalb ein No-go. Daher ersannen sie das Kunstwort „AdBlue“, die Farbe Blau hat bei Umweltthemen rund ums Auto das wohl schon abgedroschene Grün verdrängt.

AdBlue ist allerdings gar nicht blau, sondern farb-, und freundlicherweise auch geruchlos. Kommt man damit in Berührung, muss man sich keine Sorgen machen, es ist auch nicht als Gefahrengut deklariert. Am angenehmsten ist es trotzdem, wenn sich die Öffnung des AdBlue-Zusatztanks direkt neben dem Diesel-Tankstutzen befindet. Das ist auch das Ziel der Autohersteller.

Bei Modellen, die vor der AdBlue-Zeit entwickelt wurden, kann er sich jedoch auch im Koffer- oder Motorraum befinden. Je nachdem, wo die Techniker nachträglich noch ein Plätzchen gefunden haben.

Der Kofferraum ist in Sachen Handling weniger fein, da heißt es beim Nachfüllen aufpassen. Trocknet AdBlue, bildet es Flocken, die man allerdings leicht entfernen kann.

Wie oft muss man AdBlue nachfüllen? Eventuell nie, weil man seinen Zusatztank innerhalb eines Jahres nicht leert, und der Nachfüll-Vorgang dann im Zuge des Jahresservices erledigt wird. Ob das funktioniert, hängt aber von der Größe des Tanks, der Anzahl gefahrener Kilometer und der Fahrweise ab. Die Hersteller-Angaben reichen dabei von 6.000 bis 30.000 Kilometer.

AdBlue sorgt übrigens für eine Diesel-Verbrauchssenkung von etwa drei bis fünf Prozent, weil der Motor verbrauchsärmer ausgelegt werden kann. Der AdBlue-Verbrauch selbst liegt ungefähr bei 0,8 bis 2,5 Litern pro 1.000 Kilometer – unterm Strich kompensiert das AdBlue-System dank der entstehenden Diesel-Ersparnis locker seinen Eigenverbrauch.

Grundsätzlich gilt aber: Wer viel Diesel verbraucht, muss auch mit AdBlue-Mehrkonsum rechnen. Wie immer sind Autobahn-Vollgasfahrten, wenig vorausschauendes Fahren und anhaltendes Zuckeln im städtischen Stau die Top-Verbrauchsförderer.

Sollte man in die Verlegenheit des Nachfüllens kommen, wird man vom Auto ab rund 3.000 Kilometer vor dem Ende fortlaufend gewarnt. Missachten ist keine gute Idee. Technisch wäre es kein Problem, ohne AdBlue weiterzufahren, die Hersteller sind aber gesetzlich verpflichtet, rollende Stickoxid-Schleudern zu verhindern. Mit anderen Worten: Das Auto lässt sich bei leerem Zusatztank nicht mehr starten.

Geht es ans Nachfüllen, ist der bequemste Weg jener zur Tankstelle. Große Tankstellen verfügen über eigene AdBlue-Zapfsäulen, die aber fast durchwegs für Lkw gemacht sind. Als Pkw-Fahrer sollte man es ruhig probieren, dort zu tanken, es ist nämlich mit rund 60 Cent pro Liter die weitaus günstigste Möglichkeit.

Sollte der Zapfhahn nicht mit der eigenen Einfüll-Öffnung kompatibel sein, tritt Plan B in Kraft: der Kauf eines AdBlue-Kanisters. Der ist in der Tankstelle wiederum am teuersten, fünf Liter kosten rund 14 Euro, zehn Liter 20 Euro.

Hier ist Vorsorge deutlich günstiger, bei Amazon beispielsweise sind zehn Liter derzeit um 12,50 Euro zu haben. Sparmeister füllen gern selbst nach, denn in der Werkstatt bezahlt man nicht nur die Arbeitszeit mit (rund zehn Minuten), auch für das AdBlue werden fallweise Apothekerpreise berechnet, obwohl es zwischen verschiedenen Sorten definitiv keine Qualitätsunterschiede gibt.

Bis vor kurzem mussten einige Autos nach einer Neufüllung in die Werkstatt zur Freischaltung, von dieser Schikane hat man sich inzwischen aber gelöst. Bei manchen Autos muss man bei eingeschalteter Zündung danach mehrere Sekunden zwecks Neukalibrierung warten, bei anderen nicht – ein Blick in die Bedienungsanleitung sollte alle Fragen dazu beantworten.

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