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Bayerischer Öko-Sportler

Dem flachen Hightech-Renner BMW i8 liegt ein neuer Denkansatz zugrunde. Motto: kein Verzicht beim Fahrspaß, trotzdem optimale Effizienz.

Michael Specht/mid

Nachhaltigkeit und Sportwagen, wie passt das zusammen? BMW versucht, die Antwort mit dem i8 zu geben. Dem flachen Hightech-Renner liegt ein komplett neuer Denkansatz zugrunde. Motto: kein Verzicht beim Fahrspaß, trotzdem optimale Effizienz. Ein technischer Spagat, den es in dieser Form bislang nicht gab.

Der i8 könnte eine Trendwende im Sportwagenbau einläuten. Bereits nächstes Frühjahr steht er beim Händler. Preise will BMW in fünf Wochen bei der Weltpremiere auf der IAA bekannt geben. Im Gespräch sind derzeit 120.000-130.000 Euro.

Eine stolze Summe. Doch ein Porsche Carrera 4S liegt auf ähnlichem Niveau. "Beim i8 bekommen Sie zusätzlich die Möglichkeit, elektrisch zu fahren", sagt Projektleiter Carsten Breitfeld. Denn technisch ist der i8 ein Plug-in-Hybrid, der bis zu 35 Kilometer mit Strom rollen kann. Genug, um selbst in großen Innenstädten nahezu geräuschlos und vor allem emissionsfrei unterwegs zu sein.

Das mag derzeit noch keine große Relevanz haben, doch es könnte in Zukunft in ein wichtiges Thema werden. London mit seiner City-Maut ist bereits ein erstes Signal in diese Richtung.

Wer stellt sich den i8 in die Garage? Reiche Ökos? Produktmanager Henrik Wenders bezeichnet sie als "Innovation Seeking Prospectives", kaufkräftige Menschen, die neuen Technologien sehr aufgeschlossen gegenüberstehen. Alter: 35 Jahre aufwärts, in Asien jünger. "Der i8-Kunde sieht das Thema Nachhaltigkeit als einen festen Bestandteil seines Wertegefüges an und kauft entsprechend danach", so Wenders. Dass BMWs Gene "Aus Freude am Fahren" auch beim i8 nicht auf der Strecke bleiben, zeigte eine erste Fahrt mit noch getarnten Vorserienmodellen. Ort: das hauseigene Testgelände im südfranzösischen Miramas.

Mühelos lässt sich der Sportwagen über die kurvige Handlingstrecke scheuchen, lenkt präzise ein und bleibt auch bei hohem Kurventempo gutmütig neutral und leicht beherrschbar. Geschuldet ist dieses mustergültige Fahrverhalten der professionellen Konstruktion mit extrem tiefem Schwerpunkt. Hinzu kommen eine hochfeste und leichte Karbon-Karosserie in Verbindung mit einem steifen Aluminium-Chassis.

Wer glaubt, ein Sportwagen müsse seine Leistung ausschließlich aus viel Hubraum und noch mehr Zylindern beziehen, wird beim i8 eines Besseren belehrt. Hier stehen Intelligenz und vor allem Effizienz im Vordergrund. Vorne sitzt direkt auf der Achse ein E-Motor mit 96 kW/131 PS und 250 Nm maximalem Drehmoment, hinten arbeitet ein 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 170 kW/231 PS und 320 Nm.

Daher kann man die Leistungen beider Aggregate, im Gegensatz zu anderen Hybrid-Modellen, bei denen beide Motoren auf eine Achse wirken, einfach addieren, die Systemleistung beträgt 266 kW/362 PS, 570 Newtonmeter Drehmoment stehen bereit.

Genug, um den i8 in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprinten zu lassen. Auch bei der Höchstgeschwindigkeit, immerhin 250 km/h, braucht sich der nur 1 490 Kilogramm leichte und 4,69 Meter lange Öko-Sportler nicht zu verstecken.

Zudem überrascht der i8 mit einem sonoren Klang. Das gängige Vorurteil, der Dreizylinder könnte piffig wie in einem Kleinwagen klingen, bestätigt sich nicht. Im Gegenteil. Bei höheren Drehzahlen erinnert der Sound - Akustik-Spezialisten sei Dank - manchmal an einen Ferrari-Achtzylinder.

Beim Verbrauch verspricht BMW dennoch Effizienz auf höchstem Niveau. Nach EU-Norm und komplizierter Hybridformel werden "weniger als 2,5 Liter auf 100 Kilometer" genannt. Endgültige Werte folgen im September, wenn die Homologation abgeschlossen sein wird. Im Alltag dürften es ohnehin ein paar Liter mehr sein, je nach dem, wie oft und wie lange der Fahrer den Elektromodus nutzt.

Großen Anteil am sparsamen Umgang mit Ressourcen hat die Aerodynamik. Die Luftführung ist bis ins Detail optimiert, selbst am Unterboden, den Radhäusern (Air-Curtain) und an den Seitenspiegeln. Einen extrovertierten Heckspoiler hat der i8 somit nicht nötig und ist mit einem cW-Wert von 0,26 dennoch Klassenbester. Kein Sportwagen in dieser Kategorie kommt da heran, heißt es bei BMW. Beim Porsche Carrera beträgt der Wert 0,29.

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