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Bissig

Mit dem Project 7 schickt Jaguar nun sein schnellstes Serienmodell - basierend auf dem F-Type - in streng limitierter Auflage auf die Straße.

mid/sta

Dies ist eine Geschichte von ganz oben, und die gehen immer gut aus. Ganz oben ist da, wo die ganz Reichen wohnen, denen man so ziemlich jedes teure Auto anbieten kann: Sie greifen sofort zu. Keine Chance für die, die sich so einen Traumwagen erst zusammensparen wollen.

Auch beim Jaguar Project 7 war das wieder so, wie Duncan Smith bestätigt, der leitende Manager für dieses spezielle Fahrzeug, dessen Auslieferung nun beginnt. Nichts weniger als den schnellsten Serien-Jaguar aller Zeiten wollte man auf die Räder stellen, und als Basis wurde der nicht eben langsame F-Type R genommen.

"Wir haben die Konzeptstudie des Project 7 zum ersten Mal im Juni 2014 gezeigt, und danach haben schon 100 Kunden Anzahlungen geleistet", erzählt Smith. Die gesamte Auflage von 250 Exemplaren sei im Herbst verkauft gewesen. "Bevor wir auch nur irgendwelche Entwicklungsarbeit geleistet haben - das ist wirklich sehr ungewöhnlich."

Es spricht letztlich für die Strahlkraft der Marke Jaguar, auch für ihr großes Erbe in Sachen Motorsport, dass so viele Kunden bereit waren, noch ohne Steuer-Aufschlag einen stattlichen fünfstelligen Betrag - konkreter will es Smith nicht sagen - vorzuschießen für ein Auto, das eigentlich zu diesem Zeitpunkt nur eine Idee war.

Aber Smith und die Seinen machten aus der Not eine Tugend. "Weil wir nur so wenige Kunden hatten, konnten wir tatsächlich mit vielen direkt sprechen und sie nach ihren Wünschen für dieses spezielle Auto fragen." Herausgekommen ist eine deutlich nachgeschärfte Version des Jaguar F-Type, der von allem ein wenig mehr erhalten hat: Mehr Leistung - 423 kW/575 PS statt 405 kW/550 PS - mehr Agilität, mehr Sound. Nur eins wurde weniger: Das Gewicht nahm um 85 Kilogramm ab.

Lässt man dem Project 7, der nun vor seiner Auslieferung steht, auf der Landstraße freien Lauf, so ist nicht nur nach 3,9 Sekunden die Grenze des Erlaubten erreicht. Viel mehr setzt sich auf den allerersten Metern schon der Eindruck fest, hier ein besonders lebendiges Stück Technik erhalten zu haben. Es ist nicht nur die Leichtfüßigkeit, mit der der Wagen beschleunigt, es ist vor allem das stabile Gefühl in Kurven, gemeinsam verursacht vom ausladenden Heckspoiler und der neu abgestimmten Vorderachse.

Der Flügel auf der Kofferklappe erzeugt bei Serienautos gewöhnlich keinen Abtrieb, sondern mindert nur den Auftrieb ein wenig. Doch der Project 7 kann sich nun zu den Autos zählen, dessen Hinterachse tatsächlich an den Asphalt gepresst wird, wenn man schnell damit fährt.

Die vordere Federung wurde zudem um 80 Prozent steifer gemacht, und der negative Sturz an der Vorderachse erhöhte sich um 1,5 Grad: Im Stand wirkt es ein bisschen so, als wären die Vorderräder unten breiter als oben.

Aber unter Belastung, also in der Kurve, steht das jeweils äußere Vorderrad nun kerzengerade und drückt seinen Reifen perfekt auf die Straße. Damit vermeidet man das ungeliebte Untersteuern, also das hilflose Rutschen Richtung Kurvenaußenrand, obwohl doch die Vorderräder ganz woanders hinzeigen.

Viele Kleinigkeiten kommen in diesem Sportwagen zusammen, die das Haftungsniveau erhöhen sollen. Zusätzlich wurde die Achtgang-Automatik zum noch schnelleren Schalten erzogen, und die Lenkung arbeitet extrem spontan und direkt.

Kurz: Der Project 7 ist zwar nicht schneller als der F-Type R (beide 300 km/h), aber er umrundet die Nordschleife des Nürburgrings in 7:35 Minuten und damit vier Sekunden schneller als das Serienauto.

Wer also nur ein bisschen an der artgerechten Haltung eines Sportwagens interessiert ist, sollte sich den Project 7 mal ansehen - na ja, wenn er nicht schon ausverkauft wäre.

Das ist in der Tat einer von zwei Nachteilen an diesem Auto. Ärgernis Nummer zwei ist der brachiale Krach, der den Auspuff verlässt. Es gibt eine Zielflaggen-Taste im Cockpit, mit deren Hilfe man dem Auto noch einmal die Sinne schärft: Gasannahme, Schaltzeiten, Sound, alles eine Spur heißer.

Nur dass sie es im Dynamik-Modus mit dem Geräusch übertrieben haben - der V8 erklingt in einer recht hohen, eher lästigen Frequenz und ist ganz allgemein viel zu laut.

Man kann über eine Taste mit einem Auspuffsymbol auch wieder mehr Ruhe einkehren lassen, aber trotzdem bleibt ein Gesamteindruck, der eines englischen Sportwagens eigentlich nicht würdig ist: "Ich bin hier, ich komme gleich, seht mich an!"

Das ist so ungefähr der Text, den der Project 7 aus seinen Auspuffrohren bläst - Understatement geht jedenfalls anders. Es ist ja Geschmacksache, aber in Sachen Lärmentwicklung ist es vielleicht ganz gut, dass die Stückzahl des Project 7 auf 250 limitiert ist - und es auch bleibt. Der größte Einzelmarkt ist dabei Großbritannien, das 80 Exemplaren eine Heimat geben wird, gefolgt von den USA mit 50 Project 7.

Wer einen dieser seltenen Sportwagen ergattert hat, weiß inzwischen auch, wie es zu dessen Namen kam: Die "7" steht für die sieben Siege, die Jaguar bei den 24 Stunden von Le Mans errungen hat, drei davon mit dem legendären D-Type, dessen Heckfinne der Project 7 zitiert.

Hinter dem Kopf des Fahrers wird die Kopfstütze bis zum Heck verlängert. Der Project 7 hat von allem ein bisschen mehr - nur bei der Höhe des Windschutzscheiben-Rahmens sind es acht Zentimeter weniger.

Damit der Wagen ein wenig mehr nach Rennwagen aussieht, büßte er ein Stück Dachhöhe ein, was natürlich das Niveau der Windgeräusche anhebt. Auch verlor der Project 7 das elektrisch zu betätigende Verdeck (was immerhin einen Teil der Gewichtsreduzierung bewirkte).

Statt dessen gibt es ein gewöhnlich bei Yachten verwendeten Bimini, eine Art Notdach, das von Hand aufgeknüpft wird. Wir gestehen, dass wir es nicht ausprobiert haben - denn damit darf das Auto "nur" 190 km/h schnell fahren.

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