AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Botox für Männer

Das neue McLaren 570S Coupé ist zwar nicht das stärkste Eisen aus Woking, zieht einem beim Beschleunigen aber allemal die Gesichtsfalten glatt.

mid/som

Nahezu jeder Mensch kennt sie, die berühmten ersten Worte von Neil Armstrong beim Betreten des Mondes. Und es gibt bestimmt noch zahllose wichtige Worte, Sätze und Reden von zahllosen weiteren Menschen, die unser aller Leben berühren und vielleicht sogar geprägt haben.

Doch einen Satz vergisst niemand so schnell. Genau den, wenn er zum ersten Mal beim neuen McLaren 570S Coupé das Gaspedal voll durchdrückt und die ersten vier Gänge durchbeschleunigt: "Oh mein Gott!"

Es kann durchaus zu Variationen kommen wie "Ach, Du Schande!" oder "Einfach unglaublich!" Wobei in den meisten Fällen der erste Vokal so sehr in die Länge gezogen wird, dass Tempo 100 schon längst überschritten ist. Bei einer Sprintfähigkeit von 3,2 Sekunden ist das aber auch kein Wunder.

Wenn nicht weitere 6,3 Sekunden später das andere Pedal getreten wird, war es das auch mit der 200er-Marke. Ein paar Augenblicke später ist dann auch die Höchstgeschwindigkeit von 328 km/h erreicht. Der Normverbrauch von 10,2 Litern auf 100 Kilometern ist dann natürlich nicht mehr zu schaffen.

Wenn Ende dieses Jahres der McLaren 570S als Coupé auf den Markt kommt, müssen sich andere Sportwagenhersteller in Acht nehmen. Es kommt nur selten vor, dass ein Sportwagen mit solch dynamischen Potenzial nicht nur als Alltagsauto beworben wird, sondern es auch tatsächlich ist.

Na gut, der Alltag eines Autofahrers, der sich einen ab 181.750 Euro teuren Wagen leisten kann, mag sich von dem vieler weiterer Autobesitzer unterscheiden - und das ist noch der Preis ohne Steuern. In Österreich summiert sich die Geldbörsen-Erleichterung dank NoVA & Co. schlussendlich auf rund 280.000 Euro.

Doch sollten die rohen Eier im 144 Liter kleinen Kofferraum unter der Motorhaube über Pflastersteine oder die heimische Kies-Auffahrt transportiert werden, ist das in dem rassig dreinschauenden Sportler kein Problem.

Das Zauberwort heißt hier adaptive Dämpfereinstellung. Und die ist für jeden Popometer deutlich spürbar. Noch wenige Minuten zuvor in der knallharten Track-Einstellung wird der 4,53 Meter lange Sprinter per Drehknopf zum gemütlichen Dauerläufer.

Für die gemeinen, steilen Auffahrten oder Bremshügel steht zudem eine Liftfunktion zur Verfügung, die den Vorderwagen bis Tempo 60 um vier Zentimeter anhebt.

Was ihn ebenfalls zum Every-Day-Use-Car macht, ist im Vergleich zu seinen Supersportwagenbrüdern ein erleichtertes Einsteigen. Geschafft hat es die Sportwagenschmiede durch ein neues Karbonfaser MonoCell-Chassis mit schmaleren Türschwellen.

Die nach vorn oben öffnenden Türen sind auch weiterhin ein echter Hingucker. Ohnehin ist der 1.440 Kilogramm schwere McLaren 570S, unabhängig von seiner Außenfarbe, ein auffallender Exot im Straßenverkehr.

Seine markanten (wenn auch bei allen McLaren weitgehend gleichen) Formen lassen schon auf den ersten Blick erahnen, was da unter der vergitterten Abdeckung hinter dem Cockpit lauert. Und das völlig zu recht. Denn genau dort arbeitet der 3,8 Liter große V8 mit 570 PS.

Sind sowohl die Motoren- als auch die Handling-Einstellungen auf Track gestellt, kann es losgehen. Ob mit Schaltwippen am ansonsten schalter- und knopflosen Lenkrad oder im Automatikmodus gefahren wird, spielt fast keine Rolle. Die automatische Gangwahl innerhalb des Siebengang-Getriebes ist äußerst realitätsnah.

Und wen es nach einem kurzen Zwischensprint dürstet, zieht kurz an der linken Wippe und lässt die Drehzahl in die Höhe schnellen. Damit selbst auf nasser Fahrbahn nicht ständig die Fahrtrichtung durch ungewollte 180 Grad-Drehungen geändert wird (Allradantrieb ist für McLaren aus Gewichtsgründen kein Thema), dafür steht eine sehr sportlich abgestimmte Traktionskontrolle parat.

Waren noch vor ein paar Jahren selbst leichte Drifts in einem McLaren undenkbar, wird es in der neuen Generation nahezu gewünscht, wenn nicht sogar zelebriert. Im Zusammenspiel mit der präzisen, fast schon kart-ähnlichen Lenkung bleibt der Fahrer dabei stets Herr über die gewünschte Fahrtrichtung.

Dass erst ab 5.000 Umdrehungen das maximal 600 Newtonmeter starke Drehmoment seine wahre Macht über die 20 Zöller ausüben kann, ist selbst für Sportwagen-Neulinge schnell zu erfahren. Genau dann setzt es sowohl einen mächtigen Tritt in den Rücken, als auch mächtig was auf die Ohren.

Der Sound des V8 kann sich hören lassen - vor allem in Tiefgaragen und Unterführungen. Obwohl Sounddesign kein Thema für McLaren ist, dient ja nicht der Performance.

Wer sich nach dem ersten brachialen Antritt vergewissern möchte, ob seine Frisur noch sitzt oder seine Falten tatsächlich glattgezogen wurden und somit das teure Botox eingespart werden kann, für den gibt es im neuen 570S Coupé eine Besonderheit. Denn er ist der erste McLaren mit einem Schminkspiegel. Ebenfalls zum ersten Mal existiert ein Handschuhfach im, zwei Frontscheibenwischer am Auto sowie eine Start-Stopp-Funktion.

Alles in allem wird das McLaren 570S Coupé mit Sicherheit dafür sorgen, dass die aktuelle Jahresverkaufszahl von 1.649 Einheiten schon 2016 deutlich ansteigen wird.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Festivals: Anreise und Co

Musik macht mobil

Auch wenn die Vorfreude groß ist und die Kumpels im Auto schon abgehen: Vorausschauende Fahrweise und besonders viel Rücksicht bringt alle am besten zum Festival der Wahl. Eine Anreise mit der Bahn ist ebenso eine Überlegung wert, ist einfach stressfreier.

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.

Pro und Contra – Diskussion auf Puls 4

Auf der Straße festkleben: Protest oder Zerstörungswut?

Vertreter aus der Politik, der Autofahrer-Lobby und von der Letzten Generation versuchen – vergeblich – auf einen grünen Zweig zu kommen: Wie kann man gemäßigt aber zielführend auf ein Thema aufmerksam machen, ohne zu (zu) drastischen Mitteln zu greifen?