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Offen für Hartgesottene

Spektakuläres Design und atemberaubende Dynamik, das Dach ist dabei entbehrlich - wir testen die zweite Generation des Audi R8 Spyder.

mid/brie

Donnergrollen auf Knopfdruck: Sobald der Daumen auf dem roten Startbutton am Lenkrad geparkt ist, meldet sich der V10-Saugmotor stimmgewaltig zu Wort. Als ob es darum ginge, den Nachbarn zu signalisieren, dass jetzt ein Ausritt mit dem Boliden ansteht.

Zum Glück beruhigt sich das 5,2-l-Triebwerk nach wenigen Kurbelwellenumdrehungen und wechselt vom Fortissimo in ein sonores Grummeln.

Der zweite Handgriff, mit dem der Schalter auf der Mittelkonsole zum Öffnen des Stoffverdeck hochgezogen wird, löst akustisch betrachtet eine eher diskrete Aktion aus: Innerhalb von 20 Sekunden hebt die ausgeklügelte und leichte elektro-hydraulische Verdeckmechanik das Stoffdach vom Windschutzscheibenrahmen ab und verstaut es fein säuberlich unter einer Carbonhaube hinter den beiden Sitzen.

Je nachdem, wie luftig es auf der Tour zugehen soll, kann der Fahrer nun sofort loslegen oder die kleine Heckscheibe aus der Schottwand hochfahren oder das im Kofferraum verstaute Windschott auspacken und mit wenigen Handgriffen montieren.

Die Windschottvariante beschert die geringsten Verwirbelungen im Innenraum, obwohl sich der Spyder keine allzu große Mühe gibt, die Luftbewegungen so stark zu reduzieren, wie man es von manchen mehr am Komfort orientierten Cabrios kennt. Der R8 ist nicht nur in dieser Hinsicht mehr der Offene für Hartgesottene.

Das beginnt schon bei der Motorleistung: 397 kW/540 PS warten darauf, gebändigt zu werden. Der Dompteur wird bei seiner Arbeit prima vom 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe unterstützt, das als Vermittler zwischen der Kraftquelle und dem Allradantrieb auftritt und seine Befehle entweder von der Automatik oder von den Schaltwippen am Lenkrad erteilt bekommt.

Je nach Mentalität kann der Fahrer mit vier Fahrprogrammen bestimmen, ob das quattro-Antriebssystem in die komfortable oder in die dynamische Richtung zielt. Ist das neue R8-Performance-Lederlenkrad an Bord, lässt sich über einen Drehschalter mit den Positionen dry, wet und snow das Handling noch präziser an die Straßen-Verhältnisse anpassen.

Aber das kennen wir ja schon vom geschlossenen R8 Coupé, das seit letztem Jahr in der zweiten Generation produziert wird. Steht sanftes Gleiten auf dem Programm schaltet der Antrieb beim Gaswegnehmen auf ungebremstes energiesparendes "Segeln" um, zudem werden im Teillastbereich fünf Zylinder stillgelegt.

Der R8 Spyder hat bei der Verwindungssteifigkeit der Karosserie um über 50 Prozent zugelegt - ein unglaublicher Wert, der nur durch tiefgehenden Maßnahmen in der Struktur und die Kombination aus kohlenstofffaser-verstärktem Kunststoff und Aluminium für die Karosserie erreicht werden konnte. Trotz der Verstärkungen bei Schwellern, A-Säulen und Frontscheibenrahmen hat der Spyder insgesamt um ein paar Kilogramm abgenommen.

Klar, dass der neue Audi den aktuellen Stand beim Infotainment offeriert. Von der Anbindung des Smartphone ans Bordsystem samt kabelloser Lademöglichkeit bis hin zum variablen Anzeigedesign im Armaturenbrett für Tacho, Drehzahlmesser und Navigationsdarstellung reicht die Bandbreite.

Einen besonderen Akzent setzt der Hersteller durch die Alternative zum Audi Sound System. Als Option ist eine Bang & Olufsen Anlage erhältlich.

Je zwei der insgesamt 14 Lautsprecher sind in die Kopfstützen integriert und ermöglichen so die kurzen Wege für Bordunterhaltung von der Klangausgabestelle ins Ohr und bieten dem Motorsound klangtechnisch Paroli.

Wer sich lieber am Opernklang des Fliegenden Holländers von Richard Wagner als am Motorsound des fast fliegenden Ingolstädters R8 delektiert: Das ist die Lösung.

Hochmotorisierte Fahrmaschinen wie diese müssen sich oft die Frage gefallen lassen: Braucht man so ein Auto überhaupt? Streng genommen sicher nicht. Aber ums Brauchen geht es letztlich nicht, wenn es genug Kunden gibt, die es einfach haben wollen.

Offensichtlich wollen sie: Vom Vorgängermodell (Coupé und Spyder) des R8 wurde rund 27.000 Stück verkauft. Deswegen bleiben die Marketing-Experten von Audi auch jetzt ganz entspannt, obwohl die Cabrio-Version mindestens mit 238.500 Euro (Deutschland: 179.000 Euro) zu Buche schlägt. Für diesen Betrag ist in der Basisversion zwar keine Keramikbremse inklusive - aber das Donnergrollen beim Anlassen.

Technische Daten Audi R8 Spyder

Zweitüriger offener Sportwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,43/1,94/1,24/2,65, Leergewicht: 1.720 kg, Tankinhalt: 83 l, Kofferraumvolumen: 112 l.
Motor: Zehnzylinder-Benzinmotor, Hubraum: 5.204 ccm, Leistung: 397 kW/540 PS bei 7.800/min, maximales Drehmoment: 540 Nm bei 6.500/min, 0-100 km/h: 3,6 s., Höchstgeschwindigkeit: 318 km/h, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 11,7 l Super Plus, CO2-Ausstoß: 277 g/km.
Österreich-Preis: ab 238.500 Euro (Deutschland: 179.000 Euro).

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