AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Spaß an der Front

BMW legt seine 1er-Reihe neu auf - erstmals ohne Hinterradantrieb. Kann der kompakten Bayer auch als Frontkratzer Spaß machen? Erster Test.

mid/me

Wieder geht eine Ära zu Ende. Die der hinterradgetrieben Kompaktwagen nämlich: Deren letzter Vertreter, die bislang 2,5 Millionen mal verkaufte BMW 1er-Reihe, wird ab der neuen, dritten Generation von der Vorderrädern angetrieben.

Das kostet, theoretisch, etwas Agilität, beispielsweise auf kurvigen Landstraßen. Den meisten Käufern des kleinsten Autos mit dem weißblauen Propeller-Emblem dürfte der damit verbundene leichte Verlust an Sportlichkeit egal sein, sie schätzen wahrscheinlich eher die Vorteile der Umstellung, die BMW aufzählt: Mehr Platz im Fond, in den Passagiere nun leichter einsteigen können, kein störender Kardantunnel und weniger Gewicht, was wiederum zu weniger Verbrauch führt.

Vorteil für BMW: Der 1er kann sich nun die Plattform mit Mini und den Van-Modellen der 2er-Reihe teilen, was die Kosten für Entwicklung und Produktion senkt. Was natürlich nicht dazu führt, dass der 1er nun zum Billigmobil würde: 29.450 Euro (Deutschland: 28.200 Euro) kostet das Basismodell 118i.

Dafür bekommt der Käufer einen Kompaktwagen mit gestrafftem Design - und einer nun tatsächlich gut nutzbaren Fond-Sitzbank. Die Zeiten, in denen Spötter den 1er als "Zweisitzer mit fünf Türen" bezeichneten, sind endgültig vorbei. Vorne blicken die Insassen auf ein High-Tech-Interieur mit allem, was auch die größeren Modelle der Bayern zu bieten haben (natürlich gegen Aufpreis): Da wäre das virtuelle Display, die Bedienung per Sprache, oder die Gestensteuerung - per Fingerzeig in der Luft lässt sich beispielsweise die Lautstärke der Audioanlage regeln.

Hat man sich daran erst mal gewöhnt, ist das eine durchaus nette Spielerei. Die Sprachsteuerung dagegen funktionierte bei der Testfahrt nicht immer zuverlässig. Zwar erhöhten die Klima-Automatik nach der Bemerkung "Hey BMW, mir ist kalt" die Temperatur, die Frage "Wie ist das Wetter in Hamburg?" beantwortete das System mit Navi-Hinweisen.

Die aus dem X5 bekannte Rückfahr-Automatik, die die letzten 50 Meter genauso wieder nach hinten fährt, funktionierte dagegen gut. Außerdem kann der stolze 1er-Besitzer seinen Wagen per Smartphone öffnen und starten, und diese Berechtigung auch an Friends and Family weitergeben.

Dazu gibt's zahlreiche Assistenzsysteme und ein hochwertig verarbeitetes Interieur. Im Grunde könnte der 1er als geschrumpfter 3er oder sogar 5er durchgehen - wenn da die Sache mit dem Frontantrieb nicht wäre. Doch bei dem haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet: Selbst bei zügiger Fahrt waren beim getesteten 118d mit 150 kräftigen Diesel-PS nahezu keine Antriebs-Einflüsse spürbar.

Möglich macht's eine aufwändige Motorsteuerung, die den Radschlupf begrenzt, also die für leistungsstarke Fronttriebler typisch frühe Neigung zum Durchdrehen der Vorderräder. Die dafür notwendige Berechnung findet nun direkt im Motor statt, was ihre Reaktion laut BMW drei bis fünfmal schneller macht.

Außerdem verweisen die Bayern auf ihre langjährige Erfahrung mit Frontantrieb beim Mini - soll bloß niemand glauben, die weißblaue Marke befahre mit dieser Technik Neuland. Jedenfalls ist dem Hersteller anzumerken, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Die Fahrwerkstechniker haben den Wagen so abgestimmt, dass er kaum untersteuert, geübte Fahrer können ihn, wenn sie denn wollen, sogar driften lassen.

Und wem das immer noch nicht genug der Sportlichkeit ist, der muss dann eben in ein Modell mit Allrad-Antrieb investieren, etwa den M135i xDrive. Die hohe Leistung seines Vierzylinders von 306 PS verteilt er bis zu 50 Prozent an die Hinterachse - trotzdem bleibt immer noch so viel Power für die vorderen Räder übrig, dass sie spürbar mehr am Lenkrad zerren als beim Diesel. Dazu kommt ein recht straffes Fahrwerk, das im Alltagsverkehr auch mal nerven kann.

Keine Frage: Das harmonischere Auto der beiden bislang gefahrenen Varianten ist der Diesel. Da passt dann auch der Fahrkomfort, und bei Bedarf kann es der BMW-Fahrer markentypisch auch mal zügig angehen lassen. Weitere Motorvarianten sollen folgen, für jede bietet BMW eine separate Fahrwerks-Abstimmung. So ist der 1er ein hochwertiger Kompaktwagen zu einem Premiumpreis - Singles, Paare und junge Familien, die ihn sich leisten können, werden ihre Freude an ihm haben.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Ein Schritt zurück ist zwei voraus

Das ist der neue VW Golf

Pünktlich zum fünfzigjährigen Jubiläum überarbeitet Volkswagen die achte Generation des Golf. Nicht zu viel wurde verändert, dafür aber zahlreiche wichtige Details.

Mit einem Fahrsimulator zur Entwicklung von neuen Reifen können nicht nur Zeit und physische Prototypen eingespart werden: Pirelli kommt damit auch seinem Ziel näher, bis 2030 CO2-neutral zu produzieren.

Diesel um 1,169 Euro? Ein Fehler!

Billigdiesel führt zu Ansturm auf Tankstelle

Am 29. Jänner fuhren zahlreiche Diesellenker nach Horn zum Spritsparen. Eine Tankstelle hatte einen fehlerhaften Preis ausgewiesen – erst am 30. Jänner in der Früh wurde der Lapsus bemerkt. Glück gehabt: Zurückzahlen müssen die Glücklichen die Differenz nicht.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

Festivals: Anreise und Co

Musik macht mobil

Auch wenn die Vorfreude groß ist und die Kumpels im Auto schon abgehen: Vorausschauende Fahrweise und besonders viel Rücksicht bringt alle am besten zum Festival der Wahl. Eine Anreise mit der Bahn ist ebenso eine Überlegung wert, ist einfach stressfreier.

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.