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Japanischer Phönix

Japan gehört zu den größten Automärkten der Welt. Krisen und Katastrophen haben den Markt stark geschwächt. Die Zeiten sind anscheinend vorbei.

mid/tl

2012 kauften Japaner 4.573.332 Neuwagen. Rund 50 Prozent mehr als Deutsche. 2011 war der japanische Automarkt im Schlepptau der Wirtschaftskrise und der Erdbebenkatastrophe um Fukushima implodiert. Die 43. Ausgabe der Tokyo-Motorshow, die zwischen dem 22. November und 1. Dezember rund 1,5 Millionen Besucher anlocken wird, beweist, dass Nippons Autobauer zwei Jahre benötigten, um wieder Aufwind zu erhalten.

Obwohl den rund 120 Millionen Japaner nur rund 30 Prozent ihrer Inselwelt als nutzbare Fläche zur Verfügung stehen, weil den Rest steile, schroffe Berge bedecken, teilen sie den raren Raum für ein Straßennetzt, auf dem sich am 31. Dezember 2012 exakt 59.421.009 Pkw tummelten. Seit 1911 ist die „Tokyo Motorshow“ das Schaufenster der Autoindustrie in Japan.

Nach dem zweiten Weltkrieg dauerte es bis 1954, bis sich die Verhältnisse der Nachkriegswirtschaft Nippons (so die wörtliche Übersetzung für „Land der aufgehenden Sonne“) soweit konsolidiert hatte, dass die Autobauer ihre erste Leistungsschau organisierten. Zu diesem Zeitpunkt waren auf dem seismisch vernachlässigten Archipel kaum 150 000 Pkw zugelassen.

Die folgenden rund dreieinhalb Jahrzehnte zelebrierte die japanische Wirtschaft ein Wunder des Wachstums, das praktisch alle Bereich umfasst und vielfach zur Marktführerschaft führte. Die Autoindustrie machte da keine Ausnahme. Mit dem Erstarken der Koreaner, Ende des letzten Jahrhunderts, dem rasanten Wachstum des chinesischen Marktes, und der Stagnation der heimischen Wirtschaft, erhielten Japans Autobauer einen Dämpfer, der 2011 nach kaum durchstandener Weltwirtschaftskrise durch die Erbebenkatastrophe einen empfindlichen Dämpfer erhielt.

Waren die Zulassungen 2010 mit 4.212.267 neuen Pkw für japanische Verhältnisse schon mager ausgefallen, brachen sie im folgenden Jahr auf 3.524.788 Neuwagen ein. Der Einbruch war nicht zuletzt eine Folge der anhaltenden Produktionsausfälle in der Erdbebenregion, die auch den japanischen Auto-Export extrem belastete. 2011 agierte die 42. „Tokyo Motorshow“ somit quasi unter „ferner liefen“.

Nun haben sich Toyota und Co. wieder emanzipiert. Freilich leidet die aktuelle Automesse, die Jahrzehntelang zu den wichtigsten der Welt gezählt hatte, unter der parallel verlaufenden Autoshow in Los Angeles, die sich inzwischen zu den bedeutendsten Ereignissen der Branche entwickelt hat. Darum fehlen in Tokyo vor allem die Exoten wie Ferrari, Rolls Royce oder Aston Martin. Auch VW wollte seinen Luxustöchtern Bentley, Lamborghini und Bugatti kein Ticket in die größte Stadt der Welt lösen.

Somit bleiben die Japaner 2013 in ihrer Metropole quasi unter sich, mit Ausnahme der erfolgreichen deutschen und europäischen Importeure. Traditionalisten und Fans der großen japanischen Autoschau werden in diesem Jahr die unglaublich zahlreichen futuristischen Studien vermissen, die diese Messe lange geprägt haben.

Was sich nun auf den Präsentationstellern dreht, stellt eher eine konkrete Zukunft dar. „Im Moment fehlen einfach die Mittel für Utopien“, stellt Helmut Bauer, deutscher Pressesprecher von Mitsubishi fest. Dass die Marke in ihrer Heimat eine Macht ist, demonstriert Mitsubishi mit gleich drei Studien, die die Richtung aufzeigen, in die sich der Hersteller in den kommenden Jahren formal und technisch entwickelt wird. Das Conzept XR stellt einen 4,32 Meter langen Crossover dar, der die Elemente eines SUV mit denen eines Coupés verbindet.

Dass solche Fahrzeugkonzepte funktionieren, hat der Evoque von Land Rover bereits eindrucksvoll bewiesen. Natürlich setzt Mitsubishi wie bei allen seinen Studien auf Hybridantriebe. Im Falle des Concept XR ist der Verbrennungsmotor ein aufgeladener Dreizylinder mit 1,1 Liter Hubraum. Ein Dreiliter-V6 übernimmt den Verbrenner-Part im Hybridantrieb des Mitsubishi Conzept GC, ein klassischer SUV, der aufzeigt wo die Reise beim Klassiker Pajero künftig hingehen wird. Der Concept AR ist schließlich ein 4,35 Meter langer Crossover, der zeigt, wohin sich Mini-Vans entwickeln werden.

Toyota als Markführer fährt gleich fünf Studien auf. Neben dem offenen GT86 und dem FCV als Limousine mit Brennstoffzellenantrieb und einem Konzept für ein japanisches Taxi, sorgen zwei seriennahe Konzepte für künftige Großraumlimousinen für Aufmerksamkeit. Der 4,71 Meter lange Voxy schließt die Lücke, die in Europa der Previa hinterlassen hat. Gut ein Zentimeter kürzer ist der Noah Concept, der als Stromlieferant für den Antrieb über eine Brennstoffzelle verfügt. Beide Modell plant Toyota 2014 auf dem heimischen Markt einzuführen.

Den gleichen Status der produktionsreifen Studie nimmt bei Subaru der Levorg ein, der ebenfalls 2014 kommt. Für den sportlich gestylten 4,69 Meter langen Kombi stehen zum heimatlichen Modellstart zwei Benziner mit 125 kW/170 PS und 221 kW/300 PS bereit. Der Levorg zeigt wie die Studie Cross Sport, ein sportlicher Crossover mit SUV-Genen, dass bei den Allradspezialisten die Zeiten des eher soliden und konservativen Designs vorbei sind.

Honda tritt auf breiter Front an. Die Studien umfassen ebenso die nächste Generation der Sportwagen NSX, wie die eines kleinen Cabrios. Technisch verabschiedet sich Honda Stück für Stück bei den Benziner von den hochdrehenden Saugern zugunsten kleiner aufgeladener Motoren. So wird künftig ein 1-Liter-Turbo die Leistungsklasse 1,8 Liter ersetzen, ein 1,4 Liter die Klasse der Sauger mit 2,4 Liter Hubraum.

Wie Suzuki seine lange Tradition erfolgreicher kleiner SUV fortsetzen will, zeigt die 4,15 Meter lange Studie iV-4 auf. Auch hier ist mit einer konkreten Umsetzung in absehbarer Zeit zu rechnen. Bei Nissan stechen unter anderem die Studien IDx Freeflow und IDx Nismo hervor. Der Freeflow verkörpert ein klassisches Coupé der Mittelklasse, dessen Design Anklänge an erfolgreiche Konzepte aus den Sechzigern und Siebzigern neu interpretiert. Der 4,1 Meter lange Zweitürer lässt sich mit Vierzylindermotoren von 1,2 Liter oder 1,5 Liter Hubraum motorisieren. Und wie das Ganze auf der Rennstrecke aussehen könnte, zeigt die Nismo-Variante.

Die Tokyo Motorshow zeigt eindrucksvoll, wie Japans Autobauer wieder frischen Mut fassen.

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