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BMW putzt den letzten 1er mit Längsmotor noch einmal richtig fein raus. Ein zukünftiger Klassiker? Wir testen den 190-PS-Diesel mit Allradantrieb.

Bernhard Reichel

In der Hälfte seines Lebens erhält der BMW 1er ein sauberes Facelift. Die zweite Generation war zwar merklich in alle Richtungen gewachsen, doch mit der Optik (Stichwort: "Insekten-Augen") konnten sich nicht alle Fans anfreunden. Nach dem Facelift darf auch der 1er wieder wie ein echter BMW aussehen.

Die äußeren Ecken der Nieren sind sportlich angespitzt worden, die Scheinwerfer schauen bayerisch drein, und am Heck investierte man auch ordentlich. Die schwungvolleren Rückleuchten sehen deutlich besser aus als die eckigen VW-Polo-Leuchten und reichen zweigeteilt nun auch bis in die Heckklappe.

Mit der Ausmerzung des Leuchtenexperiments wird schnell klar, dass der Rest nun wunderbar harmoniert. Erstmals sind die Scheinwerfer auch mit Voll-LED-Technik bestellbar. Der Innenraum wurde mit neuen Materialien weiter verfeinert. Die Bedienelemente fühlen sich haptisch gefälliger an.

Die Motoren wurden an die aktuelle Abgasvorschrift Euro 6 angepasst, das Basismodell 116i kommt nun erstmals mit drei Zylindern aus. Unserem Test stellt sich der 120d, die goldene Mitte im Selbstzünderprogramm.

Mit dem x-Drive-Allrad-Antrieb ist auch die 8-Stufenautomatik mit an Bord. Dem zwei Liter großen Vierzylinder-Turbodiesel sind 190 PS und ein spaßiges maximales Drehmoment von 400 Nm zu entlocken. In 6,8 Sekunden geht es auf Tempo 100. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit ist mit 222 km/h leicht zu merken.

Papier ist geduldig, so wollen wir mit dem letzten seiner Art rasch auf die Piste. Mit der kommenden 1er-Generation stellen die Münchner auf Quermotoren und Frontantrieb um. Allradantrieb wird aber auch dann verfügbar sein.

Die gewohnt tiefe Sitzposition findet man verlässlich auch im 1er vor. Der Innenraum ist eng geschnitten, dennoch bleibt ausreichend Kopffreiheit erhalten, auch in der zweiten Reihe. Die Sitze bieten in allen Lagen einen guten Kompromiss und sind auch langstreckentauglich. Das Kofferraumvolumen ist mit 360 Litern kompaktklassen-konform.

Den sportlichsten Vertreter stellt BMW auch in der Kompaktklasse. Überraschungen im Fahrverhalten haben wir bei einer Modellpflege nicht erwartet, doch das Fahrwerk wurde einen Tick komfortabler. Querfugen etwa filtert es angenehm heraus, zulasten der Sportlichkeit geht das erfreulicherweise nicht.

In Kombination mit dem heckbetonten Allradantrieb legt das Paket einen gewaltigen Auftritt hin. Der Grip und die Geschwindigkeit in Kurven machen fast süchtig. Die Lenkung mit sehr direkter Übersetzung dient perfekt als verlängerter Gehirnimpuls. Das ESP schreitet nur im Nassen oder bei fahrlässiger Nutzung ein. Das dick gefütterte Lenkrad liegt zudem tadellos in der Hand.

Die Kraftentfaltung erfolgt zugleich harmonisch und unmittelbar. Die Achtgang-Automatik stellt schnell den passenden Gang zur Verfügung. Ein DSG-Getriebe vermisst man hier nie. Spontane Überholmanöver passieren einen mit der Zeit des öfteren.

Die gute Dämmung auch bei höherer Geschwindigkeit und das damit verbundene geringere Geschwindigkeitsempfinden lassen keinen Zweifel daran, dass auch dieser 1er für die Autobahnen seines Heimatlandes gedacht ist.

Der Kompaktsportler kann auch völlig unverkrampft ganz anders. Selbst der Eco-Modus verdirbt nicht den Charakter. Das strengere Gaspedal vergewissert sich stets, ob wirklich mehr notwendig ist. Die Segelfunktion beeindruckt nach minimaler Kennenlernzeit mit hoher Effizienz und Feinabstimmung, was sehr spaßig sein kann.

In Notfällen lässt sich mit durchgetretenem Pedal auch im Sparmodus ordentlich Kraft abrufen. Schade, dass sich die Segelfunktion nur im Eco-Modus und die schwergängigere Lenkung nur im Sportmodus betreiben lassen. Auch sonst erleichtert der 1er den Alltag, seien es die dezenten Warngongs, die tolle Musikanlage oder die gute und zugfreie Klimaanlage.

Mit getesteten 5,9 Litern liegt der 120d x-Drive zwar über dem Normverbrauch von 4,3 Litern, dennoch ist dies ein guter Wert in Relation zur Leistung und dem Zusatzgewicht in Form von Allradantrieb und zahlreichen Testwagen-Extras.

Die Serienausstattung wurde hier unter anderem um Regensensor, Klimaautomatik, BMW Professional Radio und iDrive Bediensystem samt 6,5-Zoll-Bildschirm erweitert. Für 690 Euro ist neuerdings ein adaptiver Tempomat mit Stop & Go-Funktion erhältlich.

Mit fünf Türen und x-Drive kostet der 120d mindestens 36.200 Euro. Die zusätzlich angetriebene Vorderachse macht etwa 2.200 Euro aus. Für unsere M-Sport-Linie legt man 41.319 Euro auf den Tisch. Etwa 1.300 Euro sollte man ins Österreich-Paket-Plus investieren. Neben der empfehlenswerten variablen Sportlenkung beinhaltet dieses auch LED-Scheinwerfer und Einparkhilfe.

Plus
+ Fahrwerk
+ Lenkung
+ Bremsen
+ Motor
+ Getriebe
+ Verbrauch

Minus
- Preis
- nur mit Automatik bestellbar

Resümee
Fahrwerk, Lenkung, Bremsen, Kraftentfaltung - als Gesamtpaket perfekt abgestimmt. Zumal für alle, die fallweise auch mal den Weg als Ziel haben. Lässt man den 1er-typisch knapp geschnittenen Innenraum außen vor, findet man kaum Schwächen. Das hat jedoch leider seinen Preis.

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