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Intensiviert

Der Renault Espace hat sich vom klassischen Van-Design verabschiedet. Ob er immer noch praktisch ist, testen wir anhand des 160-PS-Diesels.

Georg Koman

Laurens van den Acker hat einen Lauf. Der Renault-Designchef lässt derzeit ein wohlgeformtes Exemplar nach dem anderen vom Stapel: Espace, Talisman, Mégane...

Den Startschuss der "Da schau her!"-Designoffensive bildete der neue Espace. Als Van-Vorreiter war er vier Generationen lang dem Ladevolumen verpflichtet. Design? Eher zweckorientiert.

Ganz anders der Neue mit seinen ungewohnten, aber äußerst stimmigen Proportionen: riesige Räder, hohe Gürtellinie, flache Seitenscheiben. Ein Van mit einem Schuss SUV.

Damit der neue Espace trotz höherer Bodenfreiheit (16 Zentimeter statt bisher 12), 17-19 Zoll großen Rädern und reduzierter Höhe (1,68 statt 1,76 Meter) weiterhin Platz für sieben Personen bietet, erstreckt er sich über eine Länge von 4,86 Metern und ist mit 1,89 Metern auch ordentlich breit geraten.

Raumschiff-Design pur im Innenraum: Dort findet man eine schwebende Mittelkonsole (Renault nennt sie gar "flying Console"), die nach oben hin in einem 8,7 Zoll großen, hochkant platzierten Touchscreen mündet. Über die Menüführung lassen sich fast alle Bedienelemente steuern.

Insgesamt sehr intuitiv – Smartphone-User fühlen sich in Sekundenschnelle wie zu Hause. Wer den Dreh-Drück-Knopf bevorzugt, kann damit ebenso alles bedienen, der befindet sich griffgünstig weiter hinten in der Mittelkonsole.

In der Topausstattung "Initiale Paris" gibt es zehnfach elektrisch verstellbare Vordersitze mit Massage-Funktion. Doch auch die Sitze der von uns getesteten Ausstattung "Intens" sind langstreckentauglich, allenfalls könnten die Sitzflächen länger sein.

In Reihe zwei sitzt man auf drei Einzelsitzen. Deutlich enger geht es naturgemäß auf den zwei optionalen Sitzen in Reihe drei zu (Aufpreis: 1.071 Euro), die dennoch einen menschenwürdigen Einstieg und Transport bieten.

Im großen, aber nicht mehr riesigen Laderaum (247/680 bis 2.101 Liter Volumen) finden sich Bedienknöpfe, mit denen man die hinteren Sitzgelegenheiten auf einmal oder einzeln umklappen kann. Will man sein Publikum beeindrucken, kann man das Klapp-Spiel auch über den Touchscreen spielen.

Spurhalte-, Totwinkel-, Fernlicht- und Notbrems-Assistent sowie die meist treffsichere Verkehrszeichen-Erkennung sind beim "Intens" serienmäßig, einen Abstandsregel-Tempomat (allerdings erst ab 40 km/h) gibt es samt Head-up-Display um 693 Euro.

Letzteres wird nicht in die Windschutzscheibe eingespiegelt, sondern verfügt über eine ausfahrbare Projektionsfläche. Frei von Spiegelungen ist die riesige Frontscheibe trotzdem nicht.

Nette Features sind auch das Fahrerlebnis-Individualisierungssystem "Multi-Sense" und die Vierradlenkung "4Control". Ersteres ist serienmäßig und lässt einen zwischen Programmen wie "Comfort", "Eco" oder "Sport" wählen, man kann die Funktionen aber auch selbst konfigurieren - und so von der Federungshärte (mit adaptivem Fahrwerk) über das Ansprechen von Motor und Getriebe bis zum Motorsound sein Fahrerlebnis feinjustieren.

"4Control" lässt um 2.520 Euro Aufpreis - als Bestandteil des "Dynamikpakets" inklusive adaptivem Fahrwerk und 19-Zöllern - die Hinterräder per Aktuator ein paar Grad mitlenken: Bei niedrigen Geschwindigkeiten in die Gegenrichtung der Vorderräder (für mehr Agilität), bei hohen Geschwindigkeiten in die gleiche Richtung (für mehr Stabilität).

Die Folge: In der Stadt erfreut man sich an verringertem Wendekreis und gesteigerter Agilität, auf der Autobahn fühlt sich der Espace stabil und angenehm seitenwind-unempfindlich an.

Für den Espace gibt es nur 1,6-Liter-Turbomotoren. Zwei Diesel mit 130 und - wie getestet - 160 PS, einen Benziner mit 200 PS. Der 160-PS-Diesel ist wohl der ideale Schnittpunkt aus Dynamik und Vernunft, die sanft und trotzdem zügig schaltende Sechsgang-Doppelkupplungsautomatik EDC ist bei ihm serienmäßig.

Die Leistung samt 380 Nm Drehmoment ab 1.750 Touren reicht für einen 0-100-Sprint in 9,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit lautet 202 km/h. Durchaus gute Fahrleistungen, auch für hohe Zuladung gibt es genügend Schmalz.

Der Nominalverbrauch von 4,6 Litern entspricht 120 Gramm CO2-Emission pro Kilometer, ein Argument für Dienstwagenfahrer. In der Testpraxis waren es 5,9 Liter - ebenfalls ein sehr ordentlicher Wert.

Der faire Preis für den 160-PS-Diesel mit Automatik in der mit Voll-LED-Scheinwerfern, Navigationssystem, Touchscreen, Dreizonen-Klimaautomatik, Einparkhilfe vorne und hinten, Tempomat, fixem Glasdach, schlüssellosem Zugang, 18-Zoll-Alus und den oben erwähnten Assistenzsystemen hervorragend ausgestatteten Version "Intens" lautet 41.600 Euro.

Plus
+ durchzugsstarker, verbrauchsarmer Dieselmotor
+ großzügiges Raumangebot
+ gutes Handling, vor allem mit "4Control"
+ bereits als "Intens" komplett ausgestattet
+ sehr gelungenes, eigenständiges Design

Minus
- trotz erhöhter Bodenfreiheit keine Allrad-Option
- eingeschränkte Motorenauswahl

Resümee
Die mutige Idee, den Renault Espace vom Van ein Stückchen in Richtung SUV zu pushen, wurde enorm stimmig umgesetzt. Man kann sich wieder Vorreiter nennen, ohne die praktischen Werte geopfert zu haben. Weitere Pluspunkte: braver Verbrauch, komplette Ausstattung, angesichts des Gebotenen fairer Preis.

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