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Avanti!

605 PS, 5 vollwertige Sitzplätze, 1.680 Liter Kofferraumvolumen. Wie sich diese Kombination anfühlt, testen wir anhand des Audi RS 6 performance.

Text: Johannes Toth
Fotos: Johannes Toth, Niklas Toth

Wenn die anderen Fahrzeuge des Fuhrparks nur zwei Sitze haben, es zu kalt für unsere Cabrios ist, oder wir einfach etwas Bequemes für Alltag und Familie brauchen, dann würden wir uns den Audi RS 6 Avant performance aus der Garage holen lassen - Cristiano Ronaldo macht es schließlich auch nicht anders.

Peinlich auffällig ist der RS 6 keineswegs, aber er signalisiert sofort, dass er keinen Zweiliter-Diesel unter der Haube hat. Allein die 21-Zoll-Wagenräder mit den optional rot-lackierten Bremssätteln flößen Respekt ein. In Kombination mit den ausgestellten Radhäusern, den Schwellerverbreiterungen und den muskulösen Stoßfängern ergibt sich ein aggressiv-verspoilerter Look, der den Tuningfirmen kaum Verbesserungsmöglichkeiten lässt und auf der Autobahn die linke Spur freimacht.

Innen ist alles mehr gediegen elegant als aufgeregt sportlich. Wir sitzen auf wunderschönem Ledergestühl in hellem Mondsilber mit serienmäßiger Wabensteppung in Felsgrau. Der Seitenhalt der vielfach elektrisch verstellbaren RS-Sportsitze ist perfekt und macht Vorfreude auf die nächsten Bergstraßen. Bedienkonzept und Instrumenten merkt man allerdings an, dass die nächste Generation des A6 schon in der Entwicklung steckt, und mit dem "performance"-Modell der Markt noch einmal angeheizt werden soll.

Die Armaturen sind herrlich analog und dreidimensional. Zwischen Drehzahlmesser und Tacho gibt’s ein Mäusekino, wo Fahrzeuginformationen und -steuerungen oder zum Beispiel die Karte des Navigationsgerätes eingespielt werden können. Der zweite Screen – auf dem Armaturenbrett – klappt beim Motorstart heraus und beim Abstellen wieder ein.

Es ist an der Zeit, endlich den Startknopf zu drücken. Besonders zum Kaltstart schlagen wir vor, die Fenster herunterzulassen. Mit leicht erhöhter Drehzahl beginnt der V8 genussvoll zu brabbeln und zu bollern. Beim Einlegen der Fahrstufe „D“ empfiehlt es sich, fest am Bremspedal zu stehen. Da das Drehmoment des Vierliter-V8 bereits bei erhöhter Leerlaufdrehzahl enorm ist, beginnt der Wagen ansonsten leicht anzurollen.

Wir fahren los und die 8-stufige Tiptronic schaltet ruckfrei durch. Der große Motor ist relativ rasch warm und wir wollen´s wissen. Pedal to the metal, wie die Amis sagen. Was dann folgt, trifft uns nicht ganz unerwartet, ist trotzdem in äußerstem Maße erfreulich und lässt sich etwa so beschreiben: „Die Kist'n raucht mörder an!“.

Wobei entsprechender Respekt vor soviel geballter Kraft immer geboten ist. Wenn auf der Landstraße beim Überholen erst mit bereits leicht eingeschlagenen Rädern Vollgas gegeben wird, möchte das Heck gern auch mal erster sein.

Solche Tendenzen werden von der Elektronik im Ansatz zugelassen, danach jedoch rasch weggeregelt. Sofern nicht der Dynamik-Modus aktiviert ist, der auch größere Driftwinkel zulässt. Aufmerksamkeit fordert außerdem die breite Bereifung, die allzu gern ausgefahrenen Spurrillen folgt und eine strenge Hand fordert. Die Federung kann von "Comfort" auf "Dynamic" gestellt werden, ist dann naturgemäß sehr hart. Mit den Wippen am Lenkrad kann der sportliche Fahrer bei Schaltvorgängen eingreifen und hat beim Beschleunigen nicht bloß „viel“ sondern dann halt „sehr viel“ Drehmoment zur Verfügung.

In Zahlen: bei 160 km/h dreht der Achtzylinder gerade mal 2.400 U/min. Um die knapp über zwei Tonnen Edelmetall entsprechend nach vorn zu boosten, hilft mehrmaliges Runterschalten und ab die Post. Wobei der Geschwindigkeitszuwachs gerade im hohen Geschwindigkeitsbereich affenartig schnell ist. Ein baldiges persönliches Kennenlernen diverser Zivilstreifen ist so nur schwer zu vermeiden.

Der Fahrer eines gewöhnlichen Audi RS 6 Avant muss für 146.850 Euro mit 560 PS sowie 700 Nm Drehmoment auskommen, schafft Tempo 100 in 3,9 Sekunden und wird bei Tempo 250 von der Elektronik eingebremst.

Weil das der finanzstarken Kundschaft nicht genug war, hatten die Tuner Hochsaison. Da Audi den Tuning-Kuchen lieber selbst vernascht, bietet man nunmehr auch das "performance"-Modell zum Basispreis von 155.390 Euro an. Hier wird die Leistung auf 605 PS und 750 Nm angehoben, womit nur mehr 3,7 Sekunden bis zum Landstraßen-Limit vergehen.

Um die Endgeschwindigkeit auf 280 bzw. 305 km/h anzuheben, kann der Family-Racer mit dem Dynamikpaket und dem Dynamikpaket plus nachgeschärft werden. Doch selbst die 305 km/h sind noch elektronisch limitiert.

280 km/h kommen um 6.706 Euro mit Dynamiklenkung, Sportfahrwerk zur Reduzierung der Nick-und Wankbewegungen und Matrix LED-Scheinwerfern. Magische 305 km/h erwirbt man um 18.630 Euro, wobei zusätzlich noch Keramikbremsen mit an Bord sind.

Wenn jetzt noch jemand zögert: Als Entscheidungshilfe spendiert Audi in beiden Fällen einen automatisch abblendenden Innenspiegel, der im einfachen RS 6 - im Gegensatz zu vielen Mittelklassewagen - nicht serienmäßig ist. Der Preis unseres fein ausgestattenen Testwagens lag mit Assistenz Paket, Headup-Display, Panorama-Glasdach, RS-Sportabgasanlage und einigem mehr bei 178.038 Euro.

Um Verbrauchs- und Emissionswerte zu verbessern, werden vier der acht Zylinder je nach Fahrzustand im Teillastbetrieb abgeschaltet und verbrennen somit keinen Treibstoff. Der Normverbrauch beträgt damit erstaunlich niedrige 9,6 l/100 km. Bei verhaltener Fahrweise kommt man mit 12,5 Litern durch, im teils spaßbetonten Test lag der Schnitt bei 14,6 Litern.

Plus
+ bärenstarker, zudem drehfreudiger Motor
+ alltagstauglicher Groß-Kombi mit den Fahrleistungen eines Sportwagens
+ das Design ist so dezent wie möglich, und nur so auffällig wie nötig
+ Verbrauch angesichts des Gebotenen im Rahmen
+ Toter-Winkel-Warner blinkt nicht im Außenspiegel, sondern besser sichtbar am Spiegelrahmen

Minus
- Verkehrszeichenerkennung nicht immer zuverlässig
- in extremen Fahrsituationen kann selbst der RS 6 sein hohes Gewicht nicht verleugnen

Resümee
Audi gibt mit dem zur Zeit stärksten am Markt erhältlichen Kombi ein ordentliches Statement ab und zeigt den deutschen Kollegen, wo der Hammer hängt. Die Sportwagen-Fahrleistungen sorgen für mächtig Spaß, können aber schnell gefährlich für den Führerschein werden, da der RS 6 performance nur mit der Disziplin eines buddhistischen Mönchs im gesetzlichen Rahmen bewegt werden kann - dann läuft er dank Zylinderabschaltung meist nur auf vier Töpfen und verbraucht verhältnismäßig wenig.

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