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Gib mir fünf

Der neue BMW 5er steht in den Schauräumen. Um die Benchmark-Qualitäten des Oberklasse-Bayern zu überprüfen, testen wir den 340 PS starken 540i.

Text und Fotos: Johannes Toth

Der 5er ist nach dem 3er das wichtigste Modell von BMW. In der 7. Generation seit 45 Jahren angeboten, wollen die Bayern hier jedes mal aufs Neue beweisen, was sie drauf haben und was technisch alles geht.

Designtechnisch sind die neuen Entwürfe – ausgenommen vom Chris-Bangle-Design im Jahr 2004 – immer schon eher gefällig als auffällig und setzen die Linien des Vorgängers gekonnt in Richtung Zukunft fort. Das Klotzen überlässt man der M-Abteilung oder gleich den Tunern.

Auch der neue mit der BMW-internen Bezeichnung G30 ist optisch nur dezent überarbeitet worden. Auf den ersten Blick. Wenn wir aber genauer hinsehen, erkennen wir einiges Neues. Vorn die breiteren Nieren, hinter denen sich eine lammellenförmige Abdeckung jalousienartig öffnet, sobald der Motor mehr Kühlbedarf hat. Daneben leuchten uns die jetzt serienmäßigen LED-Scheinwerfer den Weg.

An der Seite hinter den Vorderrädern finden wir Kiemen – in Bayern nennt man das Air Breather – die den Fahrtwind an den Vorderrädern kanalisieren und mithelfen, den Luftwiderstandsbeiwert auf einen Limousinen-Bestwert von 0,22 cW zu verbessern. Zwei Sicken ziehen sich sehr straight über die gesamte Fahrzeuglänge und strecken das Fahrzeug. Am Heck dann ein Spoiler-Lipperl – oder besser: eine Abrisskante – auf dem Kofferraumdeckel und je eine Auspufföffnung rechts und links, in welche der Mitbewerb künftig schauen soll.

Das Interieur bietet feine Materialien, die Bedienfunktionen sind markentypisch selbsterklärend und intuitiv. Die Armaturen sind zwar digital, wirken aber durch echte Einfassungen und analoge Darstellung angenehm klassisch. Der Screen in der Mitte ist nun größer und zeigt eine aktualisierte Grafik. Der optionale Display Schlüssel wurde vom 7er an den 5er weitergereicht. Er hat ein Touch-Fläche, informiert auch aus der Ferne über verschiedene Statusdaten des Fahrzeugs und wird per Induktion in der Mittelkonsole aufgeladen.

Rundum ist das Modell eine Spur gewachsen, die Gesamtlänge beträgt nun 4,94 Meter. Das kommt vorwiegend den hinteren Passagieren und dem Kofferraumvolumen von nunmehr 530 Litern zugute. Unter dem Blech bzw. Aluminium sind die Neuerungen jedoch bei weitem gravierender. Eine Vielzahl an großteils optionalen Assistenten sorgt für unsere Sicherheit oder Bequemlichkeit und sie soll uns langsam auf autonomes Fahren vorbereiten.

Die serienmäßige Personenwarnung mit City-Bremsfunktion soll Kollisionen mit Fußgängern aktiv verhindern helfen oder zumindest die Aufprallgeschwindigkeit reduzieren.

Im optionalen "Driving Assistant Plus"-Paket sind eine Riesenmenge weiterer Fahrerassistenzsysteme enthalten: Aktive Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion, Verkehrszeichen- inkl. Überholverbotsanzeige, Speed Limit Assist, Lenk- und Spurführungs-, Spurwechsel- und Spurhalteassistent mit aktivem Seitenkollisionsschutz, Querverkehrswarnung hinten, Prävention Heckkollision, Ausweichhilfe, Kreuzungswarnung und Falschfahrwarnung.

Fehlt da nicht ein Assistent, der beim Erlernen der Assistenzsysteme assistiert? Nicht nötig, die meisten Systeme arbeiten schützend im Hintergrund und melden sich bei Bedarf. So zum Beispiel die Vorfahrtswarnung.

Nähert man sich einer Stopptafel zu forsch, meldet sich das System mit einem Pfeifton und einem roten Stoppschild im Headup-Display. „Ich hab´s übersehen, Herr Inspektor!“ geht also nicht mehr durch, sollte das Auge des Gesetzes BMW-affin sein.

Die Night Vision-Funktion (Bild oben) um rund 2.000 Euro arbeitet wie ein Nachtsichtgerät und schaltet den Screen auf Schwarz-Weiß. Am Display werden Menschen oder Tiere, die als solche erkannt werden, gelb dargestellt. Das System lenkt einen der beiden Scheinwerfer auf das Lebewesen, in weiterer Folge gibt es Warnsymbole sowie -töne an den Fahrer und die Bremsanlage wird in Bereitschaft gesetzt.

Je größer die Buben, desto größer ihr Spielzeug. Waren wir früher stolz auf unsere ferngesteuerten Autos im Maßstab 1:10, so können wir heute unseren großen 5er optional mit dem Display Schlüssel starten, einparken und ausparken. Macht Sinn beim Parallelparken in engen Garagen oder Parklücken. Wirklich fernsteuern kann man das Auto aber nicht, weil nur Mortorstart sowie, Vor- und Zurückfahren möglich ist. Bei Hindernissen stoppt der 5er oder weicht ihnen selbstständig aus - nach rund 25 gefahrenen Metern ist aber in jedem Fall Schluss mit der Vorstellung.

Vorläufig müssen wir beim Fahren also noch vorne im Auto sitzen. Macht nichts – ist uns in diesem Wagen sowieso lieber. 340 PS und 450 Nm aus drei Litern Hubraum treiben die nur 1.670 kg mit Allrad in 4,8 Sekunden auf 100 km/h.

Klingt enorm, fühlt sich souverän und unspektakulär an, denn die Kraft entfaltet sich sehr dezent und geschmeidig. Der 6-Zylinder lässt sich gerne hochdrehen und wirkt dabei keineswegs angestrengt.

Im Gegenteil: das scheint der Maschine genausoviel Genuss zu bereiten wie dem Fahrer. Dabei ist der Motor – zumindest innen – sogar bei hohen Drehzahlen kaum hörbar.

Das Fahrwerk und die Federung bügeln schlechte Landstraßen glatt, während die formidable 8-Gang-Steptronic jederzeit ruckfrei schaltet. Auf Wunsch auch über die Lenkradwippen.

In flotten Kurven krallt sich der xDrive mit allen vier Pirelli Sottozero in den Asphalt, was insbesonders auf schadhaftem, kurvigem Terrain eine Freude ist. Und die optionale M-Sportbremse sorgt mit den blauen Mehrkolben-Bremssätteln und den riesigen Bremsscheiben dafür, dass die Fuhre zur Not auch ordentlich negative Beschleunigung aufbaut.

Laut BMW ist mit einem kombiniertem Verbrauch von 6,9 Litern Super zu rechnen, wir kamen im Test bei ganz braver Fahrweise auf 7,9 Liter, forciert gefahren auf 11,2 Liter.

Wenn das Vergnügen vorbei ist, das Spielzeug wieder abgestellt werden muss, und das Ausstattungspaket Parking Assistent Plus an Bord ist, kann man den 5er zum Spaß selber einparken lassen. Muss man aber nicht. Was beim Rangieren in jedem Fall hilft, ist der Remote 3D View, der das Auto und seine Umgebung aus verstellbarer, schräger Vogelperspektive hochauflösend von außen zeigt. Irgendwie spooky.

Sehr löbliches Convenience-Detail: Beim Abstellen des Motors via Stop-Knopf springt der Schalthebel automatisch in die Stellung „P“ – ohne den anderswo üblichen Hinweis am Display: „Stellen Sie den Hebel auf P“. Nicht unerwähnt lassen wollen wir das exklusive Bowers & Wilkins Sound-System um rund 4.800 Euro, das nicht nur famos klingt, sondern auch illuminierte Lautsprecher aufweist. Diese können im Zusammenspiel mit der Ambientebeleuchtung je nach Begleitung und Stimmung farblich verändern werden.

Als Einstiegsmodell in die Welt der neuen 5er gibt es den 520d mit 190 Diesel-PS um 50.400 Euro. Ein 540i mit 340 PS ist ab 65.650 Euro zu haben. Damit er so böse aussieht und soviel kann wie unser allrad-getriebener Testwagen, ist ein - idealerweise schwarzer - Koffer mit 115.333 Euro zum Händler mitzubringen.

Plus
+ jede Menge Assistenzsysteme, BMW-typisch aber auch deaktivierbar
+ große Limousine die sich gemütlich, aber auch sehr sportlich fahren lässt
+ drehfreudiger und durchzugstarker Sechszylinder-Turbomotor
+ nach wie vor bestes Bedienkonzept und Menüsteuerung
+ Spracheingabe funktioniert optimal

Minus
- nur Wasser-, aber kein Ölthermometer
- die optionale Gestensteuerung funktioniert nicht immer perfekt

Resümee
Ja, der neue BMW 5er setzt wieder Benchmarks für seine Klasse und die darüber. Wobei sehr viele Benchmarks erst mithilfe der Zubehörliste dazufinanziert werden müssen. Wer elegant, bequem aber manchmal trotzdem sportlich unterwegs sein möchte, wird in dieser Klasse um den neuen 5er nicht herumkommen.

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