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Ausgereift

Wie knackig der VW Golf nach seiner aktuellen Verjüngungskur ist, und ob man ihn noch als Diesel kaufen soll, klären wir in unserem Test.

Bernhard Reichel

Wie doch die Zeit vergeht: Die siebente Generation des VW Golf ist bereits seit 2012 unterwegs und erfreute sich erst jetzt einiger Optimierungen. Neben ein paar verjüngenden Optik-Details gibt es neue Extras im Innenraum und neue Motoren für die Basis.

Auch neue oder überarbeitete Assistenten zogen ein, wie etwa ein Stauassistent, der bis 60 km/h lenkt und denkt. Überhaupt ganz neu in der Kompaktklasse ist der Anhängerrangierassistent. Wir schnappen uns für den Test den immer noch beliebten Zweiliter-Diesel mit 150 PS.

Das Charakteristischste am zarten Gesichtslifting sind die Augen, die nun mit optionalem LED-Licht ein klareres Inneres samt zwei L-förmigen Chromleisten bieten. Die teure Änderung der Bleche verbirgt man geschickt, wer genau vergleicht, erkennt, dass die Scheinwerfer nun etwas weiter in die Kotflügel ragen. Der untere Lufteinlass erfreut sich ebenfalls eines sportlicheren Auftritts.

Das Heck ziert eine klarer gezeichnetes Heckleuchtendesign in serienmäßiger LED-Technik und eine neue Heckschürze mit integrierten Auspuffrohrattrappen. Diese haben immerhin den Vorzug, nie schmutzig zu werden.

Good Lack - neue Farben gibt es auch. Unser Testwagen schimmert im aktuell modisch wiederentdeckten Grau, hier "White Silver Metallic" genannt. Ebenfalls erhältlich: "Kurkumagelb Metallic", das den Golf zu Gold macht.

Im aufgewertetem Innenraum fällt vor allem der größere und nun 6,5 Zoll große Touchscreen auf. Gegen Aufpreis bietet dieser auch 9,2 Zoll und fordert die Drehregler für Lautstärke und Menüführung als Opfer. Deren Rolle übernimmt dann die Gestensteuerung.

Wie schon in Passat, Tiguan & Co. lässt sich nun auch beim Golf der Tacho voll digitalisieren und entsprechend freier konfigurieren. Sonst fühlt man sich wie eh und je.

Alles ist logisch angeordnet, viele Ablagen, gute Materialwahl und Verarbeitung - da scheppert nichts. Auch beim Platz- und Kofferraumangebot muss sich der Golf nicht vor jüngeren Rivalen verstecken. 380 bis 1.270 Liter lassen sich über die niedrige Ladekante einfüllen.

Der Startknopf ist tief unten in der Mttelkonsole positioniert, der harmonisch runde und besser gedämmte Lauf des vierzylindrigen Selbstzünders entschädigt dafür schnell. Spritzig geht es voran. Die sechs Gänge des manuellen Getriebe lassen sich knackig und präzise verwalten, die Kupplung lässt ein gutes Gefühl zu.

Kraft ist für die meisten Situationen mehr als ausreichend vorhanden. Wer will, kann auch sehr schaltfaul unterwegs sein, kein Wunder bei beachtlichen 340 Nm Drehmoment. Nur allzu untertourig mag es das Triebwerk gar nicht. Wer das ohnehin nicht vorhat, erreicht Tempo 100 nach flotten 8,6 Sekunden, bei 216 km/h wäre dann Schluss.

Trotz unbeschwerten Alltagsfahrstils meldete der Bordcomputer einen Realverbrauch von sehr guten 5,4 Litern, was ziemlich nahe an den versprochenen 5,1 Litern liegt. Im Golf kommt der Motor noch ohne Harnstoffeinspritzung (AdBlue) aus.

Auch Lenkung und Bremsen arbeiten tadellos und zeigen einen gelungenen Spagat aus Souveränität und Sportlichkeit. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, hält sich aber im Alltag mit Wankbewegungen angenehm zurück und macht besonders viel Freude beim scharfen Abbiegen.

Auch das automatische "Auto hold" (ruckfreies Aktivieren und Deaktivieren der elektrischen Handbremse im Stil einer Berganfahrhilfe) und das schnelle Start-Stopp-System sind komfortable Helfer.

Nicht immer erfreulich ist die Spielerei mit der Annäherungsensorik der Menüführung. Dabei muss man warten, bis die Menüpunkte aufscheinen oder sich vergrößern, sobald die Hand nahe am Bildschirm ist. Obendrein ist der Bildschirm noch zu tief unten positioniert.

Der adaptive Tempomat macht seine Aufgabe gut. Randnotiz: Er weigert sich, bei mehr als 80 km/h ein anderes Auto rechts zu passieren. Gesetzeskonform, selbstverständlich. Dennoch beschleicht einen das Gefühl fortschreitender Fahrer-Entmündigung - nicht nur bei VW, ganz generell.

Der Zweiliter-TDI mit 150 PS und manuellem 6 Gang-Getriebe startet als "Rabbit" bei 26.880 Euro, für das 7-Gang-DSG werden weitere 2.000 Euro fällig. Als fein bestückter "Highline" kostet er zumindest 28.830 Euro.

Kleiner Auszug aus der Aufpreisliste: Das digitalsierte Cockpit "Active Info Display" kostet 641 Euro, Voll-LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht gibt es für 1.556 Euro, Panoramadach für 1069 Euro, das sportliche R-Line-Paket für 2.855 Euro, die empfehlenswerte Rückfahrkamera für 227 Euro, schlüsselloser Zugang kostet 371 Euro und Sprachsteuerung 212 Euro.

Plus
+ Der Golf blieb auch nach dem Facelift ein Golf
+ gute Fahrleistungen, geringer Verbrauch
+ angenehm-souveränes Fahrverhalten
+ solides Raumangebot für Personen und Gepäck
+ exzellente Verarbeitung, gute Materialqualität

Minus
- Annäherungssensorik für Menüführung lenkt ab

Resümee
Das Paket des VW Golf aus 2012 war noch immer so stark, dass beim Facelift nicht allzuviel zu ändern war. Die kleinen Optik-Retuschen samt LED-Licht sind präzise gesetzt, die optionalen neuen Touch- und Infotainmentsysteme werden viele als Spielerei einordnen. Der 150 PS-TDI glänzt mit Kraft und gutem Realverbrauch.

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