CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Elefantenrunde

Beim Zündapp-Treffen zum 100. Geburtstag der Kultmarke auf Schloss Sigmaringen reisen die berühmten grünen Elefanten dutzendweise an.

mid/jub

Im Jahr 1917 entstand mit Zündapp (Zünder- und Apparatebaugesellschaft GmbH) eine Firma, die rund 70 Jahre lang die gesamte Palette an motorisierten Zweirädern abdeckte - vom Kleinkraftrad bis zum Schwergewicht. Das gelang sonst keinem anderen Hersteller.

"Motorrad für jedermann" war die Devise, Zündapp bot Mobilität für Kunden auf der ganzen Welt an. Die sprichwörtliche Zuverlässigkeit der Fahrzeuge mit kraftvollen Motoren sprach Fahrer mehrerer Generationen an. 30 Jahre nach der Schließung des Werkes ist Zündapp unvergessen und genießt bis heute weltweit Kultstatus.

Clubs, Interessen-Gemeinschaften und Foren quer durch die Zündapp-Szene feierten jetzt den 100. Geburtstag. Rund 1.200 "Zündappianer" aus ganz Europa und Übersee kamen mit ihren Schätzchen nach Sigmaringen, wo die Organisatoren der Brauerei Zoller-Hof ein eigenes Zündapp-Museum unterhalten. So viele Exponate wie nie zuvor präsentierten sich der Öffentlichkeit.

Allein der Zündapp KS601 Club war mit 60 "grünen Elefanten" angereist. Das jährliche Clubtreffen wurde von Pfingsten auf Himmelfahrt verschoben, um in Sigmaringen zum Jubiläum präsent zu sein. Auch der Zündapp Veteranen Club aus den Niederlanden war mit etlichen Mitgliedern und Motorrädern vor Ort. Die Holländer kamen sogar mit einem eigenen "Fritten-Stand".

Dem Publikum wurde einiges geboten, von Motorwanderungen auf eigene Faust mit den Bikes über einen Geschicklichkeits-Parcours auf dem Gelände bis zur Möglichkeit, das Zündapp-Museum zu besichtigen. Das Schloss Sigmaringen, Sitz der von Hohenzollern, diente als Fotokulisse für die Oldtimer. Vom geführten Fahrzeugkonvoi ging es zur Modellpräsentation. In jeder Kategorie wurde das schönste Exponat gewählt.

Zu bestaunen gab es alle, wirklich alle von Zündapp jemals hergestellten Zweiräder. Angefangen bei den Viertakt-Boxer-Motorrädern: Die Zündapp S 500 mit 13 kW/18 PS aus dem Jahr 1930, daneben eine SS 500 mit 16 kW/22 PS aus dem Jahr 1931, die K 500 mit 12 kW/16 PS aus dem Jahr 1933 und die K 600 mit 11 kW/15 PS von 1933. Ein Traum ist die K 800 mit 16 kW/22 PS von 1937, und als sehr seltenes Exponat war die Zündapp KS 500 mit 18 kW/24 PS vertreten, die im Zeitraum 1936 bis 1939 produziert wurde. Außerdem vor Ort: die KS 600 mit 21 kW/28 PS, gebaut von 1938 bis 1941 und dann wieder von 1949 bis 1950.

Die schweren Seitenwagen-Kräder wie die KS 750 mit 19 kW/26 PS und serienmäßigem Rückwärtsgang - gebaut von 1940 bis 1948 - gaben sich im Dutzend die Ehre. Der absolute Favorit der Zündapp-Fetischisten ist und bleibt aber wohl die KS 601. Sage und schreibe 80 "grüne Elefanten" gaben sich ein Stelldichein.

Auch die Zweitakt-Motorräder wie zum Beispiel die KS 125 Sport - mit 13 kW/17 PS und gebaut von 1973 bis 1974 - und die KS 175 mit 13 kW/17 PS aus den Jahren 1979 bis 1982 waren mit von der Partie. Nicht zu vergessen die Motorroller wie die Bella R 175 S mit 8 kW/11 PS von 1961 bis 1964 produziert, immer noch eine Augenweide für den Betrachter.

Zum 50-jährigen Bestehen der Firma 1967 wurde das rasante Sportmodell KS 50 Super Sport vorgestellt. Seit 1980 gab es eine neu geschaffene Leichtkraftrad-Klasse mit den Modellen KS 80 und KS 80 Touring. Als letzte Modellreihe wurde die KS 80 Sport/Supersport 1984 vorgestellt. Jedes Modell war in Sigmaringen vertreten.

Bei den Leichtkrafträdern gab es besondere Schätze wie beispielsweise die KS 50 watercooled mit 5 kW/6 PS aus dem Jahr 1977. Und die Kleinkrafträder-Fraktion dominiert die Combinette S mit 1 kW/2 PS aus dem Jahr 1958. Was viele nicht wissen: 1950 wurde die Nähmaschinen-Produktion in das neue Zündapp-Werk nach München verlegt.

1953 wurde der erste Mopedmotor ausgeliefert und die Ur-Combinette kam auf den Markt. 1954 folgte die Erweiterung des Lieferprogramms auf Bootsmotoren, dann wurden 1956 die ersten Combinetten mit 3-Gang-Motor gebaut.

Neben Rasenmähern und Nähmaschinen gab es auch ein einziges Automobil bei Zündapp, den Janus (Bild oben). Das war ein Rollermobil, bei dem der Beifahrer auf der Rückbank tatsächlich rückwärts sitzen musste. Die Sitzbänke zusammengeklappt ergeben eine Liegefläche für zwei schmalbrüstige Personen. Irre.

Was macht den Mythos Zündapp aus? Die Fahrzeuge sind bodenständig, schnörkellos und bestechen durch wunderschönes Design - das erinnert uns daran, dass oft die unkompliziertesten Dinge die besten sind.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Trotz Wetterkapriolen auch heuer ein Highlight

Ennstal-Classic 2023: Die Zusammenfassung

Ein neues Reglement, das noch mehr Spannung versprach, ein Wiederholungssieger, mit dem zu rechnen war und Wetterkapriolen, die es den Teilnehmern schwer machten, erfolgreich durchzukommen. Das waren die Ingredienzien der 31. Auflage der Ennstal-Classic 2023.

11. Rallye Historiale in Brunn am Gebirge

Bruno und das alte Eisen

Der Österreichische Motor Veteranen Verband organisierte am 29. September die Historiale, Start und Ziel waren im Bruno, dem Veranstaltungszentrum von Brunn am Gebirge.

Die Antwort vor der Frage

Helden auf Rädern: Citroën AX Electrique

Die Zeiten kleiner, leichter, leistbarer Elektroautos scheinen langsam erst wieder in Mode zu kommen. Dabei waren viele Firmen vor Jahrzehnten schon auf dem richtigen Weg. Leicht hatte es der Citroën AX Electrique trotzdem nicht.

Theorie und wilde Wahrheit

Video: Project Tawny, Teil 6

Heute ist der große Moment: Nach letzten Restarbeiten soll der Elan das erste Mal anspringen. Wie groß die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis aber sein können, kam im Laufe der Startversuche immer mehr ans Tageslicht.

Die Rache der Kamele

Helden auf Rädern: Sabra Sussita

Wo vor rund 50 Jahren überall Autos gebaut wurden, ist in der zentralisierten Industrie der Moderne kaum vorstellbar. So gab es auch in Israel einst zivile Herstellung, wobei der Sabra streng genommen ein halber Brite war.

Die große Fehlersuche

Video: Project Tawny, Teil 7

Angesprungen ist unser Lotus Elan schon einmal, aber nicht so wie geplant. Erst nach langer Fehlersuche gab es einen ersten Muckser, doch wie kam es dazu? Wir begeben uns auf Spurensuche und fanden Dinge, die gefehlt haben. Und solche, die zu viel waren.