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Helden auf Rädern: Plymouth Prowler

Es war einmal in Amerika

Ein Hot Rod ab Werk zu kaufen? Klingt verlockend! Im Endeffekt scheiterte der Plymouth Prowler aber an der einfallslosen Umsetzung und wurde zum Abgesang einer großen Marke.

Roland Scharf

Von den großen Drei aus Detroit – GM, Ford und Chrysler – war Letzterer eigentlich immer der spannendste. Die Chrysler Corporation schlitterte von einem Höhenflug meist direkt in ein finanzielles Megadebakel, und genau so wild schlingernd waren deren Autos. Einst dicke Hemi-V8, dann Vierzylinder mit Frontantrieb und Einheits-Plattform. Dann aber wieder das kreative Erwachen in den 1980ern, vor allem mit dem ersten Voyager, der die Van-Welle miterfand. Ja und das gab den finanziellen Aufschwung, in den weichgespülten 1990ern so richtig die Sau rauszulassen.

Man denke nur an das Wahnsinnsprojekt Viper mit dem V10-Motor und mehr als acht Liter Hubraum. Designer waren seinerzeit die coolsten Hunde im ganzen Haus, da sie fast Narrenfreiheit hatten. Nur wie so oft, prallten deren hochtrabenden Ideen auf die Niederungen der technischen Umsetzung. Und schon sind wir mitten drin in der Geschichte des Plymouth Prowler. Mitte des Jahrzehnts dachte man sich, es wäre doch cool, nicht einfach nur einen Retro-Sportler zu bauen, sondern gleich eine ganze Marke wiederzubeleben, um jüngere Käuferschichten anzusprechen. Plymouth war zwar schon lange tot, aber man könnte sie ja mit einem Knall zurück ins Leben befördern. Und zwar mit dem Prowler – einem Hot Rod, den man sich einfach so beim Händler kaufen kann.

Hot Rod, ein Phänomen der US-Popkultur aus den 1950ern, by the way. Man nahm sich alte Coupés aus den 30er-Jahren, schnitt das Dach ab, legte sie tiefer, baute V8-Motoren ein, ließ kreativ also seinen Vorstellungen freien Lauf und prägte somit einen Teil der amerikanischen Autokultur. Jahrzehnte später waren die Basisfahrzeuge aber schon rar und teuer, zudem müsste man ja selbst schrauben können, daher war die Idee durchaus interessant, sich seinen eigenen Hot Rod einfach beim Dealer ums Eck zu holen.

Man ging wirklich ambitioniert an das Thema heran. Die Einzelradaufhängung steuerte die Viper bei, der Motor war der übliche 3,5-Liter-V6 aus diversen Konzernprodukten, und die Lenkung nahm man sich vom Voyager – der übrigens in neuer Auflage auch als Plymouth laufen sollte, genau so wie der PT Cruiser, aber zu deren Schicksalen später mehr. Obwohl man jedenfalls versuchte, so viele Gleichteile wie möglich zu verwenden, mussten für den Prowler dennoch 60 Prozent neu entwickelt und produziert werden. Der Rahmen aus gebogenen Aluminiumrohren etwa war zwar cool, aber natürlich sauteuer in der Fertigung, ebenso die ganzen Karosserieteile, die Scheinwerfer, die Instrumentierung natürlich und so weiter.

Um die Kosten zumindest einigermaßen im Griff zu haben, wählte man wie gesagt den V6-Motor, wobei streng genommen jeder bei Chrysler spätestens da schon hätte wissen müssen, dass das Projekt keinen Erfolg haben konnte. Denn das Herzstück eines jeden Hot Rod, das sinnigste Element dieser Jugendbewegung, war nun mal ein großer V8 mit dem typischen Blubbern und Brummen – all das konnte der Prowler nicht bieten. Entsprechend verhalten war die Publikumsreaktion bei der Präsentation 1997. Eh super, könnte man die Geschichten der Pressevertreter von damals zusammenfassen. Aber so wirklich begeistert war eigentlich keiner. Eine Corvette zum Beispiel war kaum teurer, hatte aber die begehrten acht Zylinder und war zudem deutlich schneller, hm.

Schnell erkannte man das Problem bei Chrysler und ließ nur nach einem Produktionsjahr (und nicht einmal 500 Stück) eine Facelift-Variante folgen, die über den neuen Vollalu-Sechszylinder verfügte, der zumindest 258 PS leistete. Man versuchte weiters, die fehlenden zwei Zylinder durch lustiges Zubehör auszugleichen. Etwa einen Anhänger, der wie eine Mini-Version des Plymouth-Hecks aussah, aber da befanden wir uns schon im Bereich der Jahrtausendwende, also in jener Zeit, als Mercedes Chrylser schluckte und mit DaimlerChrysler einen Weltkonzern formen wollte. Und da war für eine lustige Jugendmarke kein Platz mehr.

Man stampfte Plymouth also wieder ein, ließ den Voyager als Chyrsler laufen, den PT Cruiser ebenso, ja und den Prowler, den verkaufte man im letzten Produktionsjahr 2002 einfach als Chrysler Prowler. Zumindest versuchte man es. Aber nach insgesamt 11.702 Exemplaren war Schluss – genau so wie mit der kreativsten Phase von Chrysler.

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